





Es bleibt bis auf Weiteres bei Rang drei: Die Bayern-Basketballer haben auch das hart umkämpfte Rückspiel gegen den BBL-Zweiten Telekom Baskets Bonn nicht gewinnen können - beim 73:77 (36:39)-Krimi im mit 6.500 Fans erneut ausverkauften Audi Dome blieb ein Happy End auf der späten Aufholjagd aus.
Früher Rückstand kostet Kraft
Der ersatzgeschwächte FCBB (ohne Lucic, Obst, Hunter und Harris) hatte im vierten Spiel der Woche den fast erwarteten schweren Start (18:32/14.). Bonn attackierte robust und mit Tempo, Bayern matchte diese Energie zunächst nicht.
Es war Izzy Bonga, der das Team schon vor der Pause mit 17 seiner 28 Punkte schulterte. Auf der Gegenseite war Shorts (26) im Fokus, beim 55:66 (32.) schien der Weg wieder zu weit zu sein - er war es trotz sehr viel Einsatz bis zur Sirene.
FC Bayern Basketball - Telekom Baskets Bonn 73:77 (36:39)
FCBB:
Isaac Bonga (28 Punkte/9 Rebounds/5 Dreier), D.J. Seeley (9/3 Dreier), Corey Walden (8), Augustine Rubit (8, 5 Rebounds), Niklas Wimberg (7), Cassius Winston (5), Niels Giffey (4), Nick Weiler-Babb (2), Freddie Gillespie (2, 5 Blocks), Ognjen Jaramaz, Paul Zipser.
Topscorer Bonn
TJ Shorts (26 Punkte)
Schiedsrichter
Anne Panther, Christof Madinger, Clemens Fritz
Zuschauer
6.500 (ausverkauft)
Die Punkteverteilung nach Vierteln (Sicht des FCBB): 15:27, 21:12, 19:22, 18:16.
Zahlen & Fakten - Zweier-Quote: 42 % (FCBB) // 55 % (Bonn); Dreier-Quote: 42 % // 41 %; Freiwurf-Quote: 77 % // 86 %; Rebounds: 18 // 26; Assists: 15 // 16; Ballverluste: 12 // 13
Die Stimmen:
Andrea Trinchieri: „Gratulation an Bonn. Unser erstes Viertel war wirklich schlecht. Aber dann konnten wir sie in zwei Vierteln bei zwölf und 16 Punkten halten. Wir hatten die Chance zu gewinnen, aber in dem Moment verloren wir den Ball. Unsere Offense war nicht gut genug und unsere Defense gegen Shorts in der zweiten Hälfte sehr schlecht. Deswegen haben wir verloren. (…) Wir haben so schlecht begonnen, weil wir nicht bereit waren für solch ein Spiel. Wir waren dramatisch soft und haben offensiv und wie defensiv nicht hart gespielt. Diese Einstellung stört mich wirklich sehr. Wir haben gespielt und gekämpft – aber nicht, um zu gewinnen. Und das ist eine kapitale Sünde. Unsere Guards waren offensiv schlecht, sie haben sieben Lay-Ups verlegt und das hat auch ihre Defense beeinflusst. Wir hätten sehr gerne gewonnen. Ich war schon fünfmal in den BBL-Finals, nicht immer von Position eins. Das Ranking und die Niederlage sind also nicht die wirkliche Tragödie; sondern, wie wir gespielt haben.“
Isaac Bonga: „In so einem Spiel muss einem klar sein, mit einer entsprechenden Intensität aufzutreten. Dennoch haben wir uns die Chance offengehalten, das Spiel zu gewinnen. Gegen Bonn muss man über 40 Minuten im Spiel sein, das war heute ein wenig schwer für uns. Obwohl TJ Shorts natürlich ein sehr guter Spieler ist, hätten wir gewinnen können. Von der Physis her war das heute EuroLeague-Level, aber über so etwas denken wir eigentlich gar nicht nach. Wir wollen jedes Spiel gewinnen, aber es hat leider nicht gereicht. So ein Spiel hilft mir natürlich, offensiv reinzukommen, aber im Endeffekt hilft das nichts, wenn wir nicht gewinnen.“
Tuomas Iisalo, Trainer Bonn: „Ich bin happy, wie wir das Spiel begonnen haben, mit einer Tonne Energie. Wir haben Bayern im ersten Viertel echt geschüttelt. Aber sie sind ein sehr gutes Team und ein sehr harter Gegner. Sie kamen zurück und am Ende hätte es in beide Richtungen ausgehen können. Aber wir haben sehr viel Selbstbewusstsein und eine gute Chemie, jeder kennt seine Rolle. Das ist ein sehr wichtiger Sieg für uns, auch beim Blick auf die Gesamtsituation. Die beiden EuroLeague-Spiele (der Bayern) hatten in etwa null Prozent Einfluss auf die Energie heute. Jedes Team tut das Beste mit dem, was es hat. Es ist nicht mein Job zu analysieren, wie energetisch die andere Mannschaft ist. Wir hatten ein Spiel am Mittwoch in Spanien. Keiner ist interessiert an solchen Ausreden. Du spielst einfach und siehst, welches Team besser ist und gewinnt. Was davor passierte, spielt überhaupt keine Rolle.“
Das Spiel:
Cassius Winston, Nick Weiler-Babb, Niels Giffey, Niklas Wimberg und Freddie Gillespie starteten gegen den Tabellenzweiten der BBL. Bonn fand viel besser ins Spiel und überraschte München mit einem 7:0-Lauf. In den ersten fünf Spielminuten leistete sich der FCBB vier Ballverluste - der Motor stotterte erheblich. Die Gäste trafen gut von jenseits der Dreierlinie und engagierten sich aggressiv beim Offensivrebound, wodurch sich der Rückstand schon bald im zweistelligen Bereich befand. Anlass genug für Coach Trinchieri, eine Auszeit zu nehmen (6:16/6. Spielminute). Allmählich deutete sich ein Offensiv-Rhythmus an, je ein Dreier von Seeley und einer von Bonga bedeuteten das 12:19 (8.). Die Bayern hatten aber große Schwierigkeiten mit dem tempogeladenen Druck der Bonner, die scheinbar nach Belieben punkteten. Nach dem ersten Viertel lagen die Bayern überraschend deutlich zurück - 15:27.
Bayern kommt über die Defensive
Im zweiten Viertel änderte sich zunächst gar nichts, die Bayern blieben über zwei Minuten ohne Korberfolg. Rubit erlöste die Fans mit dem Dreier zum 18:28 (13.). Das Dutzend maskierter Bonner Fans befand sich in bester Karnevalslaune, denn die Führung der Gäste blieb deutlich (20:32/15.). Wie so oft waren eine gute Verteidigung und daraus resultierende Stops eine ausgezeichnete Basis für die Mission Aufholen - und es funktionierte: Freiwürfe von Bonga und ein Jumper von Winston verkürzten auf 24:33, Auszeit Bonn (16.). Bayern war jetzt im Rhythmus, und die Bonner machten Fehler. München belohnte sich mit einem 11:1-Lauf und rückte auf 29:33 heran (18.). Bonga war nicht zu stoppen, entweder zog er zum Korb oder versenkte den Dreier (34:38/19.). Er war überall, auch nach dem Fehlwurf von Giffey schnappte er sich den Rebound und scorte zum 36:39 nach Halbzeit eins, in der er bereits 17 Punkte gesammelt hatte.

Shorts dreht auf
Trinchieri nahm nach 100 Sekunden eine Auszeit, weil seine Mannen schwächelten und sechs schnelle Punkte kassiert hatten (36:45/22.). Bonns Turbo-Guard TJ Shorts war nicht zu bremsen und scorte nach Belieben, Winston hielt per Dreier dagegen (41:47/24.). Bongas Leistung wuchs sich zu einer Gala-Vorstellung aus, mit zwei seiner Dreier blieben die Münchner 47:51 dran (26.). Beide Teams machten viel Druck, die Bayern nutzten jetzt die erreichte Teamfoul-Grenze der Rheinländer für Freiwürfe - Walden und Rubit zum 51:54 (29.). D.J. Seeley steuerte wichtige Punkte von jenseits der Drei-Punkte-Linie bei, aber der Führungswechsel sollte nicht gelingen - 55:61 nach 30 Minuten.
Packendes Topspiel mit dramatischer Crunchtime
Die Ereignisse wiederholten sich: Bonn legte so schnell vor, dass München buchstäblich auf dem falschen Fuß erwischt wurde. Waldens Drei-Punkt-Spiel zum 58:66 kam wie gerufen (32.). Shorts war der Dreh- und Angelpunkt bei den Gästen, der FCBB bekam ihn und seine Korbgefährlichkeit einfach nicht in den Griff. Bongas nächster Drei-Punkte-Treffer hielt die Hoffnung der Fans am Leben, der von Wimberg auch (66:73/37.). Die Crunchtime nahte, die Dramaturgie hatte noch einiges auf Lager: Walden tänzelte durch die Bonner Zone und scorte, Wimberg nutzte einen Ballverlust von Shorts zum Dunk - 70:73 und noch 123 Sekunden. Die Fans standen und feuerten mit allem an, was sie hatten. Eine großartige Verteidigungssequenz verhinderte den Treffer, Bonga verkürzte mit dem Fadeaway-Flamingo zum 72:73. In der Verteidigung gewinnt Bonga den Ball durch ein provoziertes Offensivfoul seines Gegenspielers, und Bayern hat es in der Hand. Doch der Ball geht verloren, Bonn ist in Ballbesitz bei 19 Sekunden auf der Uhr. Shorts wird gefoult und trifft beide Freiwürfe - Bayern braucht den Dreier. Walden wird gefoult und verwirft den zweiten absichtlich. Giffey ergattert sogar den Rebound, findet im Getümmel aber keine Anspielstation. Der Ball landet beim Bonner Karsten Tadda, der nach dem sofortigen Foul beide Freiwürfe versenkt und die Münchner Niederlage besiegelt.