
Der dritte Saisonsieg und damit der Anschluss ans Mittelfeld der EuroLeague ist geschafft: Die Bayern-Basketballer haben das traditionell unangenehme Auswärtsspiel bei Frankreichs Meister ASVEL Villeurbanne 75:74 (42:33) gewonnen, vor 5.600 Zuschauern entschieden in den Schlusssekunden ein Defensiv-Play von Andreas Obst und ein letzter Offensiv-Rebound von Niels Giffey den Krimi von Lyon. Bester Werfer war Kapitän Vladimir Lucic mit 13 Punkten.
Der FCBB – weiter ohne Zipser, Walden, George und Sisko – begann konzentriert und führte im zweiten Viertel schon mit 17 Punkten. Obst hatte zur Pause bereits vier Dreier versenkt, sein Team bis dahin die Rebounds (am Ende: 35:34) kontrolliert. Ein Bruch in der Offense im dritten Abschnitt (11:20) nahm den Münchnern ihren Vorsprung. In den letzten Minuten geriet die Partie der Tabellennachbarn zum Nervenspiel, welches das Team um Topstar Nando De Colo (15) trotz eines letzten Wurfs zum Sieg verlor. Die Bayern trafen 15 von 16 Freiwürfen.
Die Bayern reisen am Donnerstag weiter an die Côte d’Azur, in Monaco treffen sie am Freitag (19 Uhr/MagentaSport) auf den EuroCup-Gewinner von 2021, der trotz des 93:96 gegen Tabellenführer Fenerbahce mit 6:3 Siegen weiter in der Spitzengruppe rangiert. Nächstes Heimspiel ist das BBL-Derby am Sonntagnachmittag gegen Würzburg (27.11., 15 Uhr).
ASVEL Lyon-Villeurbanne - FC Bayern Basketball 74:75 (33:42)
FCBB:
Vladimir Lucic (13 Punkte), Nick Weiler-Babb (12, 5 Assists), Andreas Obst (12), Augustine Rubit (10, 6 Rebounds), Isaac Bonga (7, 5 Rebounds), Ognjen Jaramaz (7), Niels Giffey (7), Cassius Winston (3), Othello Hunter (2, 7 Rebounds), Freddie Gillespie (2, 5 Rebounds), Elias Harris, Niklas Wimberg (n.e.)
Topscorer ASVEL:
Nando De Colo (15 Punkte)
Schiedsrichter
Damir Javor, Carlos Peruga, Robert Vyklicky
Zuschauer
5.560
Die Punkteverteilung nach Vierteln (Sicht des FCBB): 25:15, 17:18, 11:20, 21:22
Zahlen & Fakten - Zweier-Quote: 42 % (FCBB) // 37 % (Lyon); Dreier-Quote: 42 % // 52 %; Freiwurf-Quote: 94 % // 75 %; Rebounds: 35 // 34; Assists 12 // 15; Ballverluste: 13 // 12
Die Stimmen:
Andrea Trinchieri: „Wir hatten sehr gute 15 Minuten zu Beginn, haben gut verteidigt, den Ball im Angriff gut bewegt. Danach hatten wir meiner Meinung nach nicht die Disziplin, um die Notwendige zu tun. Wir begannen mit individuellen Aktionen und man muss das verstehen, weil mehrere unserer Spieler noch nie in der EuroLeague aufgelaufen sind. Ich verstehe das, aber das war eben das Problem. So haben wir es verpasst, mit 15 oder 18 Punkten Vorsprung in die Halbzeit zu gehen. Das dritte Viertel von uns war tragisch, mental und physisch kam wenig, wir waren passiv. Es wurde somit zu einem neuen Spiel, auch weil Asvel gut verteidigt hat. Wir waren schlampig, haben oft den Ball verloren. In den letzten Minuten war es sehr schwer, aber wir fanden den Weg, erneut das Momentum zu holen. (…) Obasohans Wurf hätte uns killen können, doch wir sind dann mental im Spiel geblieben. (…) Das Beste heute ist das Resultat, doch es gibt noch viel Arbeit und noch viele Videoclips, die wir unseren Spielen zeigen müssen. Doch wenn du gewinnst, ist es einfacher für einen Trainer, Dinge zu korrigieren.“
Vladimir Lucic: „Das ist ein wichtiger Sieg gegen ein physisches, talentiertes Team. Ich glaube, wir hatten ein paar großartige Momente in der ersten Hälfte, später sind wir nervös geworden. Das Wichtigste ist aber: Nachdem wir einige Spiele in den letzten Sekunden verloren haben, haben wir uns heute diesen Sieg gesichert. Jetzt müssen wir uns auf das nächste Spiel hier in Frankreich vorbereiten. Sie haben defensiv ihr Spiel gespielt, haben über das ganze Feld Druck gemacht, waren physisch und haben so das Selbstvertrauen für die Offense bekommen, wo sie ein paar schwere Würfe getroffen haben. Aber am Ende haben wir irgendwie einen wichtigen Sieg für uns herausgeholt.“
Augustine Rubit: „Der Schlüssel war, dass wir als Team zusammengeblieben sind. Wir haben insgesamt eine gute Defense gespielt. Dieser Sieg ist sehr wichtig, wir wollen nicht zu viel Abstand nach vorn zulassen. Aber unsere Teamchemie stimmt und jetzt gehen wir weiter zum nächsten schweren Spiel.“
Das Spiel:
Cassius Winston, der begann, Elias Harris und Niklas Wimberg standen nach halbwegs überstandener Grippe wieder im Kader. Das erste Viertel war durch die Initiative von Lucic und die perfekte Wurfleistung von Obst geprägt. Zu Beginn des zweiten Abschnitts intensivierte Asvel erkennbar die Aggressivität in der Defense, die Abschlüsse gerieten schwerer. Jaramaz‘ Dreier zum 32:20 beruhigte die Lage in der Astroballe-Arena, Obst mit seinem vierten Treffer und Lucic per Dreier legten sogar auf 40:23 nach (16.) – die höchste Führung. Doch De Colo führte Asvels Konter an, ein 10:0-Lauf brachte auch das Publikum zurück.
Rubits Freiwürfe zum Sieg
Die Bayern passten bis Mitte des dritten Viertels sehr gut auf den Ball auf, ließen ihn bis dahin auch gut laufen. Doch die Fehler häuften sich jetzt und die Franzosen verteidigten gut, kamen über ihren 2,21-m-Center Fall auf 46:49 heran (28.) – ehe Mathews am Ende eines 12:0-Runs tatsächlich den Ausgleich zum 49:49 erzielte. Die Dreierquote der Münchner sank, in der Crunchtime des letzten Viertels wechselte die Führung fast mit jedem Angriff. Der Gast traf vor der Linie, dann nahm sich Nick Weiler-Babb ein Herz aus der Distanz – 64:62 (36.).
De Colo traf allerdings ebenfalls und legte mit Freiwürfen nach, 66:71 mit weniger als drei Minuten auf der Uhr. Die Bayern kämpften und drehten alles, wobei Giffey einen Dreier holte, aber ein wilder Dreier von Obasohan mit Ablauf der Wurfuhr sorgte für Münchner Entsetzen (73:74/40.). Zwei Freiwürfe von Augustine Rubit waren die letzten Punkte, ehe Obst und Giffey wichtige Aktionen hatten. Ein letzter Turnover der Bayern blieb zum Glück ohne Folgen, die Münchner rissen erleichtert die Arme hoch.
Fotos: Stickel