





Die Bayern-Basketballer sind zurück: Bei ihrem Comeback im Audi Dome boten die Männer um Andrea Trinchieri am stimmungsvollen Familienspieltag gegen Crailsheim den 2.900 Fans einen engagierten Vortrag und gewannen sicher 93:64 (48:32). Beste Werfer: Deshaun Thomas und Nihad Djedovic mit je 16 Zählern.
Vor den EuroLeague-Highlights in Mailand (Dienstag, 20.30 Uhr) und am Freitag gegen Roter Stern Belgrad (20.30 Uhr/Audi Dome) verbesserten die Münchner ihre BBL-Bilanz auf 38:12 Punkte.
Während die Bayern wegen der Corona-Pause das erste Bundesliga-Spiel nach knapp drei Wochen bestritten, hatten die ebenfalls von Quarantäne-Fällen gehandicapten Merlins nur acht Akteure dabei. Beim FCBB pausierten die zuletzt angeschlagenen Hunter, Obst, Ogunsipe, Walden und Weiler-Babb.
Crailsheim lag nach dem ersten Viertel 14:29 zurück, Trinchieri rotierte früh viel. Nach dem engeren 37:30 (13.) wiesen zwei umjubelte Zipser-Dreier schnell den Weg gegen eine Zonenverteidigung, die Bayern spielten insgesamt 28 Assists.
FC Bayern Basketball – Hakro Merlins Crailsheim 93:64 (48:32)
FCBB:
Deshaun Thomas (16 Punkte, 5 Rebounds), Nihad Djedovic (16), Darrun Hilliard (10), Vladimir Lucic (9), Paul Zipser (8), Augustine Rubit (8), Gavin Schilling (7, 6 Rebounds), Zan Mark Sisko (6, 8 Assists), Jason George (5), Leon Radosevic (4), Joshua Obiesie (2), Ognjen Jaramaz (2).
Topscorer Crailsheim:
Jon-Axel Gudmundsson (25 Punkte)
Schiedsrichter
Gentian Cici, Carsten Straube, Tamer Arik
Zuschauer
2.900
Die Punkteverteilung nach Vierteln (aus Sicht des FCBB): 29:14, 19:18, 29:17, 16:15.
Zahlen & Fakten - Zweier-Quote: 70% (FCBB) // 53% (Crailsheim); Dreier-Quote: 43% // 16%; Freiwurf-Quote: 80% // 79%; Rebounds: 43 // 24; Assists: 28 // 6; Ballverluste: 14 // 9.
Die Stimmen:
Andrea Trinchieri, Headcoach FC Bayern Basketball: „Ich bin glücklich, dass sich kein Spieler verletzt hat. Das ist die große Sorge nach einer Covid-Phase. Und ich bin happy, dass wir die Minuten verteilen konnten, keiner spielte länger als 21 Minuten. Für Crailsheim tut es mir leid, dass sie in dieser Kondition spielen müssen. Wir versuchen, wieder in Form und in Rhythmus zu kommen, wir brauchten das Spiel. (…) Normalerweise weißt du im April, was du für ein Team hast. Zurzeit ist das Ziel nur, den Tag zu meistern. Ich denke, wir haben einen Schritt nach vorn gemacht. Morgen wird das Ziel sein, ein Team für Mailand zu finden. (…) Ich muss jetzt das Haus von Grund auf neu errichten. Wir müssen die nächsten 25 Tage überstehen, wir werden alle zwei, drei Tage ein Spiel haben. Mit meinem früheren Ich wäre ich überfordert. Zum Beispiel war Obst zurück von Covid, jetzt ist er wieder raus. Du hast dazu eine Gehirnerschütterung, du hast noch mal Long-Covid, dann die Verletzungen aus den letzten vier Minuten bei Panathinaikos, weil du nicht mehr normal trainieren konntest. (…) Es gibt ein altes italienisches Sprichwort: Bewege dich nicht, warte, bis der Sturm vorbei ist. Wenn du zu viel unternimmst, klappt das nicht. Also müssen wir uns auf zwei, drei simple Sachen konzentrieren. Das Gute ist, dass das noch nicht das Ende der Saison ist. Es gibt noch Spiele und Möglichkeiten, besser zu werden. (…) Wir müssen ein Team sein, die bestmögliche Defense spielen und den Ball in der Offense teilen. Es geht jetzt um das A, nicht mal um das ABC - nur um das A aus dem Buch des Basketballs. (…) Ich bin nicht besorgt, nur etwas sauer. Denn wir hatten drei Covid-Ausbrüche, dazu die Verletzungen, das ist wohl ein Weltrekord. Wir müssen nun einfach unser Bestes geben.“
Nihad Djedovic: „In einem solchen Spiel heute etwas beitragen zu können hat gutgetan. Natürlich war es kein leichtes Spiel für Crailsheim. Respekt für die Crailsheimer, dass sie heute angetreten sind. Sie haben alles gegeben. Für uns war es ein Spiel, um nach der Corona-Pause vor den nächsten anstrengenden zwei, drei Wochen ein wenig die Spielpraxis zurückzubekommen. Speziell nach dieser Phase, in der wir viele Infizierte hatten, und mit diesem Programm in der kommenden Zeit ist es schwer, wieder in den Rhythmus zu finden. Es geht ja um die Saison im Kampf um die Playoffs. Es ist nicht einfach, aber wir müssen improvisieren, wir müssen Lösungen finden. Heute hat es geklappt. Wir werden sehen, wie uns das während der kommenden Wochen gelingt, wenn die anderen Jungs noch zurückkommen. Hoffentlich wird alles gut. Immer weiter! Wenn du etwas mit Liebe machst, geht es immer weiter.“
Joshua Obiesie: „In dieser Phase müssen sich die Spieler von der Bank steigern. Wir müssen in der BBL besser spielen, dass wir unseren Topspielern wie Luca oder D-Hill Pausen geben können, und sie in der EuroLeague frisch sind. Ich finde, heute haben wir alle einen guten Job gemacht, haben verteidigt und sind dann gelaufen. Crailsheim kommt auch aus Corona, sie sind nicht fit, dafür haben sie sehr gut gespielt.“
Sebastian Gleim, Headcoach Crailsheim: „Wir haben schon geahnt, dass Bayern München aufgrund des Hinspiels, das wir gewonnen haben, trotz aller Umstände mit der möglichen Bestbesetzung gegen uns spielen wird. Wir hatten gestern einen Part mit Fünf-Gegen-Fünf, für etwa fünf Minuten, nach circa acht, neuen Tagen Pause. Normalerweise hat man Schwierigkeiten Fünf-Gegen-Fünf zu spielen, wenn man es einen Tag nicht getan hat. Somit sind wir mit dem Ergebnis, vor allem wie wir gespielt haben, relativ zufrieden. Ich denke, wir haben 90, 95 Prozent aus der Situation rausgeholt heute und sind vor allem gesund geblieben. Hoffen jetzt, dass wir einige Spieler zurückbekommen - Step by Step. Ich denke aber, dass der gesamte Prozess noch eine Woche dauern wird. Zum Sieg gratulieren wir, der war natürlich absolut verdient.“
Das Spiel:
Gegen die verletzungs- und pandemiebedingt ebenfalls arg geschwächten und lediglich mit acht Akteuren angetretenen Merlins startete das Team von FCBB-Cheftrainer Andrea Trinchieri mit Darrun Hilliard, Ognjen Jaramaz, Jason George, Deshaun Thomas und Leon Radosevic. Rhythmus ist das nach der langen Covid-Pause der Münchner meistbemühte Schlagwort. Dieser stellte sich erst nach einigen Minuten allmählich ein, als die Bayern den Gegner zu Ballverlusten zwangen und vorne schnell abschlossen (10:3/4. Spielminute). Lucic betrat das nagelneue Parkett im Audi Dome und versenkte gleich seinen ersten Dreier zum 13:8 (6.). Eine Auszeit der Crailsheimer vermochte den Lauf des FCBB nicht zu stoppen, der Favorit setzte sich auf 22:10 ab (8.). Die Gäste suchten ihr Heil in einer Zonenverteidigung, schnelles Passspiel und erfolgreiche Dreier sind ein probates Mittel dagegen - Hilliard zum 27:11 (9.). Nach dem ersten Spielabschnitt lagen die Münchner 29:14 in Führung.
Die Merlins spielten frech auf, angesichts des 31:19 nach nicht einmal zwei Minuten im zweiten Viertel erkannte Trinchieri den Zeitpunkt für eine Auszeit. München ließ es etwas gemächlicher angehen, ein Dreier von Sisko und ein Drei-Punkt-Spiel von Thomas taten dem Vorsprung gut (37:32/14.). Insgesamt war die auf die mangelnde Spielpraxis zurückzuführende Fehlerquote der Gastgeber aber zu hoch, nach einem 7:0-Lauf der Gäste bat Coach Trinchieri erneut zur Besprechung (37:30/16.). Dieses Mal entfaltete die Auszeit ihre beabsichtigte Wirkung, Zipsers Dreier-Doppelpack und ein Treffer von Rubit schraubten die Führung wieder auf 45:30 (19.). Nach 20 Minuten zeugte ein 48:32 auf der Anzeigetafel von der wiedererlangten Kontrolle der Bayern. Coach Trinchieri hatte bis dahin alle zwölf Spieler eingesetzt, zehn hatten gepunktet.
Alle Bayernspieler steuern Punkte bei
Die Verteidigungsleistung beider Teams lahmte nach dem Seitenwechsel, für die Zuschauer bedeutete dies viele Treffer in kurzer Zeit. Immerhin blieb der Vorsprung deutlich (60:40/24.). Die Münchner entwickelten am Familien-Spieltag im Audi Dome Spielfreude, Sisko setzte Radosevic in Szene, der per Alley-Oop-Dunking abschloss (66:45/26.). Einer fehlte noch auf dem Scoreboard der Bayern, doch Joshua Obiesie wusste das eindrucksvoll zu korrigieren: Einen Fastbreak schloss er gleich selbst mit einem entschlossenen und mächtigen Dunking ab (72:45/27.). Die dezimierten Merlins zeigten eine vorbildliche Einstellung und kämpften weiter - 77:49 nach Viertel drei.
Kluge Belastungssteuerung durch gleichmäßig verteilte Spielzeit
Die Münchner gefielen mit cleveren Pässen gegen die Raumverteidigung der Crailsheimer. Als das nicht klappte, war Sisko mit dem Drei-Punkte-Treffer zur Stelle (82:51/32.). Dass bei den Gästen die Kräfte langsam schwanden, war kein Wunder. Um so erstaunlicher war die Leistung des Gäste-Topscorers Jon Axel Gudmundsson, der auch mit rund 30 Minuten Spielzeit in den Knochen noch Akzente zu setzen wusste (83:53/33.). Ein Dunking von Zipser sorgte für besonders gute Laune bei den Fans, deren Herzen angesichts seines Comebacks immer noch vor Freude hüpfen (88:55/35.). Das Spiel war längst entschieden, die gleichmäßig verteilte Spielzeit hielt die Belastung der Bayern klug in Grenzen und wappnete für die anstehenden anstrengenden Aufgaben in EuroLeague und BBL.
(C) Stickel, Pahnke, FCBB