Nick Weiler-Babb und Andi Obst vom FCBB schlagen ein
Fr. | 02.06.23 | 19:00
·
BBL-Playoffs, Halbfinale
ratiopharm Ulm
ratiopharm Ulm
ratiopharm Ulm

OT

104 : 102
FC Bayern Basketball
FCB Basketball
FC Bayern Basketball
Fr. | 02.06.23 | 19:00
·
BBL-Playoffs, Halbfinale
ratiopharm Ulm
ratiopharm Ulm
ratiopharm Ulm

OT

104 : 102
FC Bayern Basketball
FCB Basketball
FC Bayern Basketball
Fr. | 02.06.23 | 19:00
·
BBL-Playoffs, Halbfinale
ratiopharm Ulm
ratiopharm Ulm
ratiopharm Ulm

OT

104 : 102
FC Bayern Basketball
FCB Basketball
FC Bayern Basketball
Fr. | 02.06.23 | 19:00
·
BBL-Playoffs, Halbfinale
ratiopharm Ulm
ratiopharm Ulm
ratiopharm Ulm

OT

104 : 102
FC Bayern Basketball
FCB Basketball
FC Bayern Basketball
Stadion/Zuschauerzahl6000 Zuschauer
230602_ULMFCB_HF3-55-2
ratiopharm-ulm-500x500
FCBB_2024
ratiopharm-ulm-500x500
FCBB_2024

Bayern und Trinchieri verabschieden sich

Die Bayern-Basketballer haben es nicht ganz geschafft: Das ersatzgeschwächte Team von Andrea Trinchieri lieferte Ulm im dritten Halbfinale einen großartigen Fight, führte nach einem irren Comeback wenige Sekunden vor Schluss der 40 Minuten - und musste sich vor 6.000 Fans doch noch nach Overtime 102:104 (92:92, 43:46) geschlagen geben.

Die Serie geht damit 3:0 an die Schwaben und die Saison der Bayern ist nach 78 Spielen samt Pokalsieg frühzeitig beendet. Coach Trinchieri bestätigte offiziell seinen Abschied nach drei Jahren. Das Team wird sich am Sonntagmittag ab 12 Uhr am Audi Dome von seinen treuen Fans verabschieden, rund 400 von ihnen gaben in Ulm noch einmal alles.

Bestätigte nach dem heutigen Spiel offiziell seinen Abschied nach drei Jahren: Andrea Trinchieri.
Bestätigte nach dem heutigen Spiel offiziell seinen Abschied nach drei Jahren: Andrea Trinchieri. (c) Sampics

Obst hat in Ulm den letzten Dreier

Ulm traf auch diesmal sofort von außen, während die Münchner den Touch suchten (8:17/5.). Die Bayern kamen dann ins Spiel, 20:24, doch sieben Ballverluste im ersten Viertel waren viel. Dennoch, bis auf 33:34 rückte der sehr kämpferische FCBB heran, das Duell war endgültig offen. Freie Fehlwürfe und 11:18 Fouls verhinderten vor der Pause den Führungswechsel.

Der intensive Schlagabtausch setzte sich fort, aber Ulm blieb mutiger aus der Distanz, hatte mehr Rebounds und führte plötzlich 80:64. Der Gast zeigte jedoch großes Herz, gab nie auf und hatte am Ende der Verlängerung den Dreier zum Sieg durch den untröstlichen Kapitän Obst (19 Punkte, Winston 22).

Der FCBB gratuliert Ulm zu starken Playoffs und zum Finaleinzug.

Ratiopharm Ulm - FC Bayern Basketball 104:102 n.V. (92:92, 46:43)

FCBB:

Cassius Winston (22 Punkte), Andreas Obst (19, 5 Dreier), Ognjen Jaramaz (12), Nick Weiler-Babb (10), Isaac Bonga (9), Niels Giffey (8), Corey Walden (7), Freddie Gillespie (7), Zylan Cheatham (4), Niklas Wimberg (4), Elias Harris, D.J. Seeley (n.e.)

Topscorer Ulm:

Bruno Caboclo (22 Punkte)

Schiedsrichter

Anne Panther, Christof Madinger, Armin Mutapcic

Zuschauer

6.000

Die Punkteverteilung nach Vierteln (Sicht des FCBB): 22:29, 21:17, 19:28, 30:18, 10:12.

Zahlen & Fakten - Zweier-Quote: 62 % (FCBB) // 47 % (Ulm); Dreier-Quote: 39 % // 34 %; Freiwurf-Quote: 68 % // 83 %; Rebounds: 42 // 35; Assists: 19 // 15; Ballverluste:  22 // 18.

Die Stimmen:           

Andrea Trinchieri: „Ulm verdient am Ende das Weiterkommen, heute Abend hätten wir aber auch das Spiel vier verdient gehabt. Sie haben die entscheidenden Würfe getroffen, zum Beispiel den von Brandon Paul. Aber mein Team hat alles gegeben und ein großes Spiel gezeigt gegen eine Mannschaft, die in einem extrem guten Moment ist. Sie hatten das Spiel schon gewonnen, dann kamen wir zurück, hatten unsererseits das Spiel gewonnen, doch Paul traf einen sehr schweren Wurf über Gillespie. In der Verlängerung mussten wir wieder zurückkommen und hatten den Wurf zum Sieg unseres besten Werfers, völlig frei. Wir haben heute alles Mögliche getan, um die Serie zu verlängern. Meine Spieler haben alles auf dem Feld gelassen, physisch, mental und emotional. Es ist traurig, doch als ich den letzten Wurf rausgehen sahen, wusste ich, es sollte nicht sein. (…)

Das war mein letztes Spiel in meiner Zeit als Bayern-Coach. Ich bin in der Pandemie zu Bayern gekommen und die Spieler und Coaches haben einen Weg gefunden, durch viele Widerstände zu gehen, bis zum Allerletzten zu kämpfen. Ich denke, diese Gruppe hätte einen Titel mehr verdient gehabt. Doch in den entscheidenden Momenten hat uns das Glück den Rücken zugekehrt. So sind es zwei Titel und zwei EuroLeague-Playoffs bis in Spiel fünf. Es kann immer besser sein, doch wir haben wirklich alles gegeben, was wir konnten.

Ich will all meinen Spielern danken, die über ihr Limit gingen in schweren Momenten. Ich möchte Herrn Hainer danken für seinen nimmermüden Support, er gab mir das Vertrauen, das Team in die neue Arena zu führen. Ich will meinem Partner Marko (Pesic) danken, der ja damals keinen Trainer haben wollte, sondern einen Partner. Danke für diese aufrichtige Beziehung. Und ich will Daniele Baiesi danken, der immer an meiner Seite stand, es war eine sehr effiziente Kooperation mit sechs Titeln. Ich umarme auch alle meine Assistenten, die mir wirklich die maximale Unterstützung gaben. Es ist vorbei, es war ein großartiger Ritt. Ich bereute nichts und die Leute können jetzt das Label für diese drei Jahre benennen. Ich habe jeden Tag mein Bestes gegeben, auch Fehler gemacht und sie korrigiert. Das ist es, danke und auf Wiedersehen.

Ich bin nur sauer, dass mir der Referee in meinem letzten Spiel in der Overtime ein Technisches gegeben hat. Das ist wirklich unglaublich, denn ich finde, das war in so einem Moment ein sehr unfairer Move. Manche Schiedsrichter glauben, sie seien die Polizei: Du parkst dein Auto fünf Zentimeter über der Linie und sie geben dir ein Ticket. Doch wir sind keine Autos, hier geht es nicht ums Parken, sondern um zwei kämpfende Teams und einen tollen Trainer auf der anderen Seite. Das ist das Einzige, was ich heute bedauere. Grazie e arrivederci.“

Das war mein letztes Spiel als Bayern-Coach. Es ist vorbei, es war ein großartiger Ritt.

Andrea Trinchieri

Niels Giffey: „Das ist sehr ärgerlich, das noch zu verlieren. Wir sind aber immer nur ins Spiel gekommen, wenn wir wie verrückt gepresst haben. Wir haben zwar gekämpft, aber in einigen Situationen im Spiel haben wir das nicht so gut unter Kontrolle bekommen - und das tut weh. Wir haben den Heimvorteil nicht ausgenutzt.“

Anton Gavel, Coach Ulm: „Ich möchte zunächst Andrea gratulieren zu seiner Zeit bei Bayern. Die zwei Teilnahmen an den EuroLeague-Playoffs, bei denen wir als deutsche Fans mitgefiebert haben, waren auch enorm wichtig für die Liga und den deutschen Basketball. Es war auch für mich als Trainer wichtig, von jemanden wie Andrea zu lernen und ihn zu beobachten.

Wir sind natürlich enorm glücklich über den Sieg. Wir haben jetzt den zweiten EuroLeague-Teilnehmer ausgeschaltet, obwohl wir im letzten Viertel mal wieder nicht so performt haben, viel Panik hatten und so unseren 16-Punkte-Vorsprung verspielten. Am Ende lassen wir den momentan wahrscheinlich besten Schützen Europas frei, dann hätten wir über Spiel vier geredet. Wenn wir jetzt schon so weit gekommen sind, wollen wir natürlich den Versuch starten, den Titel zu gewinnen.“

Marko Pesic, Geschäftsführer FCBB: „Es gibt für dieses Aus eine Millionen Gründe, aber am Ende steht das Ergebnis, das wir nicht erwartet haben. Heute und in Spiel zwei haben wir eine Mannschaft gesehen, die gekämpft hat, den Jungs kann man keinen Vorwurf machen. Vielleicht haben wir zu viel darüber nachgedacht, was wir nicht haben, da hat uns eine gewisse Ruhe gefehlt in den entscheidenden Phasen. Großen Respekt aber an Ulm und Anton, sie haben eine fantastische Runde gespielt, noch besser als gegen Alba.

Andrea (Trinchieri) hat uns sein Herz gegeben, er war immer zu 100 Prozent da, dass wir erfolgreich spielen. Man muss aber auch sagen, dass er sehr viel Pech gehabt hat mit Verletzungen in den letzten zwei Jahren. Er hatte nie seinen vollen Kader zur Verfügung, wie er vor der Saison geplant war. Das tut mir vor allem für ihn leid. Er ist ein Profi, der Basketball als Berufung sieht und nicht als Beruf. Ich kann nur Positives über ihn sagen.“

Das Spiel:

Isaac Bonga, Ognjen Jaramaz, Andreas Obst, Niels Giffey und Freddie Gillespie bestückten die Startformation von FCBB-Coach Andrea Trinchieri im 79. Pflichtspiel der Saison, gleichzeitig eine Do-or-die-Angelegenheit vom Feinsten. Mit dem frenetischen Publikum und den zwei Siegen im Rücken befanden sich die Ulmer komplett im Flow und trafen anfangs nahezu jeden Wurf, so dass Trinchieri schon früh zur Auszeit bitten musste (2:11/3. Spielminute). Die Bayern beruhigten und besannen sich, Jaramaz und Giffey trafen ihre Dreier (8:14/4.). Ulm war on fire, der FCBB rang um Rhythmus - zu früh geriet der Rückstand in die Nähe der Zweistelligkeit (13:22/7.). Winston und Walden trieben ihr Team nach vorne und verkürzten auf 18:22 (8.). Plötzlich hatten die Münchner mit Ballverlusten zu hadern und leisteten sich ganze sieben im Auftaktviertel, Ulm stahl sich wieder davon und lag nach zehn Minuten 29:22 in Führung.

Bayern kämpft sich ins Spiel

Ins zweite Viertel starteten die Bayern deutlich fokussierter und kämpften sich über eine intensivierte Verteidigung wieder heran, der Pokalsieger war voll im Spiel (31:32/13.). Der Führungswechsel lag in der Luft, wollte aber trotz mehrfacher Chancen nicht gelingen. Immerhin waren die Bayern defensiv absolut auf dem Posten und unterbanden weitere Läufe der Gastgeber. Ein spektakulärer Block von Nick Weiler-Babb wurde mit einer verwunderlichen Fehlentscheidung quittiert. Mit Wut bäumten sich die Bayern auf und blieben dran (36:37/17.). Obsts Dreier fielen im Gegensatz zu Spiel 2 (noch) nicht, Ulm verschaffte sich ein wenig Luft (36:41/18.). Trinchieri bat erneut zur Besprechung, um Anpassungen einzuspeisen. Ulms Yago zog Foul um Foul und verwandelte die Freiwürfe, ein Dreier von Bonga und Freiwürfe von Obst verhinderten Schlimmeres - 43:46 nach der ersten Halbzeit.

Der Führungswechsel liegt in der Luft

Jaramaz wurde gleich im ersten Angriff nach dem Seitenwechsel gefoult und versenkte alle drei fälligen Freiwürfe (46:46/21.). Doch wieder hofften die mitgereisten Fans vergeblich auf den Führungswechsel, denn die offenen Würfe verfehlten den Korb. Ex-Bayer Karim Jallow begeisterte sein Publikum dagegen mit dem Dunking über Freddie Gillespie hinweg (49:55/23.). Cassius Winston lieferte wichtige Zähler und hielt sein Team in Schlagdistanz (53:55/24.). Weitere Male waren die Münchner in Sachen Führungswechsel am Drücker, indes: Die Würfe fielen nicht. Immerhin blieb der FCBB aufmerksam und verhinderte zunächst das Davonstehlen der Schwaben. Aber nur kurzfristig, denn die Ulmer fanden nun doch die besseren Lösungen und setzten sich weiter ab (60:66/28.). Das Momentum schnalzte zu den Ulmern, gepusht von der randvollen Arena traten die Gastgeber mit breiter Brust auf und erzwangen mit einem 8:0-Lauf die zweistellige Führung nach drei Vierteln - 62:74.

Obst und Winston erzwingen die Führung

Ulm baute den viertelübergreifenden Run auf 10:0 aus, Coach Trinchieri beorderte sein Team umgehend zur nächsten Auszeit, aber sogar die Freiwürfe verweigerten jetzt den Weg durch den Ulmer Korb. Ganze zweieinhalb Minuten rannen von der Uhr, ehe Weiler-Babb den ersten Bayern-Treffer im letzten Viertel landete (64:76/33.). Der FCBB war offensichtlich verunsichert, auf der anderen Seite agierten die Ulmer mit breiter Brust und begeisterten ihre Fans mit Kabinettstücken wie dem Alley-Oop-Dunking zum 64:80 (34.). Nach einer weiteren Auszeit kamen die Münchner endlich ins Laufen, ein zackiger 8:2-Lauf zwang Anton Gavel, den Ulmer Coach, zur Auszeit (72:82/35.). Der nächste Dreier von Obst und ein Jumper von Gillespie verkürzten auf 77:84 (36.), doch Ulm geriet nicht ins Wanken und schlug erneut zurück (77:87/37.). Allerdings war mit den Bayern durchaus noch zu rechnen, gemeinsam legten sie mit enormem Willen einen 11:0-Lauf aufs Parkett und erzwangen den Führungswechsel (88:87/noch 116 Sekunden). Jetzt waren die Ulmer von der Rolle und verloren den Ball, Winston wurde gefoult und versenkte beide Freiwürfe (90:87/noch 88 Sekunden). Nach zwei ergebnislosen Angriffen Punktete Ulms Nunez zum 90:89, noch 18 Sekunden auf der Uhr. Winston wird gefoult, nervenstark verwandelte er beide Freiwürfe (92:89/noch 15 Sekunden). Die Bayern versäumten es zu foulen, Brandon Paul versenkte den Dreier zum 92:92-Ausgleich (noch 8 Sekunden). Winston verlor auf dem Weg zum Korb den Ball, Ulm konnte den letzten Wurf aber nicht verwerten. Verlängerung!

Obsts Dreier zum Sieg fliegt vorbei

In den fünf Extra-Minuten legt Ulm vor, der FCBB leistet sich zwei Ballverluste. Wie zwei Schwergewichtsboxer in der letzten Runde taumeln die Kontrahenten, doch der Ulmer Bruno Caboclo schockt die Münchner mit sechs Punkten in Folge, da ist die Hälfte der Verlängerung bereits verstrichen (92:98). Walden steuerte zwei verwandelte Freiwürfe bei (94:98/noch 133 Sekunden), der Drei-Punkte-Wurf von Obst verfehlt das Ziel. Ulm setzt sich auf sieben Punkte ab (94:101/noch 69 Sekunden), doch die Comeback-Maschine Andreas Obst bringt seine Farben mit fünf Punkten wieder auf 99:101 heran (noch 38 Sekunden). Ulm spielt aus, Hawley trifft (99:103/noch 13 Sekunden). Weiler-Babb wird gefoult und trifft beide Freiwürfe (101:103/noch 9 Sekunden). Der FCBB foult Christen, der nur einen Freiwurf trifft, aber geistesgegenwärtig sofort Weiler-Babb foult, der mit 2,4 Sekunden auf der Uhr nur den ersten versenkt und den zweiten absichtlich vergibt, um beim Stand von 102:104 noch eine Chance auf den Sieg zu haben. Diese Chance ergibt sich tatsächlich noch, da sich Weiler-Babb den Rebound schnappt und irgendwie den an der Dreierlinie lauernden Obst sieht und anpasst. Andreas Obst wirft - vorbei!

Diesen Artikel teilen