
Das Hoch der Bayern-Basketballer hält an: Die Mannschaft um Andrea Trinchieri verteidigte am Sonntag vor 500 Fans in Heidelberg mit einer souveränen Teamleistung die Tabellenführung, im dritten Spiel seit vorigem Sonntag hieß es 92:70 (49:33). Bei jetzt 26:8 Punkten sind die Münchner nach Berlins Misserfolg gegen Ludwigsburg das einzige Team mit nur vier Niederlagen. Topscorer war der formstarke Augustine Rubit, der seine 19 Zähler vor der Pause holte.
Der FCBB reist am Montag weiter zur EuroLeague-Nachholpartie in Villeurbanne (Dienstag, 21 Uhr).
Die Bayern begannen bei den Academics wie aus einem Guss mit einem 12:0, aber der zuletzt zweimal erfolgreiche Aufsteiger nahm den physischen Kampf früh an (18.18/11.). Rubit initiierte den Vorstoß zum Halbzeitvorsprung, das 80:59 (35.) war komfortabel. Gegen ein aggressives Heimteam leistete man sich nur vier Turnovers, verteidigte seriös, traf 13 Dreier und verteilte die Minuten auf alle Spieler.
MLP Academics Heidelberg - FC Bayern Basketball 70:92 (33:47)
FCBB
Augustine Rubit (19 Punkte, 3 Dreier), Ognjen Jaramaz (16), Deshaun Thomas (14), Leon Radosevic (10), Andreas Obst (9), Gavin Schilling (6, 5 Rebounds), Corey Walden (5), Nick Weiler-Babb (4, 6 Assists), Joshua Obiesie (4), Jason George (3/8 Rebounds), Vladimir Lucic (2) und Marvin Ogunsipe.
Topscorer Heidelberg
Robert Lowry (15 Punkte)
Schiedsrichter
Benjamin Barth, Enrico Streit, Moritz Krüper
Zuschauer
500
Die Punkteverteilung nach Vierteln (aus Sicht des FCBB): 18:17, 29:16, 21:24, 24:13
Zahlen & Fakten - Zweier-Quote: 50% (FCBB) // 44% (Heidelberg); Dreier-Quote: 46% // 35%; Freiwurf-Quote: 71% // 71%; Rebounds: 41 // 33; Assists: 19 // 12; Ballverluste: 4 // 10.
Die Stimmen:
Andrea Trinchieri: „Zunächst möchte ich Heidelberg und seinem Coach gratulieren. Ich habe großen Respekt vor ihnen, weil sie jedes Spiel richtig hart spielen. Heute haben wir eine sehr gute Leistung produziert, um das Spiel zu kontrollieren. Denn wir hatten Respekt vor Heidelberg. (…) Die geringe Zahl an Ballverlusten ist ein Zeichen für Fokus und Konzentration. Ich mag, wie wir Lowry verteidigt haben, er ist der effektivste Pick-and-Roll-Spieler der gesamten BBL. (…) Als Team waren wir sehr gut in der Defense und haben in der Offense versucht, in der Offense inside-outside zu gehen. Das haben wir sehr gut gemacht und jeder hat geholfen, auch die Bankspieler, mit einer tiefen Zwölf-Mann-Rotation. Das ist sehr wichtig, wenn du fünf Spiele in zehn Tagen hast. (…) Was jetzt anders ist: Du hast Schilling mit 14 Minuten, George mit 24 Minuten und Obiesie mit zwölf – das hilft uns, das Energie-Level zu managen. Um EuroLeague-Spiele mit der richtigen Rotation spielen zu können, musst du als Team spielen. Das ist eine Saison mit vielen Höhen und Tiefen, Spieler sind außer Form, müde oder verletzt. (…) Das sind so viele Spiele, und du musst immer die Gründe für diese Umstände finden. Und das Offensichtlichste ist: Das passiert nun mal. Alle EuroLeague-Teams haben diese Höhen und Tiefen.“
Augustine Rubit: „Es fühlt sich gut an, den Sieg auf diese Art und Weise zu holen. Jeder von uns hat gut gespielt und Würfe getroffen. Ich freue mich für das Team. Wir halten zusammen und hängen uns rein. Natürlich hatten wir schwierige Zeiten, aber es macht mich glücklich, dass wir die Teile zusammengefügt haben und ein paar Siege in Folge eingefahren haben. Ich weiß nicht, warum ich heute so gut getroffen habe, aber ich stecke auch viel Arbeit da rein. Die Gelegenheit dazu erhalte ich von meinen Mitspielern und den Coaches, darüber freue ich mich.“
Branislav Ignjatovic: „Erstmal danke an Andrea. Das erste Viertel haben wir sehr schlecht gespielt, ein 12:0 Lauf für Bayern München, ohne Fouls und ohne Energie. Das 2. Viertel konnten wir nicht gegen Bayern spielen mit zwei Teamfouls. Das ist etwas, was die Spieler noch lernen mussten. Vielleicht habe ich nach der Halbzeit zu viel verlangt, denn die Antwort waren 20 Fouls. Aber diese Balance ist bitter nötig. Das erste Spiel gegen München haben wir sehr gut gespielt, jetzt in diesem Spiel waren sie gewarnt. Mit der Defensive war ich nicht zufrieden. Mit dem Playmaking war ich nicht zufrieden, aber vielleicht ist das ein Realitäts Check. Vielleicht war das Timing schlecht, vielleicht wäre das Spiel vor zwei Wochen besser gewesen, als Bayern gegen Chemnitz verloren hat (lacht).“
Das Spiel:
FCBB-Cheftrainer Andrea Trinchieri ließ Corey Walden, Ognjen Jaramaz, Jason George, Deshaun Thomas und Augustine Rubit beginnen. Die erste Fünf erledigte ihre Aufgabe mit einem fulminanten 12:0-Lauf ganz ausgezeichnet und dämpfte die Hoffnungen der 500 gegnerischen Fans erheblich - Auszeit Heidelberg (4. Spielminute). Die Unterbrechung bremste den Elan der Bayern, die Heidelberger kamen etwas heran (14:9/6.). Trinchieri verteilte die Spielzeit früh auf viele Schultern, das tat dem Rhythmus des FCBB allerdings nicht unbedingt gut. Die offensiven Aktionen gestalteten sich eher wild, fast vier Minuten lang gelang den Münchnern kein Korb. Die Gastgeber rückten dem Favoriten auf die Pelle - 18:17 nach dem ersten Viertel.
Die Bayern fingen sich und brachten wieder einige Pünktchen Abstand zwischen sich und die Academics. Deshaun Thomas war in Korbnähe nicht zu stoppen (25:21/13.). Der für sein leidenschaftliches Kämpfen bekannte Aufsteiger ließ sich aber nicht abschütteln - Auszeit Trinchieri (27:25/14.). Die Besprechung fruchtete, deutlich fokussiertere Bayern setzten sich mit einem 7:0-Zwischenspurt auf 34:25 ab (16.). Die Verteidigung Münchens arbeitete zuverlässig und zwang die Gastgeber zu Ballverlusten, der zweite Dreier von Rubit gestaltete den Vorsprung zweistellig (39:29/18.). Die Vorstellung von Rubit war überragend, mit einer makellosen Wurfquote erzielte er allein in der ersten Halbzeit 19 Punkte, und das bei lediglich achteinhalb Minuten Spielzeit. Der FCBB nahm eine eher komfortable 47:33-Führung mit in die Halbzeitpause.
Erster Ballverlust erst im dritten Viertel, Radosevic trifft die Dreier
Die Heidelberger kamen erwartungsgemäß mit viel Schwung aus der Kabine, aber der Tabellenführer hielt erfolgreich dagegen (53:38/24.). Der erste Münchner Ballverlust in der Partie verhalf den Heidelbergern zum 55:44 (26.), Coach Trinchieri bat vorsichtshalber zur Auszeit. Leon Radosevic erfreute seinen Trainer mit seiner während der vergangenen Saison entwickelten zusätzlichen Stärke, indem er zwei Dreier in Folge versenkte (61:46/27.). Die Gastgeber steckten auch angesichts des stetigen zweistelligen Rückstandes nicht auf - 68:57 nach dem dritten Viertel.
Die Defensive steht - von Müdigkeit keine Spur
Die Münchner taten sich offensiv extrem schwer, doch wenigstens war die Defensive auf dem Posten. Nach zwei Minuten im Abschlussviertel wurde Jaramaz beim Dreier gefoult und versenkte jeden der drei fälligen Freiwürfe (71:57/32.). Die ersten Punkte im letzten Viertel gelang dem Aufsteiger erst nach über drei Minuten (74:59/34.). Der FCBB blieb konzentriert, außerdem war von einem Nachlassen der Kräfte rein gar nichts zu spüren. Somit zahlte sich das Verteilen der Spielzeit voll aus, und plötzlich funktionierte auch die Offensive wieder tadellos: Jaramaz überzeugte mit sechs Punkten in Folge. Sein Dreier zum 80:59 markierte die bis dato höchste Führung des Spiels. Die Partie war gewonnen, auch Ogunsipe und Obiesie erhielten Spielzeit, Letzterer nutzte sie zu einem lockeren Dreier, der die 85:62-Führung herstellte (38.). Die erfolgreiche Verteidigung der Tabellenführung war nicht mehr in Gefahr, die Heidelberger Fans durften sich noch über ein wenig Ergebniskosmetik freuen.
Fotos: Adler, Stickel & FCBB