





Am Ende entschieden die Nerven und sie werden jetzt noch mehr gefragt sein: Die Bayern-Basketballer verloren auch ihr zweites Heimspiel gegen die Telekom Baskets Bonn, diesmal 80:83 (47:48) – sie haben damit ihren mit zwei Auswärtssiegen erarbeiteten 2:0-Vorsprung eingebüßt. Die Entscheidung über den Endspiel-Teilnehmer fällt nun im fünften Playoff-Halbfinale, das am kommenden Mittwoch (08.06.) ab 20:30 Uhr in Bonn stattfindet.
Der FCBB wird eine Fanfahrt anbieten, Infos folgen am Dienstag.
Der Hauptrunden-Zweite verlangte den Münchnern im dritten engen Spiel der Serie abermals alles ab und griff im letzten Viertel entschlossen zu. Die Münchner gestatteten den Rheinländern vor gut 5.700 Fans im brodelnden Audi Dome nach der Halbzeit ein paar Offensivrebounds zu viel, hatten zudem etwas mehr Ballverluste und Fehlversuche von der Freiwurflinie.
Beide Teams warfen zu Beginn hochprozentig, die Gastgeber führten 26:24 nach dem ersten Abschnitt. Bonn hatte Vorteile aus der Distanz, in der Münchner Verteidigung fehlte im Eins-gegen-eins etwas Zugriff (44:48/20.). Allein vor der Pause wechselte 20 Mal die Führung, nach Wiederbeginn wieder zum FCBB (58:54/24.). Doch Bonn bewegte den Ball gut und konterte mit Dreiern und aggressivem Zug zum Korb - 70:78 (36.). Bei nur noch 1:41 Minuten Spielzeit traf Liga-MVP Jackson-Cartwright (20) zum 83:77 für die Baskets. Einen letzten Wurf zum möglichen Ausgleich bekamen die Bayern in den Schlusssekunden nicht mehr los.
FC Bayern Basketball - Telekom Baskets Bonn 80:83 (47:48)
FCBB
Nick Weiler-Babb (16 Punkte), Vladimir Lucic (13), Augustine Rubit (13/8 Rebounds), Nihad Djedovic (9), Othello Hunter (8/8 Rebounds), Deshaun Thomas (7), Ognjen Jaramaz (7), Leon Radosevic (4), Andreas Obst (3), Jason George, Paul Zipser und Joshua Obiesie
Topscorer Bonn
Parker Jackson-Cartwright (20 Punkte)
Schiedsrichter
Gentian Cici, Oliver Krause, Benjamin Barth
Zuschauer
5.757
Die Punkteverteilung nach Vierteln (aus Sicht des FCBB): 26:24, 21:24, 17:18, 16:17
Zahlen & Fakten - Zweier-Quote: 58% (FCBB) // 54% (Bonn); Dreier-Quote: 28% // 32%; Freiwurf-Quote: 77% // 80%; Rebounds: 35 // 33; Assists: 15 // 14; Ballverluste: 14 // 8
Die Stimmen:
Andrea Trinchieri, Chefcoach FCBB: „Gratulation an Bonn, sie waren in den letzten fünf Minuten besser. Das Spiel drehte sich um zwei Dinge: um unsere Defense und um die Abdeckung unseres Defensiv-Rebounds. Alles andere ist nicht so wichtig, denn die Statistiken ähneln sich. Aber ihre 13 offensiven Rebounds haben uns viel gekostet, vor allem in unseren besten Momenten im dritten Viertel, als wir einen kleinen Run hatten. Wir haben nicht geerntet, was wir gesät haben, weil wir die Bretter nicht kontrollierten. Jetzt haben wir ein fünftes Spiel und natürlich hat das Momentum gewechselt. Wir müssen nach Bonn, es wird dort vollbesetzt sein. (…)
Was ich nicht verstehe: In den ersten beiden Spielen waren wir sehr fokussiert auf die Verteidigung und die Rebounds. Im dritten und vierten Spiel haben wir hier einen Rückschritt gehabt. Das kostet uns die Spiele. (…) Natürlich sind sie jetzt der Favorit, sie haben zweimal hintereinander gewonnen. Wer immer Angst davor hat, ins fünfte Spiel zu gehen und zu gewinnen, sollte zuhause bleiben. (…) Wir müssen einfach besser spielen, denn wir haben unser Level nicht angehoben. Jetzt kann alles passieren. Es wird schwierig, aber mal sehen.“
Nihad Djedovic: „Heute war ein Spiel wie die drei zuvor, also 40 Minuten Kampf. Bonn hat eine gute Wurfquote gehabt; wir haben versucht, mit unseren großen Spielern dagegenzuhalten, aber dann hatten sie ein bisschen Glück und haben knapp gewonnen. Speziell das Rebounding war in den letzten Spielen ein Problem, vor allem hier zuhause. Das müssen wir besser kontrollieren. Wir spielen das fünfte Spiel in Bonn, um es zu gewinnen und werden alles geben, damit wir in die Finals kommen.“
Das Spiel:
In die vierte Partie der Best-of-five-Serie startete Coach Trinchieri mit Nick Weiler-Babb, Nihad Djedovic, Vladimir Lucic, Augustine Rubit und Leon Radosevic. Die selbstbewussten Gäste legten mit zwei schnellen Dreiern einen Blitzstart hin, aber die Münchner blieben ruhig und konterten mit starkem Zug zum Korb - zwei Mal Lucic, Djedovic und Rubit glichen zum 8:8 aus (4. Minute). Die Bayern arbeiteten gut unter dem Bonner Korb, Rubit sammelte Punkt um Punkt, und auch Hunter schaltete sich ein (13:11/6.). München und Bonn agierten mit großem Aufwand absolut auf Augenhöhe, dadurch wechselte die Führung mit nahezu jedem Angriff. Nach dem tempogeladenen ersten Viertel lag der FCBB mit 26:24 in Führung.
Trinchieri nahm nach nicht einmal zwei Minuten des zweiten Spielabschnittes die Auszeit, weil sich Bonn soeben per Dreier wieder die Führung geschnappt hatte (28:29/12.). Die Dreier der Münchner fielen nicht, also suchten sie ihr Heil erneut in den Drives zum Korb. Weder die Bayern noch die Baskets konnten sich absetzen, in einem wahren Offensiv-Spektakel wechselte die Führung quasi im Sekundentakt (34:35/15.). Bonn überzeugte mit Treffern aus der Distanz, München hielt mit Drives dagegen (41:40/18.). Die Gäste erspielten sich einen kleinen Vorteil, aber Thomas feuerte aus engster Bedrängnis den Dreier rein (44:45/20.). Nach einer imposanten Offensiv-Aktion von Bonns Dreh- und Angelpunkt Jackson-Cartwright hatte Vladimir Lucic einen versenkten Dreier als Antwort parat - 47:48 nach der ersten Halbzeit.
Weiler-Babb & Co. wehren sich
Die Bayern starteten mit einem 7:3-Lauf fulminant in Halbzeit zwei, Weiler-Babb und Lucic erledigten das (54:51/22.). Der FCBB verstand es jetzt, die Führung mit großem Willen und viel Einsatz zu behaupten, aber von Absetzen konnte überhaupt keine Rede sein - dazu waren die Baskets zu stark und fanden ebenfalls offensiv häufig Lösungen (60:56/25.). Münchens Motor stockte, die Bonner waren sofort zur Stelle und holten sich die Führung zurück - Auszeit Bayern (60:61/27.). Das Momentum war voll auf der Seite der Gäste, Weiler Babb stoppte ihren 10:0-Lauf mit dem an Entschlossenheit nicht zu überbietenden Korbleger zum 62:64 (28.). München wehrte sich, München kämpfte: Weiler-Babb blockte Jackson-Cartwright sensationell in der dritten Etage des Domes - 64:66 nach dem dritten Viertel.
Der Defensivrebound als neuralgischer Bereich
Ein Rubit-Dreier wahrte den Anschluss, allerdings bereitete der Wirbelwind Jackson-Cartwright der Münchner Defensive erhebliche Probleme (67:70/34.). Kapitän Djedovic besorgte den 70:70-Ausgleich mit einem Drei-Punkt-Spiel, doch Bonns Kulvietis setzte mit einem Vier-Punkt-Spiel einen drauf (70:74/35.). Trinchieri flehte seine Mannen in der Auszeit an, mit Rebounds und Stopps für Rhythmus zu sorgen. Doch die Münchner taten sich schwer, gaben zu viele Devensivrebounds ab und waren in den Teamfouls. Die Nervosität war mit Händen zu greifen, Bonn setzte sich ab (70:78/37.). Über Freiwürfe rackerte sich der FCBB auf 74:78 heran, aber die freien Würfe wollten einfach nicht fallen. Weiler-Babb zog ein unsportliches Foul und versenkte die fälligen Freiwürfe, und auch in der folgenden Szene wurde er beim Wurf gefoult - Freiwürfe: immerhin einer drin (77:80/noch 118 Sekunden). Jackson-Cartwright entwickelte sich zur spielentscheidenden Figur, denn er traf nicht nur den Dreier zum 77:83 (noch 100 Sekunden), sondern hängte Weiler-Babb sein fünftes Foul an. Hunter war beim Offensiv-Rebound da und hämmerte den Ball rein (79:83/noch 62 Sekunden). Danach gelang der Stop, aber Jaramaz traf nach einem Foul lediglich einen Freiwurf. Die Bayern hatten den letzten Angriff mit der Chance zum Ausgleich, aber Jackson-Cartwright gelang der Steal - Spiel 5 am Mittwoch in Bonn.
(c) Eirich & Pahnke