





Die Chance auf den ersten Sieg in der jungen EuroLeague-Saison war da, doch am Ende feierte Bologna: 63:66 (32:34) verloren die Bayern-Basketballer am zweiten Spieltag vor knapp 5.000 Fans bei EuroCup-Sieger Virtus, trotz sehr großen Kampfgeists hatten die Münchner Nachteile bei den Wurfquoten – auch der letzte Dreier zur Verlängerung tropfte auf den Ring.
Ohne die angeschlagenen Bonga, Harris und auch Sisko (Daumen) punkteten für das Team von Cheftrainer Trinchieri Kapitän Lucic (15 Punkte) und Weiler-Babb (16) am besten.
Ab Freitag bereiten sich die Bayern auf das Pokal-Achtelfinale am Sonntag (18 Uhr/MagentaSport) in Bamberg vor. Nur zwei Tage später beginnt die EuroLeague-Double Week im Audi Dome: Dienstag gegen den FC Barcelona, Donnerstag gegen Olimpia Mailand (je 20.30 Uhr).
In der faszinierenden Atmosphäre des PalaDozza gerieten die Abschlüsse nach der ersten Führung (7:6/4.) zu hektisch, 30:22 lag Bologna vorn (15.). Ihre Zweier-Quote von nur 18 Prozent (am Ende: 24) machten die Münchner bis zur Pause aber mit viel Einsatz und acht Steals wett. Nach der Halbzeit hieß es 41:37 (24.), der Gast war dran, zu übernehmen. Verpasste Chancen führten jedoch binnen fünf Minuten zu einem 16:0-Run von Virtus, das auf 64:51 erhöhte (33.). Ein 12:2-Comeback reichte nicht mehr ganz.
Virtus Bologna – FC Bayern Basketball 66:63 (34:32)
FCBB:
Nick Weiler-Babb (16 Punkte, 5 Rebounds, 3 Steals), Vladimir Lucic (15), Ognjen Jaramaz (7), Cassius Winston (6, 3 Steals), Andreas Obst (6), Othello Hunter (5/9 Rebounds), Corey Walden (3), Freddie Gillespie (3), Augustine Rubit, Paul Zipser, Jason George und Niklas Wimberg
Topscorer Bologna:
Iffe Lundberg (13 Punkte)
Schiedsrichter
Ilia Belosevic, Benjamin Jimenez, Igor Dragojevic
Zuschauer
4.700
Die Punkteverteilung nach Vierteln (aus Sicht des FCBB): 16:24, 16:10, 19:22, 12:10
Zahlen & Fakten - Zweier-Quote: 24% (FCBB) // 50% (Bologna); Dreier-Quote: 39% // 38%; Freiwurf-Quote: 81% // 63%; Rebounds: 32//38; Assists: 11//14; Ballverluste: 13//19
Die Stimmen:
Andrea Trinchieri: „Gratulation an Virtus. Ich denke, es war ein extrem physisches Spiel und obwohl wir keinen guten Abend in der Offense hatten, haben wir gekämpft und waren sehr solide in der Defense. Wir hatten einen langsamen Start, haben aber mit Charakter in der Verteidigung gespielt und uns im Vergleich zum letzten Spiel erheblich verbessert. Wir hatten nur diese vier, fünf sehr schlechten Minuten rund um die letzte Viertelpause. Da haben wir das Selbstvertrauen verloren und haben Fehler in der Defense gemacht. So waren wir mit 13 hinten, aber wir sind zurückgekommen und hatten einen offenen Wurf zum Ausgleich. Ich finde, wir haben als Team einen guten Schritt nach vorn gemacht und uns gesteigert. Wir brauchen noch Spieler, die sich steigern. Doch wir haben uns heute auf die Liste der Teams gesetzt, die hart kämpfen. Das sollten wir nutzen, um darauf etwas aufzubauen. (…) Ich glaube, wir haben noch viele Dinge, die wir verbessern können, aber wir spielen als Team.“
Vladimir Lucic: „Wir haben gegen ein erfahrenes, talentiertes Team verloren. Das Spiel war sehr physisch und wir haben uns im Vergleich zum Spiel gegen Fenerbahce zurückgemeldet. Wir hatten den letzten Wurf zum Ausgleich, leider habe ich ihn vergeben. Wir müssen jetzt nur dem Prozess vertrauen und uns weiter verbessern. Wir haben jetzt am Sonntag ein sehr wichtiges Spiel im Pokal und müssen unseren Weg nur fortsetzen.“
Sergio Scariolo, Coach Bologna: „Der Einsatz in der Defensive hat sich langfristig ausgezahlt. Ich denke, wir haben durchgehend gut verteidigt. In der Offensive haben wir noch einige Fehler gemacht. (…) Wir haben uns eine Führung verdient, konnten sie aber zwischenzeitlich mit einer trägen Offensive nicht halten. Aber am Ende haben wir mit unserer Verteidigung dagegengehalten und unseren Job gegen ein sehr gutes Team gemacht. Es ist der erste Euroleague-Sieg in 15 Jahren für den Verein.“
Daniel Hackett, Guard Bologna: „Ich zolle Bayern großen Respekt. Sie sind ein etablierter Verein und zeigen nun schon seit vielen Jahren exzellenten Basketball. Für uns ist das heute ein wichtiger Sieg, der erste seit vielen Jahren. Die Fans waren großartig und haben uns aufgefangen als Bayern in die Partie zurückkam.“
Das Spiel:
Trinchieris Wahl für die erste Fünf fiel auf Corey Walden, Nick Weiler-Babb, Vladimir Lucic, Augustine Rubit und Othello Hunter. Bolognas Aufbauspieler Daniel Hackett sorgte direkt für Sorgenfalten bei seinem Ex-Coach. In einer physischen Anfangsphase legte der ehemaliger Bamberger acht Punkte auf und verhalf dem Eurocup-Champion zu einem besseren Start (7:13/5.). Auf der Gegenseite hatten die Bayern Mühe, im PalaDozza anzukommen: Kaum ein einfacher Wurf wurde ihnen gestattet. Umso wichtiger waren die forcierten Ballgewinne (sieben im ersten Viertel), die Winston und Weiler-Babb im Fastbreak verwerteten. Doch auch die Münchner ließen sich den Ball viermal klauen und sahen sich nach den ersten zehn Minuten bereits acht Punkte im Rückstand (16:24).
Auch im zweiten Viertel blieb die Offensive zunächst mühsames Stückwerk. Nachdem Walden zweimal vergab, setzte Kapitän Lucic einen wichtigen Dreier gegen den Mann. Wieder war die gute Verteidigung der Anker, über den die Gäste Stabilität erlangten. Drei Minuten dauerte es bis Semi Ojeleye von Downtown wieder Zählbares für die Italiener produzierte (27:22/13.). Beide Mannschaften waren weitestgehend erfolgreich, den Spielfluss des Gegners zu stören. Trinchieri versuchte mit seinen drei Guards Jaramaz, Winston und Weiler-Babb, das Abwehrbollwerk zu knacken. Doch was auch immer sich die beiden Italiener an der Seitenlinie einfallen ließen, es zeigte auf dem Parkett nur wenig Wirkung. Nach einem unnachahmlichen Obst-Dreier endete eine punktearme erste Halbzeit mit 32:34. Jaramaz‘ Korbleger zum möglichen Ausgleich glückte nicht.
Bolognas 16:0-Lauf, Lucic verpasst die Overtime
Zu Beginn der zweiten Hälfte leistete sich der 16-malige italienische Meister Turnover 13 und 14. Lucic bestrafte das und sorgte für die erste Führung im Spiel (35:34/22.). Lundberg lieferte neun schnelle Punkte und brachte Virtus wieder in Front (41:46/26.). Doch die Gäste waren nun im Spiel. Gillespie, Jaramaz und Walden trafen selbstbewusst ihre Würfe. Mit nun besseren Quoten blieb das Spiel umkämpft. Lediglich in den letzten 60 Sekunden des dritten Viertels verschafften sich die Hausherren per Dunk und Fastbreak einen kleinen Vorteil (51:56).
Mit viel Schwung kam Bologna aus der Viertelpause. Nach einem krachenden Putback-Dunk nahm Trinchieri schon nach 50 Sekunden die Auszeit (51:60). Dem Lauf von Bologna tat das jedoch keinen Abbruch. Der erfahrene Milos Teodosic ordnete die Offensive. Erst ein Dreier von Lucic stoppte einen 16:0-Lauf. Mit nur noch sechs Minuten auf der Uhr sahen sich die Bayern mit einem zweistelligen Rückstand konfrontiert (54:64). Doch das Team von Trinchieri gab sich noch nicht geschlagen. Jaramaz verkürzte nach einer starken defensiven Sequenz mit einem Dreipunktspiel, kurze Zeit später legte Weiler-Babb nach (63:66/39.). Mit drei Punkten Rückstand bekamen die Bayern sieben Sekunden vor dem Ende nochmal den Ball und fanden Lucic in der Ecke – der Serbe verpasste den Wurf zur Overtime denkbar knapp.
Fotos: Sgamellotti, FCBB & Stickel