Hasan Salihamidžić kann sich noch genau an den Tag erinnern, an dem er im Sommer 1998 als Neuzugang zum FC Bayern gekommen ist. Damals hütete Oliver Kahn das Tor, auf dem Platz gaben Spieler wie Lothar Matthäus, Stefan Effenberg und Jens Jeremies den Ton an, außerdem standen Typen wie Mario Basler, Mehmet Scholl und Giovane Élber im Kader, und das Ganze wurde von Ottmar Hitzfeld geleitet. „Ich war sehr aufgeregt“, erzählt Salihamidžić, „aber ich war auch sehr stolz. Es war eine große Ehre. Und ich hatte vom ersten Tag an Spaß.“ Gemeinsam startete man durch.
Mit dem Finger in der Steckdose
Die Fans schlossen Salihamidžić schnell in ihre Herzen. Der vielseitige Offensivmann riss die Menschen auf den Rängen mit, der damalige Kapitän Effenberg mutmaßte mal, sein Kollege schlafe mit einem Finger in der Steckdose, so viel Energie habe er. „Hasan war ein unglaublich dynamischer, frecher, unverbrauchter Typ“, erinnert sich der heutige Präsident Herbert Hainer, „wir waren alle gespannt, ob es dieser Junge vom Hamburger SV beim FC Bayern schafft. Als er dann loslegte, war es wie eine Explosion: Ein Wirbelwind, er wurde Publikumsliebling. Man hatte das Gefühl: Den kannst du rund um die Uhr auf den Platz schicken.“
Heute, am 1. Juli 2020, wird Salihamidžić nun Sportvorstand beim FC Bayern. Zuvor hatte er in drei Jahren als Sportdirektor genauso energiegeladen weitergemacht wie als Spieler, sagt Hainer. „Er ist ungemein umtriebig, Tag und Nacht, hat sich ein großes Netzwerk aufgebaut, ist seit seiner aktiven Karriere kontinuierlich als Persönlichkeit gereift“, so der Präsident. „Er hat sich den Posten im Sportvorstand verdient.“
Anerkennung und Verpflichtung
Der ehemalige Publikumsliebling sieht die neue Aufgabe „als eine große Ehre und eine große Verpflichtung. Es bedeutet Anerkennung für meine Arbeit als Sportdirektor, aber es bedeutet genauso auch, dass ich jetzt keine Sekunde nachlasse. Die Aufgabe lautet, gemeinsam mit meinen Kollegen den FC Bayern in der Zukunft so zu managen, dass er so erfolgreich wie unter Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge mit ihren Kollegen bleibt.“ Dafür werde der 43-Jährige alles geben. „Für mich ist der FC Bayern eine Herzensangelegenheit.“
Das war schon als Spieler so, und das war auch der Grund, warum Salihamidžić im Sommer 2017 „nicht sehr lange überlegen musste“, als ihn Rummenigge angerufen hatte, um ihn zu fragen, ob er sich den Job als Sportdirektor zutraue. Damals war der Bosnier als Markenbotschafter für den Verein tätig und hatte außerhalb des Fußballs mit einem Partner ein mittelständisches Unternehmen aufgebaut. Er fühlte sich bereit für die Aufgabe. Früher frecher Filou, heute umsichtiger Stratege: Als Sportvorstand wird er weiter für die Lizenzspielermannschaft, das Trainerteam, den FC Bayern Campus und das Scouting verantwortlich zeichnen.
Champions League-Titel als „ganz großes Ziel“
Die wichtigste Aufgabe in den nächsten Jahren ist, einen doppelten Umbruch umzusetzen, sagt Hainer: Auf dem Platz und hinter den Kulissen. „Die Erwartungen an den FC Bayern sind immer die höchsten, und wir werden keinen Millimeter preisgeben.“ Hainer steht bei diesen Worten in der Lounge an der Säbener Straße. Die Tür gegenüber führt in sein Büro, gleich nebenan ist das Büro des neuen Sportvorstands. Neben Hainer glänzt ein Replikat der Champions League-Trophäe. Der Präsident und Chef des Aufsichtsrats muss schmunzeln: „Unser aller Ziel ist es, diesen Pokal mal wieder zu gewinnen. Hasan weiß, wie das geht, er war 2001 dabei, hat damals cool einen Elfmeter verwandelt – und ich weiß, er will diesen Pokal wieder in die Hände bekommen.“
Salihamidžić lässt da keinen Zweifel: „Wir wollen einen FC Bayern, der in der europäischen Spitze etabliert ist. Und der Champions-League-Titel ist ein ganz großes Ziel von uns. Daran werde ich alles setzen.“
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