Gordon Herbert, Andi Obst und Niels Giffey vom FCBB
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Die Bayern triumphieren 90:60 für Spiel 4

Sweet Home! Die Bayern-Basketballer haben entgegen allen Prognosen und trotz großer Personalsorgen den Anschluss in den Playoff-Finals hergestellt und die Berliner Titelfeier zunächst abgesagt: Die Mannschaft von Cheftrainer Andrea Trinchieri triumphierte bei Alba vor 14.500 Zuschauern - darunter Klubchef Herbert Hainer - nach einer fantastischen ersten Halbzeit 90:60 (52:33).

Somit kommt es am Sonntag, 15 Uhr, im Münchner Audi Dome beim Stand von 1:2 zu einem vierten Endspiel mit der Chance zum Serienausgleich.

Tickets für Finale 4

Radosevic im Krankenhaus

Der FCBB-Kader ergab sich in Berlin von selbst: Leon Radosevic befindet sich seit Mittwoch im Krankenhaus wegen einer schweren Fieberinfektion, der vierte fehlende Starter neben Lucic und den Dauerverletzten Hilliard sowie Walden. Der Rest traf jedoch wildentschlossen auf, überraschte Alba mit einem 21:10-Start (8.). Bis auf 44:22 (17.) setzte sich ein mit Euphorie aufspielender Gast ab.

Alba scorte nur am Brett, die Defense ließ bis zur Pause von außen fast nichts zu (1/12 Dreier) und kontrollierte die Rebounds (20:13). Doch würden die Kräfte reichen? Yes! Über 67:40 (28.), 72:46 (30.) und 84:52 (35.) stellte die Truppe um die Topscorer Weiler-Babb (19) und Thomas (19) die Halle weitgehend ruhig.

Alba Berlin - FC Bayern Basketball 60:90 (33:52)

FCBB:

Deshaun Thomas (19 Punkte/4 Dreier), Nick Weiler-Babb (19 Punkte), Othello Hunter (13), Nihad Djedovic (10 Punkte/6 Rebounds), Augustine Rubit (9/7 Reb), Gavin Schilling (6 Punkte), Andreas Obst (5), Ognjen Jaramaz (5), Zan Mark Sisko (2 Punkte/6 Assists), Paul Zipser (1 Punkt), Joshua Obiesie (1) und Jason George

Topscorer Berlin:

Oscar Da Silva (15 Punkte)

Schiedsrichter

Robert Lottermoser, Gentian Cici, Christof Madinger

Zuschauer

14.500

Die Punkteverteilung nach Vierteln: (aus Sicht des FCBB): 23:15, 29:18, 20:13, 18:14.

Zahlen & Fakten - Zweier-Quote: 52% (FCBB) // 53% (Berlin); Dreier-Quote: 35% // 10%; Freiwurf-Quote: 90% // 91%; Rebounds: 42 // 27; Assists: 18 // 14; Ballverluste: 10 // 16

Die Stimmen:          

Andrea Trinchieri: „Gratulation an meine Spieler, wir waren mit dem Rücken zur Wand und haben eine sehr gute Leistung gezeigt. Ich weiß aber genau um die Lage und bin sehr realistisch – ich weiß, dass wir die Party nur verschoben haben. (…) Ich bin da vielleicht nihilistisch, aber ich denke, man konnte es riechen: Die Party war da und ich glaube, dass wirklich keiner dachte, dass wir gewinnen könnten – außer den 50 Personen rund um mein Team und deren Familien. Ich weiß, in welcher Situation wir weiter sind, denn uns fehlen zu viele Puzzleteile. Aber wir wollten einfach nicht aufgebeben.  (…)

Wir haben wieder ohne einen zusätzlichen Spieler gespielt, der im Krankenhaus ist. Aber wir wollten den Kampf trotz einer neuerlichen Sache nicht aufgeben, die wir nicht kontrollieren können. Wir haben mit guter Energie gespielt und das Spiel definiert die Kultur meiner Spieler und unserer Organisation: 2:0, wir kommen hierher in eine volle Arena, ohne vier Spieler unserer Starting Five – aber wir haben gekämpft, nicht auf die Anzeigetafel geschaut. Jetzt sehen wir uns in weniger als 48 Stunden wieder und ich weiß, wie hart das wird. (…)

Jetzt steht es 1:2, sie haben immer noch den Matchball. Aber wenn du verlierst und dann mit 30 gewinnst, hast du dich schon etwas verbessert in Sachen, die dir vorher sehr wehgetan haben. (…) Nick ist unsere Stütze, er hat großartig gespielt. Doch das ist ein Sieg des Teams und bis Sonntag müssen wir versuchen, irgendwie zu regenerieren. Ich muss meine Spieler in einen Kokon packen, damit sie etwas mehr Energie haben, denn davon haben wir heute sehr viel verbraucht. (…) Alba wird am Sonntag laufen, sie werden Dreier werfen und mit anderem Tempo spielen. Sie sind tiefer besetzt, in besserer Verfassung, haben alle wichtigen Spieler dabei. Aber ich bin happy mit dem, was ich habe. (….)

Zur Vorbereitung auf das Spiel haben wir uns gar nicht so viel mit Basketball beschäftigt, sondern mit der Bewusstmachung der Situation. Wir waren fast draußen, das ist die Wahrheit, und haben überlegt, was wir tun können. Manchmal in diesen Situationen ergibt es keinen Sinn, sich damit zu beschäftigen, wie schlecht man war, sondern alle Energie zusammenzukratzen. (…) Leon ist immer noch im Krankenhaus, bei ihm weiß ich es nicht. Aber Lucic kann sicherlich nicht spielen (am Sonntag). Aber ich bin sehr happy mit dem, was ich habe.“

Nihad Djedovic: „Ich bin ehrlich gesagt sehr erleichtert. Wir wussten, dass wir mit dem Rücken zur Wand hierherkommen und dass es schwer wird. Die Halle war ausverkauft und alles war gegen uns, aber wir haben es geschafft, Charakter zu zeigen und das Spiel zu gewinnen. Wir sind mit einem gar nicht so ausgeprägten Gameplan in das Spiel gegangen, wollten vor allem frei und mit Energie aufspielen. Als Leon Radosevic kurz vor der Abfahrt auch noch ausgefallen ist, mussten wir noch mehr zusammenstehen, und ich glaube, wir haben ein gutes Spiel gezeigt. Das Wichtigste ist aber: Wir haben Charakter gezeigt. Nach Spiel zwei haben wir gar nicht so viel miteinander gesprochen. Wir hatten ein paar Meetings, aber alles war ohne Video-Analyse rein auf die Motivation ausgerichtet. Wir haben uns vorgenommen, dass wir nicht 0:3 ausscheiden und die Serie nach München bringen. Das haben wir geschafft, und jetzt werden wir morgen ausruhen und am Sonntag wieder angreifen.“

Israel González: „Bayern hat ein sehr gutes Spiel gemacht. Sie waren sehr viel besser und haben alles besser gemacht als wir. Sie haben besser gereboundet, geworfen und verteidigt. Wir waren teilweise wie gelähmt und haben uns freie Rebounds nicht gegriffen. Und wir konnten uns keine guten Würfe erspielen. Bayern ist eine stolze Mannschaft, die schon in vielen schwierigen Situationen war und diese gut gemeistert hat. Sie hatten eine sehr gute Kommunikation und sehr klare Rollen. Wir müssen von der Niederlage lernen und uns wieder dran erinnern, was für eine gutes Team wir sind und welche gute Chemie wir haben. Wir müssen im Spiel in München unsere Identität wiederfinden und viel besser spielen. Es wird ein sehr schweres Spiel.“

Das Spiel:

Nick Weiler-Babb, Ognjen Jaramaz, Nihad Djedovic, Deshaun Thomas und Augustine Rubit sollten auf Geheiß von FCBB-Coach Trinchieri als Starter den Grundstein für einen besseren Auftakt in Spiel drei legen. Direkt nach der zweiten Niederlage hatte Trinchieri ja als Motto ausgegeben, dass Aufgeben niemals eine Option ist. Ein wesentlicher Unterschied zu Spiel zwei ergab sich nach zwei Minuten, denn da übernahmen die Münchner durch ein Drei-Punkt-Spiel von Rubit die Führung - 5:4. Die Bayern legten einen entschlossenen 11:0-Lauf aufs Parkett, die Berliner Fans rieben sich die Augen (13:4/5. Spielminute). Der FCBB verteidigte aufmerksam und beweglich, in der Offensive sorgte Hunter für Wirbel. Nach dem ersten Viertel führte der Playoff-Teilnehmer in der EuroLeague mit 23:15.

Die Münchner kämpften großartig, was nicht nur am 5:0-Auftakt in Viertel zwei abzulesen war, sondern vor allem an den Rebounds. Auch die Dreier fielen, der FCBB vergrößerte den Vorsprung auf 33:17 (13.). Kleinere Fehler kratzten an der Stabilität, so hämmerte Rubit einen Dunking daneben. Weiler-Babb stoppte den 5:0-Lauf Berlins mit zwei sicheren Freiwürfen (35:22/15.). Thomas und Hunter hauten die Dreier rein und ein sich die Augen reibender Berliner Coach Israel Gonzales nahm die Auszeit (31:22/16.). Das Momentum war auf Seiten der Münchner, Luke Sikma sorgte für Treffer der Hauptstädter (46:26/17.). Die Bayern ließen kein bisschen nach und hielten den Kontrahenten deutlich auf Distanz, Alba suchte nach Rhythmus, fand ihn aber nicht. Nach 20 Minuten lagen die Münchner 52:33 vorne.

Bayern gewinnt erstmals klar das Rebound-Duell

Zur Freude der mitgereisten Münchner Fans war die Konzentration ihres Teams weiterhin auf einem Top-Level. Den Berlinern, die sich natürlich viel vorgenommen hatten, wurde keine Entfaltung gestattet (56:36/24.). Alba blieb konsequent ohne Rhythmus, der Vorsprung bei 20 Punkten (60:40/26.). Weiler-Babb war nach einem Steal von Obst vorne wie der Blitz und stopfte den Ball mit Schmackes in den Korb, gleich danach folgte der Dreier von Obst zum 65:40 (27.). Das Publikum beruhigte sich angesichts der Dominanz der Gäste deutlich hörbar. Berlin versuchte das Aufbäumen, aber der bärenstarke Nick Weiler-Babb stellte die Führung mit einem energischen Drei-Punkt-Spiel nach 30 Minuten auf 72:46.

Der FCBB spielt wie aus einem Guss

Die Münchner strotzten jetzt vor Selbstbewusstsein und konterten die Korberfolge Berlins trocken und beeindruckend entschlossen. Vor allem Deshaun Thomas drückte der Partie mit acht Punkten in Folge erneut seinen Stempel auf - das Spiel war längst entschieden (82:50/34.). Die Münchner verteidigten bis zum Schluss höchst aufmerksam, vorne wurde flott und variabel gepasst und außerdem um jeden Ball gekämpft. Coach Trinchieri gab Schilling, Obiesie und Zipser reichlich Spielzeit - alle bedankten sich mit einem Eintrag in der Scorerliste. Allein das Mitwirken von Zipser auf dem Parkett zaubert den Basketballfans ein Lächeln ins Gesicht. Ein Kantersieg mit 30 Punkten mit dem Rücken an der Wand und in einer brechend vollen Halle auswärts, Chapeau!

Diesen Schwung gilt es mitzunehmen in den mit Sicherheit bebenden Audi Dome am Sonntag.

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