Verloren, aber trotzdem gewonnen – oder wie es Franz Beckenbauer beschrieb: „Eine der schönsten Niederlagen in der Geschichte des FC Bayern“. Am 7. April 2010 meldete sich der deutsche Rekordmeister nach einem 2:3 im Viertelfinal-Rückspiel der Champions League bei Manchester United zurück in der absoluten europäischen Spitzenklasse und zog nach neun Jahren erstmals wieder unter die letzten vier Teams in der Königsklasse ein.
Rummenigge: „Willen, Energieleistung und Leidenschaft“
Trotz eines zwischenzeitlichen 0:3-Rückstandes steckten die Münchner nie auf und legten einen Kampfgeist an den Tag, der sie später noch zu einigen Erfolgen tragen sollte. „Man kann der Mannschaft nur ein großes Kompliment machen. Was sie im Moment an Willen, Energieleistung und Leidenschaft mitbringt, da kann man nur den Hut ziehen“, lobte der ehemalige Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge das Wahnsinns-Spiel der Mannschaft von Trainer Louis van Gaal.
Robbens Schuss für die Ewigkeit
Verbunden ist diese Aufholjagd bis heute mit einem der wohl schönsten Tore in der Champions-League-Historie des FC Bayern. In der 74. Minute erzielte Arjen Robben den Siegtreffer, der natürlich keiner war, den deutschen Rekordmeister aber in die nächste Runde katapultierte – und das im wahrsten Sinne des Wortes: Geburtstagskind Franck Ribéry, der an jenem Mittwochabend 27 Jahre alt wurde, verteilte seinerseits Geschenke und bediente den Niederländer mit einer maßgeschneiderten Flanke an die Strafraumkante. Der Angreifer nahm Maß, den Ball volley und versenkte ihn unhaltbar im linken unteren Toreck.
Das war „eine Kanone, wie man sie nicht alle Tage macht“, beschrieb Rummenigge den Treffer zum 2:3 aus Sicht der Münchner, der schöner kaum hätte sein können und gleichzeitig den Endstand bedeutete. Auf dieses Traumtor fanden die Red Devils keine Antwort mehr und der FCB sicherte sich dank der Auswärtstorregel den Einzug ins Halbfinale.
Das Hinspiel in München hatte der FC Bayern noch auf ähnliche dramatische Art und Weise mit 2:1 gewonnen - hier könnt Ihr noch einmal die Geschichte des Spiels nachlesen:
Bayern eigentlich schon raus
Dass sich die Bayern überhaupt eine Niederlage im Old Trafford erlauben konnten, hatten sie insbesondere der Schlitzohrigkeit von Ivica Olić zu verdanken. Der Kroate hatte im Hinspiel Manchesters Patrice Evra kurz vor Abpfiff noch den Ball abgeluchst und so zum 2:1-Sieg der Bayern getroffen. Doch dieser hauchdünne Vorsprung war gut eine Woche später schnell aufgebraucht: Das Spiel hatte gerade erst begonnen, da führten die Hausherren durch Tore von Darron Gibson (3. Minute) und Nani (7.) schon 2:0 – und nach dem zweiten Treffer des Portugiesen (41.) standen die Bayern so gut wie vor dem Aus.
Olić aus dem Nichts – schon wieder
Doch genau das ließen die Bayern nicht zu. Nur zwei Minuten nach dem 0:3 gelang Olić wie schon im Hinspiel ein ganz wichtiger Treffer. Der Kroate verkürzte und leitete so die Wende ein. „Das 1:3 von Ivica war enorm wichtig. Das hat uns einen Glauben gegeben“, sagte Bastian Schweinsteiger. Die Münchner waren zurück im Spiel und kurz nach dem Seitenwechsel sogar in Überzahl:
Rafael (50.) sah nach wiederholtem Foulspiel die Gelb-Rote Karte. „Nach dem Platzverweis war klar, dass es eng für Manchester werden würde“, erinnerte sich Uli Hoeneß zurück. Der FCB übernahm immer mehr das Heft des Handels – und wurde eine Viertelstunde vor dem Ende durch Robbens Kunstschuss belohnt!
Die Reise ging bis ins Endspiel
Im Halbfinale setzten sich die Münchner später souverän und ohne Gegentor gegen Olympique Lyon durch (1:0 zuhause und 3:0 auswärts) und standen erstmals seit dem Champions-League-Triumph 2001 wieder im Endspiel. Dort unterlag das Team von Coach van Gaal zwar mit 0:2 gegen Inter Mailand – doch nach dieser Saison in der Königsklasse war klar, dass das junge Bayern-Team auch in den nächsten Jahren um den Titel mitspielen würde.
Die Bilder zum Wahnsinn in Manchester gibt es hier in der Galerie zum Durchklicken:
Die Video-Highlights
Für alle, die das Spiel noch einmal erleben wollen, gibt es hier die ausführlichen Highlights des spektakulären Champions-League-Abends in Manchester.
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