





Eine grandiose Energieleistung sorgt für das nächste Statement: Die Bayern-Basketballer haben Alba Berlin zwei Wochen nach dem Pokalerfolg auch die erste Heimniederlage zugefügt. Vor gut 13.000 Zuschauern sicherten zwei späte Dreier von Seeley dem Team von Chefcoach Andrea Trinchieri den 76:71 (43:43)-Auswärtssieg in einem packenden Samstagskrimi. Für die Gastgeber war es erst die zweite Saisonniederlage.
Neben Seeley (17) überragte nur 45 Stunden nach dem EuroLeague-Erfolg über Roter Stern Belgrad (87:80) Routinier Hunter als Topscorer (24), Bonga holte zwölf Rebounds. Die starke Verteidigung provozierte 21 Ballverluste des Tabellenführers.
Bereits am Dienstag (21 Uhr, Audi Dome) empfangen die Münchner in der EuroLeague den französischen Meister Lyon-Villeurbanne.
Topscorer Hunter, Lucic muss pausieren
Ohne den geschonten Kapitän Lucic (Rücken) sowie Rubit und Harris startete die Offense kalt, kaum Touch und Rhythmus (4:12/7.). Walden löste dann den Knoten aus der Distanz und Hunters Alley-Oop brachte die erste Führung (24:23/14.). Zehn Steals kompensierten bis zur Pause die ungünstige Foulverteilung (10:5).
Trotz starkem Rebounding (16 offensive) blieb es eng, denn von außen hatte Berlin Vorteile – und die Kräfte schwanden nach einer 62:55-Führung (35.). 71:71 hieß es in der Schlussminute, doch dann kam Seeley.
Alba Berlin - FC Bayern Basketball 71:76 (43:43)
FCBB:
Othello Hunter (24 Punkte, 3 Dreier), D.J. Seeley (17, 3 Dreier), Corey Walden (11), Andreas Obst (7), Isaac Bonga (6, 12 Rebounds), Freddie Gillespie (4), Nick Weiler-Babb (3), Niels Giffey (2), Cassius Winston (2), Niklas Wimberg, Paul Zipser und Ognjen Jaramaz
Topscorer Berlin:
Jaleen Smith (14 Punkte)
Schiedsrichter
Robert Lottermoser, Gentian Cici, Carsten Straube
Zuschauer
13.666
Die Punkteverteilung nach Vierteln (Sicht des FCBB): 16:17, 27:26, 13:7, 20:21.
Zahlen & Fakten - Zweier-Quote: 57% (FCBB) // 46% (Berlin); Dreier-Quote: 32% // 46%; Freiwurf-Quote: 75% // 79%; Rebounds: 37 // 30; Assists: 17 // 14; Ballverluste: 13 // 21
Die Stimmen:
Andrea Trinchieri: „Berlin hatte einen sehr starken Start mit 10:2, wir waren bei allem zu spät. Doch mit den Spielern von der Bank haben wir ihr Energielevel erreicht, ab diesem Zeitpunkt war es ein sehr enges Spiel mit tollen Aktionen auf beiden Seiten. Wir konnten in Berlin gewinnen, obwohl wir nur vier Freiwürfe hatten und trotz 46 Prozent bei den Dreiern von Alba, darunter wirklich sehr schwere Würfe, Gratulation dazu an ihre Spieler. Doch wir haben 16 Offensivrebounds geholt, das war der Schlüssel neben den richtigen Plays am Ende von Winston, Hunter und D.J. Seeley. Es war wichtig, mit dieser Basketball-Persönlichkeit und sehr hoher Konzentration zu spielen, denn wir haben viele Spieler auf der gleichen Position draußen. Es war wichtig zu verstehen, dass wir auch den schmutzigen Teil des Jobs machen müssen, und Bonga war großartig dabei und entscheidend mit zwölf Rebounds, sechs davon offensiv. (…)
Andi Obst war schon tot nach dem Red Star-Spiel. Doch er spielt an beiden Enden des Feldes, normalerweise sind Shooter passiver in der Defense. Er arbeitet wirklich hart in der Verteidigung, obwohl er jetzt seinen Preis zahlt für seine zwei Monate Verletzungspause. Er ist aber wichtig für uns, selbst wenn er nicht gut spielt. (…) Du kannst bei deinem Geburtstag nicht betrügen. Aber wenn du schlau bist, kannst du den Kopf austricksen. Wir schaffen es, dass sich Othello jünger fühlt. Er ist ein Veteran und hatte ein unglaubliches Spiel.“
Othello Hunter: „Wir sind fokussiert geblieben und haben recht gut getroffen - der Coach hat uns gesagt, egal, wer offen ist, er soll werfen. Die Energie war heute voll da. Wenn wir gegen ein gutes Team spielen, wollen wir auf jeden Fall gewinnen - und die Jungs haben großartig gekämpft. Ich weiß nicht, ob das heute mein Karriere-Höchstwert war. Ich wollte einfach nur spielen und habe nicht groß nachgedacht, das war alles. Was die Dreier angeht: Ich werde alt, ich möchte meinen Körper da nicht mehr so reinhauen. Also werfe ich einfach nur und habe Spaß.“
Niels Giffey: „Wir sind heute dabeigeblieben und haben unseren Fokus hochgehalten. Wir haben das Spiel dann nicht so wie in der ersten Halbzeit gestaltet, das war ja ein High-Scoring-Game, fast mehr in Richtung Alba-Stil. Das haben wir dann geändert und dem Spiel einen anderen Stil, unseren Stil aufgedrückt. In diesem Spiel hat das geklappt. Man muss aber sagen, dass alle drei Siege gegen Alba in dieser Saison eng waren. Am Ende hatten wir den Fokus und es sind Würfe gefallen, die vorher nicht gefallen sind. Das tut uns extrem gut, wenn dann solche Würfe wie die am Ende von D.J. reinfallen. Seeley ist tiefenentspannt, was diese Sachen angeht, das ist beneidenswert.“
Das Spiel:
Cassius Winston, Andreas Obst, Isaac Bonga, Niklas Wimberg und Freddie Gillespie waren die erste Wahl von Andrea Trinchieri. Die nach der kürzlichen Niederlage im Pokal-Endspiel gegen den Kontrahenten aus dem Süden besonders motivierten Berliner starteten besser in den 22. Spieltag. Die Münchner benötigten über drei Minuten für den ersten Treffer - Obst zum 2:5 (4.). Keine Minute später erkannte Trinchieri Gesprächsbedarf, denn seine Mannen lagen 2:10 zurück, außerdem hatte Gillespie bereits früh sein zweites Foul begangen. Berlin wirkte fokussierter und in der Defensive aggressiver. Beim FCBB lief nicht viel zusammen, aber immerhin konnte der Rückstand im halbwegs moderaten Bereich gehalten werden (7:12/8.). Der Abwärtstrend schien sich fortzusetzen, doch plötzlich waren die Münchner voll da: Hunter und zwei Mal Walden initiierten einen 9:0-Lauf binnen einer Minute, nach dem Viertel stand es 16:17.
Wechselspiel der Läufe
Die Gäste waren jetzt in der Verteidigung voll bei der Sache, auch beim Offensivrebound wurde gut gearbeitet - Bonga war hier gleich mehrfach erfolgreich. Walden bediente Hunter fein zum Alley-Oop-Dunking, der die erste Führung des FCBB einbrachte (24:23/14.). Alba stabilisierte sich mit einem 9:0-Run, Auszeit Mülnchen (27:32/16.). Urgestein Hunter hielt die Bayern mit zwei Drei-Punkte-Treffern im Spiel (33:37/17.). Das Momentum war nun bei den Münchnern, die Ballverlust um Ballverlust der Gastgeber forcierten, Lohn der Mühen war ein 13:2-Lauf zum 40:37 (19.). In die Halbzeitpause verabschiedeten sich die Teams mit einem ausgeglichenen Spielstand - 43:43.
Nach sechs Minuten in Viertel drei steht es 4:2
Der Spielstand brannte sich in die Anzeige-LEDs ein, denn eine gefühlte Ewigkeit fiel kein Treffer. Gillespie beendete die Flaute nach knapp vier Minuten mit einem mächtigen Dunking nach cleverem Assist von Seeley. Berlin blieb zum großen Erstaunen der eigenen Fans über sechs Minuten ohne Korberfolg, ärgerlich war nur, dass der FCBB kein Kapital daraus schlagen konnte (47:45/27.). Die Bayern arbeiteten gut am offensiven Brett, Hunter drückte dem Spiel mit weiteren Treffern seinen Stempel auf - 56:50 nach drei Vierteln.
Winston und Seeley nervenstark
An beiden Enden des Parketts wurde kompakt verteidigt, Treffer hatten Seltenheitswert. Seeley pflückte nach zwei Minuten des Viertels einen weiteren Offensivrebound und scorte zum 58:53. Berlin fightete, aber die Bayern hielten dagegen mit beeindruckendem Willen dagegen, Bonga und Seeley erhöhten auf 62:55 (35.). Ex-Bayer Maodo Lo schaltete sich ein läutete das Aufbäumen der Berliner ein, die mit einem 7:0-Lauf zum 62:62 ausgleichen (37.). Das Publikum war jetzt voll da, auf dem Weg in die Crunchtime sahen sich die Münchner mit einem 64:66-Rückstand konfrontiert. Nach der Auszeit erzwingt Winston artistisch den Ausgleich (66:66/39.). Hunter wühlt sich zum Korb durch und scort, Lo antwortet direkt mit dem Jumper zum erneuten Ausgleich (68:68/ noch 50 Sekunden). Dann geht es blitzschnell: Winston findet Seeley, der seelenruhig den Dreier reinhaut (71:68/noch 40 Sekunden). Berlins Jaleen Smith kontert nicht minder beeindruckend mit einem weiten Dreier (71:71/noch 37 Sekunden). Doch erneut gelangt der Ball schnell zu Seeley, der unglaublicherweise wieder von jenseits der Drei-Punkte-Linie trifft (74:71/noch 26 Sekunden). Lo verfehlt, Bonga wird gefoult und haut beide Freiwürfe rein - Sieg mit Ausrufezeichen.