Der FC Bayern hat am Montagnachmittag in Kooperation mit der Stadt München Erinnerungszeichen für die beiden ehemaligen Vereinsmitglieder Wilhelm Neuburger und Hugo Railing sowie deren Ehefrauen Irene und Hedwig übergeben.
„Wir müssen gemeinsam gegen den Antisemitismus aufstehen: Vergangenheit mahnt. Gegenwart erinnert. Zukunft verpflichtet. Unsere Generationen sind nicht verantwortlich für das, was passiert ist. Aber wir sind verantwortlich dafür, dass es nicht vergessen wird – und dass es nie wieder passiert. Handeln wir danach“, sagte Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge.
Vereinspräsident Herbert Hainer erklärte: „Der FC Bayern trägt seiner gesellschaftlichen Verantwortung Rechnung und setzt ein klares Zeichen gegen die schrecklichen Verbrechen, die während der Zeit des Nationalsozialismus begangen wurden. Durch seine riesige Popularität kann der FC Bayern Menschen in der ganzen Welt beeinflussen, dass so etwas nie wieder passiert.“
130 Gäste, darunter Kurt Landauers Neffe Uri Siegel sowie FCB-Ehrenvizepräsident Dr. Fritz Scherer und Angehörige der geehrten Familien, waren zur Veranstaltung im Rahmen des Internationalen „Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust“ am 27. Januar in den Festsaal der Städtischen Sing- und Musikschule gekommen.
Gemeinsam mit Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter und Bürgermeisterin Christine Strobl gedachten die Verantwortlichen des FC Bayern zuvor an der Innstraße 18 sowie der Montgelasstraße 2 den beiden ermordeten Mitgliedern jüdischer Herkunft. „Der FC Bayern hilft, das Gedenken wachzuhalten“, dankte Reiter dem Rekordmeister.
Während der letzten Audi Summer Tour im Juli 2019 eröffnete der FC Bayern die Wanderausstellung „verehrt – verfolgt – vergessen“ in Los Angeles.
„Es ist uns wichtig, unseren damaligen Mitgliedern ein würdiges Andenken zu bereiten. Mit diesen Erinnerungszeichen holt der FC Bayern die verstorbenen Mitglieder zurück in unser Gedächtnis und gedenkt damit auch der anderen, viel zu lange vergessenen Mitglieder, die Opfer der Nationalsozialisten wurden“, sagte Rummenigge.
Bevor er in seiner abschließenden Rede auf die Biografie von Hedwig und Hugo Railing einging, deren Erinnerungszeichen von Seiten des Vereins initiiert wurde, lobte Rummenigge auch die Anhänger des FC Bayern: „Unsere Fans, vor allem die Schickeria, beziehen seit vielen Jahren konsequent Stellung gegen Rassismus. Sie sind ein aktiver Teil unserer Erinnerungskultur. Am Samstag vor unserem Spiel gegen den FC Schalke 04 hat die Südkurve mit einer einmal mehr beeindruckenden Choreographie an Hugo Railing erinnert.“
Bereits vor dem Spiel gegen Schalke 04 am vergangenen Wochenende wurde den Opfern des Holocaust gedacht. Die Fans des deutschen Rekordmeisters präsentierten dazu in der Südkurve der Allianz Arena eine Choreografie.
Neuburger (*1896), gebürtiger Münchner und begeisterter Sportsmann, wurde nach der Emigration 1936 in die Niederlande am 22. Januar 1945 im Konzentrationslager Bergen-Belsen ermordet. Railing (*1896), der wie sein Bruder tüchtiger Geschäftsmann sowie engagiertes Bayern-Mitglied war, wurde 1942 ins Vernichtungslager Sobibor deportiert und ebenso ermordet.
Mosaikstein der Erinnerungsarbeit
Gegen das Vergessen – für die Erinnerung: Das gilt nicht nur am 27. Januar. Trotzdem ist es hilfreich und wichtig, dass der gesamte deutsche Fußball sich Jahr für Jahr im Rahmen des „Internationalen Tages des Gedenkens an die Opfer des Holocaust“ gegen das Vergessen einsetzt. Die Botschaft, die alle teilen: Menschen in Deutschland dürfen „!Nie Wieder“ wegen ihres Glaubens, ihrer Herkunft oder ihrer sexuellen Orientierung diskriminiert werden. Seit 2013 unterstützt der FC Bayern München den Erinnerungstag mit vielfältigen Aktionen. Nach der Sonderausstellung „Kicker, Kämpfer, Legenden“, der Konzeption der Wanderausstellung „verehrt – verfolgt – vergessen: Opfer des Nationalsozialismus beim FC Bayern München“, einer Lesung der Landauer-Briefe sowie weiterer Gedenkveranstaltungen ist die Einweihung der Erinnerungszeichen nun ein nächstes Mosaiksteinchen der wichtigen Erinnerungsarbeit.
Zwei Jahre nach der ersten Gedenkstättenfahrt von Anhängern des FC Bayern nach Auschwitz hat sich Mitte Januar eine zweite Gruppe Bayern-Fans im Rahmen des Kooperationsprojektes „Erinnerung vereint“ auf die Reise gemacht.
Themen dieses Artikels