








Der Titelverteidiger bleibt im Rennen: An einem Pokal-Wochenende der Überraschungen haben die Bayern-Basketballer trotz ihrer Personalengpässe das Viertelfinale erreicht. Nach einer überzeugenden zweiten Hälfte gewann das Team von Cheftrainer Andrea Trinchieri das Südderby gegen Bamberg 98:77(42:45). Auslosung der nächsten Runde um den Top Four-Einzug ist am Dienstag.
Wie in der Vorwoche beim BBL-Auftakt machte sich vor diesmal knapp 2.000 Zuschauern das Fehlen von sechs Münchner Stammkräften bemerkbar, das verfügbare Personal hatte den EuroLeague-Trip nach Tel Aviv (68:69) in den Knochen. Im zweiten Viertel konnte sich der Gast etwas absetzen, ehe Dreier von Youngster George und Weiler-Babb die Bayern wieder auf Augenhöhe brachten.
Nach der Pause entwickelte sich kurz ein Pokalfight. Die Bayern leerten jedoch alle Energiereserven und trafen insgesamt sehr gut. Walden (25) und Topscorer Jaramaz (26) übernahmen zur ersten zweistelligen Führung (72:58/30.). Nach Jaramazs fünftem von sechs Dreiern (6/6) zum 88:72 war das Duell früher als gedacht entschieden.
Weitaus schwieriger wird nun die kommende Aufgabe: Am zweiten Spieltag der Königsklasse ist am Donnerstag (7.10., 20.30 Uhr) der Topfavorit FC Barcelona in München zu Gast; in der BBL dann am Sonntag (15 Uhr) noch Braunschweig, ebenfalls im Audi Dome.
FC Bayern Basketball - Brose Bamberg 98:77 (42:45)
FCBB:
Ognjen Jaramaz (26 Punkte, 6/6 Dreier), Corey Walden (25, 6/6 Dreier), Augustine Rubit (13), Zan Mark Sisko (10/6 Assists), Othello Hunter (8), Jason George (7/5 Rebounds), Nick Weiler-Babb (5), Joshua Obiesie (4), Marvin Ogunsipe und Mohamed Sillah.
Topscorer Bamberg:
Omar Prewitt (15 Punkte)
Schiedsrichter
Moritz Reiter, Andreas Bohn, Nesa Kovacevic
Zuschauer
1.928
Die Punkteverteilung nach Vierteln (aus Sicht des FCBB): 19:21, 23:24, 32:18, 24:14.
Zahlen & Fakten - Zweier-Quote: 62 % (FCBB) // 58 % (Bamberg); Dreier-Quote: 63 % // 36 %; Freiwurf-Quote: 85 % // 77 %; Rebounds: 24 // 26; Assists: 21 // 18; Ballverluste: 12 // 17.
Die Stimmen:
Andrea Trinchieri, Chefcoach München: „Das hätte auch einfach unsere Serie auf 0-3 ausweiten können. Wir haben dieses Do-Or-Die-Spiel mit einer sehr kleinen Rotation gespielt, kommend aus einer sehr harten Niederlage in Tel Aviv. So hatten wir doppelten Druck. Wir haben es versucht, waren aber zögerlich, wir hatten eben Druck In der Halbzeit haben wir nichts an taktischen Veränderungen vorgenommen, sondern nur mehr Energie in unsere Defense gesteckt. Das war der Wendepunkt des Spiels. Da kommt es nicht so sehr darauf an, wie viel wir in der Offensive treffen müssen, um im Spiel zu bleiben. Wir hatten einige starke individuelle Leistungen, aber ich denke, das ist ein Sieg des Teams, denn wir haben unsere Art und Weise in der Verteidigung verändert in der zweiten Halbzeit. (…) Die erste Halbzeit war schwierig, aber ich bin glücklich, dass sich niemand verletzt hat. Und ich bin glücklich, dass wir ein schwieriges Spiel gewonnen haben, und ich bin glücklich, dass wir die zweite Halbzeit so gespielt haben, wie wir immer spielen sollten. (…) Ich wäre überrascht, wenn wir für das Spiel am Donnerstag neue Spieler dabeihätten. Sie werden hoffentlich langsam zurückkommen, bis dahin müssen wir nur zusammenbleiben und das überleben.“
Corey Walden: „Ich arbeite viel an meinem Wurf. Ich freue mich darüber, dass wir einen Sieg eingefahren haben, in der zweiten Halbzeit haben wir viel besser gespielt, wir waren aggressiver. Das war der Unterschied in diesem Spiel. Vielleicht waren wir am Anfang etwas nervös, aber das haben wir gut in Aggressivität verwandelt. Dass ich Coach Trinchieri gut kenne, macht es leichter für mich. Ich weiß, was er mag und was er in einem Team verlangt. Wir müssen einfach rausgehen und das richtig machen. Es ist noch früh in der Saison, das braucht Zeit, aber wir wollen das so schnell wie möglich richtig machen.“
Johan Roijakkers, Coach Bamberg: „Ich gratuliere den Bayern und Trainer Trinchieri zum verdienten Sieg. Die ersten zwanzig Minuten, die wir im Spiel waren, haben wir gut gespielt. Aber wir haben dort auch bereits nicht die Dreierlinie verteidigen können und das war der Key fürs heutige Spiel.“
Das Spiel:
FCBB-Coach Andrea Trinchieri setzte auf die Starter Corey Walden, Ognjen Jaramaz, Nick Weiler-Babb, Augustine Rubit und Marvin Ogunsipe. Die Bayern brauchten etwas, um in Fahrt zu kommen. Gegen vor allem aus der Distanz stark aufspielende Bamberger brachte ein ansehnliches Vier-Punkt-Spiel von Corey Walden nach knapp vier Minuten die erste Führung (9:8/4.). Ognjen Jaramaz führte umsichtig Regie und erzielte in der Anfangsphase sieben Punkte (11:10/5.).
Bamberg agierte aber offensiv gefälliger und hatte meist die Führung inne, beim Titelverteidiger hatten lediglich zwei Spieler gepunktet. Der Rhythmus wollte sich nicht so recht einstellen, dafür war der Rückstand noch durchaus moderat (13:16/8.). Nach den ersten zehn Minuten lag der FCBB trotz sieben Ballverlusten lediglich zwei Punkte zurück - 19:21.
32 Münchner Punkte im dritten Viertel
Beide Kontrahenten suchten nach dem Spielfluss, der sich partout nicht einstellen wollte, die Trefferquoten rauschten in den Keller (25:25/14.). Der FCBB spielte fahrig und ohne Ideen, Bamberg setzte sich mit einem 8:0-Lauf etwas ab (25:31/16.). Ein Dreier von Walden stiftete Hoffnung, aber die Franken spielten wesentlich aggressiver - dies dokumentierte die Zahl der Freiwürfe in der ersten Halbzeit: Bamberg ging acht Mal an die Linie, Bayern lediglich fünf Mal. Rubit verkürzte entschlossen zum 34:38, Auszeit Bamberg (19.). Die Bayern kämpften sich jetzt an den Dauerrivalen aus Nordbayern heran, FCBB-Eigengewächs George per Dreier zum 39:40, im nächsten Angriff bediente Walden Weiler-Babb auf der anderen Seite zur Führung (42:40/20.). Die letzten Sekunden waren aber die Bamberger wieder am Drücker und holten sich die Führung wieder zurück - 42:45.
Trinchieri hatte in der Kabine wohl die richtigen Worte gefunden, denn sein Team trat mit einem 8:0-Lauf wie verwandelt auf (50:45/23.). Bamberg antwortete mit einem 7:0-Lauf, doch Rubit und Walden reagierten (54:52/25.). München präsentierte sich stabiler und hatte einen bestens aufgelegten Corey Walden an der Dreierlinie, er traf auch seinen vierten und seinen fünften Wurf aus der Distanz (62:54/27.). Die Gäste blieben gefährlich, aber die Offensive der Münchner schnurrte jetzt: Sisko war unter dem Korb zur ersten zweistelligen Führung erfolgreich (69:58/29.). Aus einer giftigen Verteidigung heraus gelang dem FCBB fast alles, nahezu jeder Wurf saß - Auszeit Bamberg (72:58/30.). Die Münchner erzielten in diesem Viertel stolze 32 Punkte.
Walden und Jaramaz: Zwölf Dreier, zwölf Treffer
Die Erfahrung Othello Hunters setzte Akzente und hielt die Gäste mit sechs Punkten in Folge auf Distanz (80:68/33.). Das ehemalige Team von Coach Trinchieri gab natürlich nicht auf und drückte den Rückstand in den einstelligen Bereich, aber Jaramaz bestätigte seine sehr gute Leistung mit acht schnellen Punkten binnen 62 Sekunden und zwang Roijakkers zur neuerlichen Auszeit (88:72/35). Ein weiterer Dreier von Walden ließ die Köpfe der Bamberger nach unten gehen, gegen diese sensationelle Wurfausbeute der Münchner war kein Kraut gewachsen.
(c) Eirich & Stickel