













Die Bayern-Basketballer setzen sich im Kampf um die vordere Tabellenhälfte der EuroLeague fest: Das Team von Andrea Trinchieri besiegte im Duell zweier vom Zeitplan gezeichneter Verfolger den Konkurrenten Tel Aviv 70:52 (30:29), am 24. Spieltag der zwölfte Sieg. Maccabi um Topstar Wilbekin (20) wurde mit intelligenter Teamdefense ausgebremst, die 1.200 Fans im Audi Dome feierten ihre Mannschaft zurecht.
Diese begann ohne Fortune beim Wurf (5:12/6.), behielt aber die Ruhe: Center Radosevic holte per Dreier die erste Führung (23:22/16.). Aus der Pause kehrte man fokussiert zurück - und nach zwei Dreiern von Walden (13 Punkte), Lucics Freiwürfen sowie Hunters Dunks stand es plötzlich 57:41 (34.). Die Defense von Jaramaz und Weiler-Babb gegen Wilbekin hielt exzellent - Maccabi hatte vorn keine Antwort mehr.
Am Sonntag (15 Uhr) ist in Braunschweig die BBL-Spitze zu verteidigen; in der EuroLeague geht es nächsten Freitag bei Fenerbahce Istanbul weiter, das am Donnerstag in Mailand gewann.
FC Bayern Basketball - Maccabi Tel Aviv 70:52 (30:29)
FCBB:
Corey Walden (13 Punkte), Vladimir Lucic (9, 5 Rebounds), Nick Weiler-Babb (8, 6 Rebounds), Leon Radosevic (8), Othello Hunter (7), Augustine Rubit (7), Andreas Obst (6), Ognjen Jaramaz (5), DeShaun Thomas (4), Jason George (3), Zan Mark Sisko, Gavin Schilling (n.e.)
Topscorer Tel Aviv:
Scottie Wilbekin (20 Punkte)
Schiedsrichter
Benjamin Jiminez, Tomislav Hordov, Uros Nikolic
Zuschauer
1.167
Die Punkteverteilung nach Vierteln (aus Sicht des FCBB): 13:16, 17:13, 19:12, 21:11.
Zahlen & Fakten - Zweier-Quote: 52 % (FCBB) // 48 % (Tel Aviv); Dreier-Quote: 40 % // 16 %; Freiwurf-Quote: 91 % // 72%; Rebounds: 25 // 27; Assists: 15 // 5; Ballverluste: 9 // 11.
Die Stimmen:
Andrea Trinchieri, Chefcoach FCBB: „Ich glaube, die ganze Mannschaft hat clever verteidigt. Wir haben Tel Aviv bei 52 Punkten gehalten und hatten einen sehr brauchbaren Tag gegen Wilbekin. (...) Das ist ein sehr wichtiger Sieg und definitiv einer des Teams. Unsere Defense hat nur 16, 13, zwölf und elf Punkte im letzten Viertel erlaubt. Wir waren in der Verteidigung exzellent als Mannschaft. Wir haben die Anweisungen akzeptiert, hart gespielt und haben Maccabi so bei 52 Punkten gehalten. Das Wichtigste sind aber die nur fünf Assist bei ihnen. Sie kamen von einem guten Auswärtssieg, mit 14 von 20 Dreiern in Kaunas. Darauf mussten wir uns einstellen und haben das großartig gemacht. Wir haben uns aufgerieben, obwohl es nicht einfach war zurückzuschlagen nach der schmerzhaften Niederlage in Barcelona, wo wir ein großartiges Spiel hatten, wenn auch ohne Sieg. Wir hatten wenig Energie in der ersten Halbzeit, aber in der zweiten einen tollen Start. Meine Spieler haben diesen Sieg verdient. (…) Physisch ist dieser Spielplan zu viel. Wir versuchen, die NBA zu kopieren. Aber das geht nicht ohne die gleichen Voraussetzungen. In der NBA sind es 82 Spiele in der regulären Saison, da kannst du mal eine Niederlage korrigieren. Hier haben wir 34 Spiele, von 18 Teams gehen nur acht in die Playoffs. Deswegen ist es schwierig, alles zu haben, gute Qualität, schnelles Spiel, wenn du alle 48 Stunden spielst. Die Wichtigkeit eines einzigen Spiels ist nicht vergleichbar mit der NBA. (…) Wir kämpfen so hart, aber die Qualität der Spiele ist etwas anderes. Wir brauchen eine Lösung. Ich kann meine Spieler nicht für Low-Scoring-Spiele tadeln. (…) Alle vergessen außerdem, dass uns der beste Scorer fehlt, Darrun Hilliard. Deswegen müssen wir einen anderen Weg finden – und wir sind auf dem richtigen.“
Nick Weiler-Babb: „Das war ein super Spiel. Wir sind in der zweiten Halbzeit mit viel Energie rausgekommen und haben etliche Stopps und Korberfolge hinbekommen. Ich denke, wir haben in der zweiten Halbzeit eine gute Teamleistung gezeigt. Wir hatten einen holprigen Saisonstart und mussten mit einem Schub für die Playoffs reagieren. Wir gewinnen keine Spiele, wenn wir in der Verteidigung müde sind. Wir mussten als Team zusammenfinden und ein Konzept entwickeln, um Spiele über die Verteidigung zu gewinnen. Jedes Spiel ist anders, jeder Spieler kann heiß laufen. Wir müssen die füttern, die offensiv gut spielen, als Team agieren und den Ball werfen, wenn man frei ist. Um zu beweisen, dass wir in die Playoffs gehören, haben wir noch eine Menge Spiele. Wir wachsen jedes Spiel als Team zusammen und haben noch eine gute Strecke vor uns. Aber die Richtung stimmt.“
Vladimir Lucic: „Ich bin sehr stolz auf mein Team heute. Wir haben heute dadurch Charakter gezeigt, dass wir nach einer knappen Niederlage gegen Barcelona vor 48 Stunden zurückgekommen sind und das Spiel gewonnen haben. Es wir haben wieder eine sehr gute Defense gezeigt und das war ein wichtiger Sieg für uns.“
Othello Hunter: „Jeder hat hart gespielt, jeder hat für den anderen gespielt. Wir haben zwar ein wichtiges Spiel in Barcelona verloren, aber wir wussten, dass uns ein neues Spiel erwartet. Wir haben heute alles getan, um das Spiel zu gewinnen und mit Herz gespielt. Wir wollen jedes Spiel gewinnen, deswegen war das heute auch wieder ein wichtiger Sieg für uns. Wir gehen jetzt weiter Schritt für Schritt.“
Das Spiel:
Corey Walden, Ognjen Jaramaz, Vladimir Lucic, Augustine Rubit und Leon Radosevic starteten in den EuroLeague-Spieltag Nummer 25. Die Fans mussten fast drei Minuten stehen bis zum ersten Korb der Münchner - Walden per Dreier zum 3:5. Die Ex-Bayern Derrick Williams und Jalen Reynolds wollten es sichtlich wissen gegen ihre ehemaligen Mitspieler, 3:10 nach fünf Minuten. Im siebten Spiel in 14 Tagen war bei den Bayern anfangs noch Sand im Getriebe, die Wurfausbeute fiel reichlich mager aus (7:14/8. Spielminute). Recht viel mehr traf aber auch der Tabellenzwölfte Maccabi nicht, der FCBB war nach dem ersten Durchgang 13:16 dran.
Jaramaz und Weiler-Babb stoppen Alleinunterhalter Wilbekin weitgehend
Die Münchner ließen jetzt wie schon in Barcelona gute Wurfchancen liegen. Tel Aviv setzte sich ein wenig ab, Trinchieri nahm eine Auszeit (15:20/14.). Die Unterredung zeigte Wirkung, ein 8:2-Lauf mit zwei Dreiern von Radosevic brachte die erste Führung - 23:22 (16.). München verteidigte konzentriert und war beim Rebound wachsam, die Führung hielt (26:24/18.). Lucic begeisterte die Fans mit einem per Dunking abgeschlossenen Fastbreak (28:24/18.). Die Punkteausbeute des amtierenden Bayern-Schrecks Scottie Wilbekin lag - für ihn eher untypisch - noch im einstelligen Bereich, die Bayern hatten ihn einigermaßen im Griff. Nach 20 Minuten gingen die Münchner mit einer hauchdünnen 30:29-Führung in die Halbzeit.
Sie überrumpelten die Gäste nach dem Seitenwechsel mit schnellen fünf Punkten, Rubit und Jaramaz erledigten das (35:29/21.). Das Trinchieri-Team spielte nun clever und variabel - Nick Weiler-Babb hatte Wilbekin hinten im Griff und ließ ihn vorne stehen, um die Kugel unbedrängt in den Korb zu hämmern (39:32/25.). Maccabi ließ sich nicht abschütteln, Dreier-Spezialist Obst setzte den Treffer zum 44:38 (29.). Beide Teams rangen in einer an Punkten armen Verteidigungsschlacht grimmig um jeden Treffer, mit dem im dritten Viertel besseren Ende für die Münchner: Walden per Dreier zum 49:41.
Die Defensive lässt nur fünf Assists und kaum Dreier zu
Die Defensive trieb Tel Aviv zur Verzweiflung, Waldens nächster Dreier markierte die erste zweistellige Führung der Bayern (52:41/32.). Lucic wurde beim Dreier gefoult und versenkte seelenruhig alle drei Freiwürfe (55:41/32.). Die Gäste wirkten komplett verunsichert und blieben minutenlang ohne Treffer, Walden bediente Hunter zum Alley-Oop-Dunking - Auszeit Tel Aviv (57:41/34.). München agierte ausgebufft und ließ den Gegner in der Verteidigung laufen, Jaramaz bescherte Hunter ein Drei-Punkt-Spiel (60:43/35.). Wilbekins erster erfolgreicher Dreier ließ sämtliche Alarmglocken im Audi Dome läuten, Trinchieris Auszeit kam prompt (60:46/36.). Die bedrohliche Situation war wie geschaffen für Leader Lucic - sein Willen und sein Können versenkten den Dreier zum 63:46 (36.). Plötzlich begannen die Nerven der Münchner zu flattern, die Ballverluste häuften sich. Der FCBB blieb zwar auf dem Weg Richtung Crunchtime über zwei Minuten ohne Treffer, aber die Verteidigung stand weiterhin ordentlich. Walden und Weiler-Babb machten den Sack mit wichtigen Treffern zu.