Die Erfolgsserie der Bayern-Basketballer in der EuroLeague ist vorerst beendet: Bei Real Madrid unterlag der bisher so überzeugende FCBB trotz des klar gewonnenen Rebound-Duells nach einer mäßigen zweiten Halbzeit 82:100 (45:49). Die zuletzt glänzende Münchner Defense, die den ersten fünf Gegnern im Schnitt nur knapp 75 Punkte gestattet hatte, konnte die eingespielte und erfahrene Startruppe der Königlichen zu selten stoppen. Den Bayern, die jetzt bei 4:2 Siegen stehen, fehlte neben Center Leon Radosevic (Unterleibs-Verletzung, Rückkehr in einer Woche) nahezu komplette auch Coach Andrea Trinchieri nach zwei frühen technischen Fouls. Bester Werfer war Wade Baldwin (18). Für Real war es der zweite Sieg.
Nach dem vierten Spiel innerhalb einer Woche können die Bayern nun eine Woche neue Energie sammeln, dann geht es vor dem BBL-Start im Audi Dome gegen Vechta (Sonntag, 18 Uhr) in der EuroLeague gegen Roter Stern Belgrad (6.11., Freitag, 20.30 Uhr).
Real Madrid - FC Bayern Basketball 100:82 (49:45)
FCBB
Nick Weiler-Babb 5/6 Rebounds, Wade Baldwin 18/4 Assists, TJ Bray, Jalen Reynolds 15/7 Rebounds, Malcolm Thomas 9, Vladimir Lucic 7/6 Rebounds, Diego Flaccadori 2, Nihad Djedovic 8, Robin Amaize (dnp), Paul Zipser 8, JaJuan Johnson 6, Zan Mark Sisko 4.
Topscorer Real Madrid
Jaycee Carroll (19 Punkte)
Schiedsrichter
Luigi Lamonica, Gytis Vilius, Uros Obrknezevic
Die Punkteverteilung nach Vierteln (aus Sicht FCBB): 17:27, 28:22, 16:21, 21:30.
Zahlen & Fakten - Zweier-Quote: 45% (FCBB) // 77% (Real); Dreier-Quote: 40% // 36%; Freiwurf-Quote: 76% // 73%; Rebounds: 41 // 14; Assists: 23 // 18; Ballverluste: 10 // 4.
Die Stimmen zum Spiel:
Adriano Vertemati: „Gratulation an Real Madrid, das ist ohne Frage ein verdienter Sieg. Sie waren heute sehr fokussiert, wir dagegen haben nach der Halbzeit genau diesen Fokus verloren. Wir haben zu wenig mit Kontakt gespielt, besonders bei den Off-Screen-Situationen. Wir haben nur noch reagiert.
Im dritten Viertel waren wir noch halbwegs dran, aber nachdem Real dann wirklich große Würfe getroffen hat, haben wir im vierten nicht mal die Foulgrenze erreicht. Wir müssen auch dann lernen, bis zum Ende zu fighten.“
Nihad Djedovic: „Wir wussten, dass Real nach dem nicht so guten Start zurückschlagen wollte. Wir haben leider nicht auf unserem Niveau gespielt, und wenn du nicht 40 Minuten auf dem höchsten Level bist, hast du hier nichts zu suchen. Nach der Niederlage müssen wir uns jetzt gut regenerieren und auf das nächste Spiel vorbereiten.“
Das Spiel:
Mit verändertem Line-up begann Trinchieri die Partie, das Quintett Baldwin, Bray, Johnson, Thomas und Lucic war ein Novum. Besser in die Partie kam aber Real, Tavares am Brett sowie Carroll und Randolph aus der Distanz legten früh für Real auf 11:4 vor. Trinchieri verabschiedete sich dann schon wieder in die Kabine: Eine quicke Doublette technischer Fouls aufgrund angeblich zu reger Meinungsäußerung bedeutete für ihn nach nur dreieinhalb Minuten den Rückzug in die Kabine. Assistent Adriano Vertemati nahm bald eine Auszeit, denn Carroll hatte seinen zweiten Dreier zum 19:10 versenkt. Die Defense suchte noch nach Orientierung, in der Offense veränderte der Respekt vor Reals auf 2,20 Metern angeordnetem Center Tavares erkennbar das Münchner Spiel. Das 14:25 (9.) bedeutete den höchsten Rückstand, nach zehn Minuten belief sich das Defizit auf zehn (17:27).
Real funktionierte zunächst weiter, mit präzisen Anspielen ans Brett durch Campazzo oder Llull. Bei den Gästen hielt nun Paul Zipser dagegen, nach seinen acht Zählern aus der Distanz hieß es plötzlich nur noch 24:31 (12.). Es klappte längst nicht alles, aber die kämpferischen Bayern ließen sich nicht entmutigen. Und: Wade Baldwin und Nick Weiler-Babb mit Zug zum Korb stellten nach 15 Minuten tatsächlich den Anschluss her (34:35) – ehe Malcolm Thomas die umjubelte erste Führung zum 36:35 holte (16.). Denn Madrid hatte von außen Probleme, Tavares sein drittes Foul kassiert und der FCBB die Lufthoheit (21:10 Rebounds zur Pause). Doch zu früh gefreut: Nach einem unsportlichen Foul gegen Baldwin und Llulls Buzzer-Dreier – fünf Punkte in sechs Sekunden – ging doch Real mit einer Führung in die Pause, 49:45.
Nach vier Minuten des letzten Viertels ist die Partie entschieden
Ein Dreier plus Freiwurf von Baldwin brachte die Bayern wieder auf Augenhöhe (51:51/23.). Doch der Rhythmus im Angriff fehlte jetzt. Topscorer Vladimir Lucic (17,2 PpS) war wirkungsvoll abgeschirmt, auf der Gegenseite ließ man dagegen Carroll (19 Punkte) zur Saisonbestleistung gewähren. Und dann kehrte Tavares zurück, per Dunk zum 65:57 (28.) für die Gastgeber – Auszeit. Thomas arbeitete, sein Freiwurf war der erst 16. und letzte Punkt des FCBB im dritten Viertel.
Nur vier Minuten später war die Partie offenkundig entschieden (65:81). Bei Real lief der Ball, die Dreier fielen, die Zweier sowieso (77 Prozent), die Bayern liefen zu häufig hinterher. Die Münchner Offensive produzierte nicht mehr, es fehlten Zusammenspiel und auch etwas der Glaube gegen die große Qualität der Königlichen. 37:51 ging die zweite Halbzeit verloren, Real leistete sich nur vier Ballverluste und gewann verdient.
Foto-Credit: EuroLeague Basketball