Gordon Herbert, Andi Obst und Niels Giffey vom FCBB
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Jaramaz und die Bayern erzwingen den Overtime-Sieg

Die Basketballer des FC Bayern haben am Sonntag mit einer Energieleistung nach Overtime ihren zweiten BBL-Heimsieg eingefahren, vor gut 3.000 Fans im Audi Dome hieß es nach 45 spannenden Minuten gegen die Giessen 46ers 71:64 (28:27). Dabei gab Nationalspieler Andreas Obst nach überstandener Erkrankung sein Debüt mit ersten Minuten im Dress des Pokalsiegers.

In einem sehr physischen Duell fehlten den Bayern nach ihrer fünftägigen Russland-Reise gut drei Viertel lang Frische und vor allem der Rhythmus in der Offense (bis dahin Feldquote 30 %, am Ende 37).  Vier Minuten vor Schluss hieß es 47:52, 65 Sekunden vor dem Ende 52:56. Doch Topscorer Jaramaz (18) erzwang die Verlängerung, in welcher der Serbe kaum noch zu halten war. Deshaun Thomas holte ebenfalls 18 Punkte und dazu 14 Rebounds.

Am Donnerstag (19 Uhr/MagentaSport) tritt die Mannschaft von Cheftrainer Andrea Trinchieri in der EuroLeague bei Litauens Double-Gewinner Zalgiris Kaunas an, am Sonntag folgt in der Bundesliga die Auswärtspartie in Frankfurt.

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FCBB:

FCBB: Ognjen Jaramaz (18 Punkte), Deshaun Thomas (18/14 Rebounds), Augustine Rubit (12), Corey Walden (6), Nihad Djedovic (5), Nick Weiler-Babb (4), Andreas Obst (3), Zan Mark Sisko (2), Gavin Schilling (2), Jason George (1), Joshua Obiesie und Marvin Ogunsipe.

Topscorer Gießen:

Brayon Blake (19 Punkte)

Schiedsrichter

Anne Panther, Steve Bittner, Stefan Fingerling

Zuschauer

3.025

Die Punkteverteilung nach Vierteln (Sicht des FCBB): 17:14, 11:13, 15:21, 13:8; 15:8.

Zahlen & Fakten - Zweier-Quote: 46% (FCBB) // 42% (Gießen); Dreier-Quote: 17% // 35%; Freiwurf-Quote: 75% // 50%; Rebounds: 54 // 36; Assists: 10 // 15; Ballverluste: 18 // 20.

Die Stimmen:          

Andrea Trinchieri: „Das ist ein sehr wichtiger und sehr guter Sieg. Wir hatten eine harte Woche und heute das halbe Tempo der Gießener. Deshalb haben wir in der Offense unsere Probleme gehabt. Aber wir hatten eine anständige Defense und das ist das Beste, was uns in diesem Moment passieren konnte: ein Sieg in einem super-schwieriges Spiel, um mehr Selbstvertrauen aufzubauen. Gießen hatte wie erwartet gespielt, mit sehr viel Tempo, vielen Würfen. Wenn du nicht trainierst und eine kurze Rotation hast, ist das ein Faktor. Trotzdem ist das einer der Siege, die am besten schmecken, seitdem ich hier bin. Das Spiel hatte über die Dauer eine Wende genommen, dass wir es verlieren mussten. Wie es vielen EuroLeague-Teams passiert, wenn sie eine Back-to-back-Woche hatten. Wir hatten in Russland zwei Spiele, die uns mental und körperlich entleert haben. Doch wir haben heute einen Weg gefunden, ein Spiel zu gewinnen, obwohl das zwischenzeitlich unmöglich erschien. Wir haben heute 15 weit-offene Würfe nicht getroffen, so verlierst du dein Zutrauen und der Court wird kleiner und kleiner. Nochmal: Ich danke meinen Spielern, dass sie gewinnen konnten. (…). Andi Obst war ohne Rhythmus – man sah, dass er dreieinhalb Wochen draußen war. Ich habe ihn gedrängt zu spielen, denn wir brauchen diese Spiele dafür. Er hatte ein Training gestern von 35 Minuten, deshalb kann man seine Leistung nicht bewerten. (…) Unsere Offense ist nicht am Level, das wir haben wollen, aber das ist nicht die Schuld der Spieler. Ich hasse langweilige Leute, aber jetzt bin ich mal sehr langweilig: Das, was wir zum Saisonstart erlebt haben, würde jeden killen. Dein Starting Point Guard ist für vier Wochen, Hunter für drei Wochen raus. Dann kommt Covid, und Leon, den wir Ende September zurückerwartet hatten, hat nach seiner erfolgreichen Operation dort eine Infektion im Krankenhaus bekommen. Nur Zipsers Ausfall war so zu erwarten. Dann starten die Spiele und fünf, sechs deiner deutschen Spieler fehlen. Wir kannst du da eine neue Mannschaft aufbauen? Es liegt nicht am Einsatz der Spieler, sondern an der Situation, deren Parameter verrückt sind. Deswegen war das jetzt ein Sieg, den wir brauchten, nachdem wir litten und hinten waren lagen.“

Ognjen Jaramaz: „Ich kann sagen, dass ich bis zum vierten Viertel nicht gut im Spiel war. Aber das Wichtigste für das Team ist, dass wir das Spiel gemeinsam gewonnen haben. Wir haben eigentlich ganz gut verteidigt in der ersten Hälfte, aber offensiv hatten wir Probleme und haben zu wenig Würfe getroffen. Aber wir haben unser Ziel erreicht und das Spiel gewonnen. Natürlich haben wir auch viel Spielraum, um uns noch zu verbessern. Für unser Selbstbewusstsein ist der Sieg enorm wichtig, weil wir einige gute Spiele hatten, die wir verloren haben. Was ich an diesem Tag mag, ist der Zusammenhalt trotz der bitteren Niederlagen. Wir haben eine ausgezeichnete Teamchemie und werden ganz sicher noch enger zusammenwachsen.“

Das Spiel:

Trinchieri startete mit Corey Walden, Jaramaz, Nick Weiler-Babb, Thomas und Gavin Schilling. Drei Würfe, drei Treffer - die Bayern legten los wie die Feuerwehr, 9:0 nach drei Minuten. Die Verteidigung war auf dem Posten, der erste Wurfversuch (!) gelang den Gästen erst nach über drei Minuten. Die Münchner hatten die Angelegenheit im Griff, wenn gleich sich die Gäste um den freundlich empfangenen ehemaligen Bayern John Bryant jetzt wehrten (17:9/8.). Letzterer spielte eine gewichtige Rolle und erzielte fünf Punkte in Folge zum 17:14 nach dem ersten Spielabschnitt.

Debüt von Andreas Obst

Wenn Trinchieri nach 27 Sekunden eine Auszeit nimmt, zeugt das von maximaler Unzufriedenheit mit der Spielweise seines Teams. Gießen war auf einen Zähler herangerückt (17:16). Der FCBB stabilisierte die Verteidigung und setzte sich wieder ab (22:16/14.). Die jüngst fehlenden Djedovic und Obst erhielten Spielzeit, doch insgesamt wollte sich der Rhythmus nicht so recht einstellen. Ein Djedovic-Dreier sorgte für prächtige Stimmung auf den Rängen, aber zwei schnelle Treffer der 46ers veranlassten Trinchieri zur neuerlichen Auszeit (26:24/19.). Die Wirkung der Besprechung war nicht die erhoffte, Gießen schnappte sich erstmals die Führung (26:27/20.). Augustine Rubit wurde zwei Sekunden vor der Halbzeit beim Wurfversuch gefoult und holte die Führung mit zwei verwandelten Freiwürfen zurück - 28:27.

Trinchieri hauchte seiner Truppe etwas mehr Leben ein, aber so richtig überzeugend war das nicht. Als Gießen zum 34:34 ausgeglichen hatte, reagierten die Fans mit Energie von den Tribünen. Nur half auch das nicht, der FCBB war von der Rolle und verhalf dem Gegner mit Ballverlusten zu Oberwasser (36:39/25.). Einzelaktionen waren nicht die Lösung des Problems, Gießen blieb vorne (38:40/28.). Endlich traf Obst, sein sechster Dreier-Versuch fand ins Ziel (41:40/28.). Aber Gießen hatte Blut geleckt und glaubte als krasser Außenseiter an die Siegchance - 43:48 nach Viertel drei.

Jaramaz erzwingt die Verlängerung – und die Entscheidung

Der erste Treffer gelang den Bayern im finalen Viertel erst nach zwei Minuten, Rubit zum 45:50. Die Nervosität nahm merklich zu, wütenden Angriffsaktionen der Bayern warfen sich die Gäste entschlossen entgegen, drei Spielminuten lang änderte sich am Spielstand nichts - bis Nick Weiler-Babb zum Korb zog und zum 47:50 scorte (35.). Die Crunchtime war noch nicht erreicht, da standen die Zuschauer längst und feuerten die Bayern an. Mit zwei Punkten Abstand war der FCBB den 46ers auf den Fersen, Thomas erwühlte sich beim Offensivrebound den Ball und traf zum 52:54 (noch 125 Sekunden). Nach dem erfolgreichen Stop gelingt auch bei mehreren Versuchen kein Treffer, Gießen behauptet die Führung. Jaramaz ergreift die Initiative und gleicht mit vier Punkten in Folge zum 56:56 aus - fünf Extraminuten.

Ognjen Jaramaz riss das Spiel nun an sich und versenkte endlich wieder einen Dreier (60:57/41.). Gießens Blake glich per Dreier aus, Thomas traf einen Freiwurf, den sich die Gäste durch ein Technisches Foul einhandelten. Erneut war Jaramaz nicht zu stoppen, denn auch die folgenden sechs Zähler gingen auf sein Konto, die Bayern setzten sich vorentscheidend auf 67:60 ab (noch 146 Sekunden). Die Verteidigung arbeitete jetzt enorm zuverlässig und erstickte sämtliche Angriffsversuche der 46ers gnadenlos im Keim. Und die begeisterten Fans wurden für ihre tolle Unterstützung mit einem Sieg ihrer Bayern belohnt.

(c) Eirich & Stickel

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