





Die dezimierten Bayern-Basketballer haben ihr Auftaktspiel in der Bundesliga unglücklich nach Overtime verloren: Vor rund 3.100 sehr stimmungsvollen Fans im Audi Dome, darunter Klubchef Herbert Hainer, musste das Team von Cheftrainer Andrea Trinchieri beim 83:86 (43:35, 75:75) in den jeweils letzten Minuten der regulären Spielzeit sowie auch in der Verlängerung den enormen Kraftanstrengungen einer dünnen Rotation Tribut zollen. Gegen einen nahezu kompletten Ulmer Kader hatte der Pokalsieger aus bekannten Gründen nur ein Rumpfteam zur Verfügung, fünf Spieler scorten. Angetrieben von Hilliard (26 Punkte), Rubit (18) und in der Nachspielzeit Thomas (20) lagen die Bayern nach der Pause 50:39 (25.) vorn und in der Overtime nochmals 83:77. Doch in den letzten drei Minuten fiel kein Wurf mehr, vor allem aus der Distanz (28 %) fehlte erkennbar die Energie.
Am Donnerstag treten die Bayern zum Auftakt der EuroLeague in Tel Aviv an, bevor sie am Sonntag als Titelverteidiger im Pokal-Viertelfinale zuhause auf Bamberg treffen.
FC Bayern Basketball - Ratiopharm Ulm 83:86 (43:35, 75:75) n.V.
FCBB:
Darrun Hilliard (26 Punkte/7 Rebounds), Deshaun Thomas (20), Augustine Rubit (18/7 Rebounds), Ognjen Jaramaz (10), Nick Weiler-Babb (9), Joshua Obiesie, Jason George, Marvin Ogunsipe, Zan Mark Sisko und Mohamed Sillah.
Topscorer Ulm:
Semaj Christon (27 Punkte)
Schiedsrichter
Clemens Fritz, Benjamin Barth, Armin Mutapcic
Zuschauer
3.081
Die Punkteverteilung nach Vierteln (aus FCBB-Sicht): 20:23, 23:12, 15:20, 17:20, 8:11.
Zahlen & Fakten - Zweier-Quote: 60% (FCBB) // 57 % (Ulm); Dreier-Quote: 28 % // 36 %; Freiwurf-Quote: 93 % // 61 %; Rebounds: 30 // 41; Assists: 15 // 24; Ballverluste: 9 // 14.
Die Stimmen:
Andrea Trinchieri, Chefcoach München: „Wir haben nicht clever gespielt am Ende. Das Spiel definiert sich über Details, und die haben wir in den entscheidenden Momenten nicht richtig gemacht. Am Anfang der Saison haben wir aber viel Zeit und viele Spiele, um zurückzukommen - und das ist positiv. Früher oder später werden wir die heute fehlenden Spieler zurückhaben. Wir müssen diesen Moment überleben und da irgendwie durchkommen. Wir haben gekämpft und sind zurückgekommen. Wir haben eine Verlängerung erzwungen, obwohl wir todmüde waren, aber wir müssen smarter agieren. (…) Wir haben 32, 33 Minuten das Spiel kontrolliert, dann aber die Konzentration verloren, auch das Selbstvertrauen und so schlimme Fehler in der Defense gemacht. Das hat uns das Spiel gekostet. Es wurde ein Spiel der Fehler. Aber wenn du Spieler hast, die 41 Minuten spielen müssen, kann du nicht mehr verlangen. Die Mentalität war gut, aber das hätten wir um mehr Konzentration ergänzen müssen.“
Jaka Lakovic, Coach Ulm: „Es war ein großartiges Derby. Ein sehr schöner Saisonauftakt für die Fans und die BBL. Die Fans zurück in der Halle zu haben, hat auch den Spielern viel bedeutet. Mit einem Sieg in München zu starten ist sehr gut, obwohl ich auch nicht ganz zufrieden bin mit der Performance. Denn um konstant gewinnen zu können, müssen wir noch besser zusammenspielen.“
Das Spiel:
Aus dem Notkader starteten Ognjen Jaramaz, Jason George, Nick Weiler-Babb, Augustine Rubit und Darrun Hilliard ins erste Pflichtspiel der Saison 2021/22. Endlich wieder ordentlich Lautstärke im Audi Dome - die Zuschauer feierten einen munteren und dynamischen Start beider Teams, die Führung wechselte mehrfach. Rubit stoppte einen 8:0-Lauf der Ulmer mit einem Drei-Punkt-Spiel zum 14:16 (7.). Die Bayern fanden wieder in die Spur, verteidigten intensiv und hatten ein Auge für den besser postierten Mann. Die Ulmer hatten die Nase dennoch nach dem ersten Viertel knapp vorn - 20:23.
Hilliard beendete die Durstrecke aus der Distanz mit einem Dreier zum 25:25-Ausgleich (14.). Rubit setzte mit sechs Punkten in Serie nach, wurde von seinen Mitspielern ausgezeichnet in Szene gesetzt - Auszeit Ulm (31:27/16.). Die Defensive des FCBB wurde galliger, der Vorsprung wuchs auf 37:29 (18.). Die Gäste konterten mit zwei Dreiern, doch die Bayern waren auf dem Posten und ließen im zweiten Viertel lediglich zwölf Ulmer Punkte zu. Das Team von FCBB-Coach Andrea Trinchieri nahm eine für den bisherigen Spielverlauf recht deutliche Führung mit in die Halbzeit - 43:35.
Hilliard bringt die Bayern in die Overtime
Hilliard versenkte genau zum richtigen Zeitpunkt einen Drei-Punkte-Wurf zum 48:39 (24.). Rubit war nach einer geschmeidigen Verteidigungssequenz zur ersten zweistelligen Führung erfolgreich (50:39/24.). Die Ulmer intensivierten ihrerseits die Verteidigung und verkürzten auf 54:49 (27.). Der FCBB blieb ruhig und reagierte mit Stopps (58:49/28.), doch plötzlich waren die Gäste wieder da und versenkten zwei Dreier, 58:55 nach drei Vierteln.
Der erste Korb gelang den Bayern im Abschlussviertel erst nach nahezu zwei Minuten, Jaramaz steuerte den Dreier in den Ulmer Korb (61:58/32.). Jaramaz sorgte hinten und vorne für Wirbel, die Trinchieri-Truppe behauptete die Führung (66:62/34.). Beeindruckend agierte jetzt Hilliard, der sich seinen Gegenspieler förmlich zurechtlegte (69:64/35.). Doch plötzlich verloren die Münchner den Faden und leisteten sich hanebüchene Ballverluste, die von den Gästen umgehend zu einem 7:0-Lauf und damit zum Führungswechsel verwertet wurden (69:71/36.). Coach Trinchieris Auszeit verhinderte den nächsten Ballverlust nicht, und ohne Ball kann man nicht treffen - Ulm dagegen traf (71:75/39.). Die Zeit verrann, Nick Weiler-Babb wurde auf dem Weg zum Korb beim Wurf gefoult, er traf beide Freiwürfe (73:75/noch 48 Sekunden). Ulm verwirft, Darrun Hilliard nimmt Maß und versenkt den ganz hohen Jumper zum 75:75-Ausgleich - noch 3,9 Sekunden auf der Uhr.
Die Energie geht drei Minuten vor Schluss endgültig aus
Die Verlängerung begann vielversprechend: Thomas verwandelte den Dreier, und nach einem Treffer von Weiler-Babb gleich den nächsten (83:77/42.). Ulms Topscorer Christon hielt aber dagegen, zwei Minuten vor Ablauf der Verlängerung waren die Ulmer einen Punkt dran (83:82). Die Kraft ging zur Neige, die Energiereserven waren deutlich sichtbar aufgebraucht. Die tiefer besetzten Gäste zogen mit einem 9:0-Lauf und führten mit drei Zählern (83:86/noch 12 Sekunden). Hilliard hatte sogar noch zwei Chancen zum Ausgleich, doch die Dreierversuche verfehlten ihr Ziel.
Foto-Credit: Eirich, Sampics