„Er ist der wichtigste Spieler in der Geschichte des FC Bayern!“ Mit diesen Worten adelte einst Franz Beckenbauer seinen ehemaligen Mitspieler Gerd Müller. Der Bomber der Nation trug von 1964 bis 1979 das Trikot des FCB und schoss die Münchner zu zahlreichen Titeln. Er gilt bis heute als der vielleicht beste Mittelstürmer, den es im Fußball je gab. Am frühen Sonntagmorgen verstarb Müller im Alter von 75 Jahren. fcbayern.com blickt zurück auf besondere Momente seiner außergewöhnlichen Karriere.
1. Wechsel zum FC Bayern
Wie hätte sich die Geschichte des FC Bayern entwickelt, wäre Walter Fembeck nicht so früh dran gewesen? Eine Stunde vor dem Lokalrivalen TSV 1860 München erreichte der Geschäftsführer des FCB das Haus der Müllers in Nördlingen und überzeugte den 18-Jährigen Gerhard von einem Wechsel zu den Bayern. Ab der Saison 1964/65 schnürte Gerd Müller dann die Schuhe für die Roten.
2. Aufstieg in die Bundesliga
„Kleines, dickes Müller“, wie ihn Trainer Zlatko Tschik Čajkovski nannte, durfte zuerst lediglich in der zweiten Mannschaft ran. Doch das gemeinsame Training mit seinem Coach machte Müller noch besser. Schnell zeigte er dann auch seine Fähigkeiten in der ersten Mannschaft und verhalf dem FC Bayern 1965 zum Aufstieg in die Bundesliga. Acht Tore erzielte er in der Aufstiegsrunde.
3. Müller schießt Bayern zu Titeln
Die ersten Titel sollten nicht lange auf sich warten lassen. Bereits 1966 gelang den Bayern der Triumph im DFB-Pokal. Müllers Tore waren dafür entscheidend. In vier Pokalspielen traf er sieben Mal. Infolgedessen traten sie im Europapokal der Pokalsieger an und feierten hier 1967 den ersten Titelgewinn der Vereinsgeschichte auf internationalem Terrain.
4. Torjägerkanonen und Deutschlands Fußballer des Jahres
Das Jahr 1967 sollte insgesamt ein besonderes werden für Gerd Müller. Mit 28 Toren sicherte er sich erstmals die begehrte Kanone für den Torschützenkönig der Bundesliga. Darüber hinaus wurde er zu Deutschlands Fußballer des Jahres gewählt. Seine erste Meisterschaft gewann der Mittelstürmer 1969. Mit 30 Treffern hatte Müller erheblichen Anteil an der Schale, bekam ein zweites Mal die Torjägerkanone und wurde erneut als Deutschlands Fußballer des Jahres ausgezeichnet.
5. 1970: Europas Fußballer des Jahres
1969/70 wurden die Bayern zwar nicht Meister, Müller überzeugte dennoch mit unglaublichen 38 Saison-Toren und wurde zum dritten Mal Bundesliga-Torschützenkönig. Bei der anschließenden WM schoss er die DFB-Auswahl mit beeindruckenden zehn Toren zum Dritten Platz. Für diese Leistungen wurde er als erster Deutscher als Europas Fußballer des Jahres ausgezeichnet.
6. Rekordsaison mit 40 Toren
In der Spielzeit 1971/72 übertraf Müller seine unglaubliche Torquote von 1970 noch einmal und erzielte unfassbare 40 Saisontore. Dieser Bundesliga-Rekord galt knapp 50 Jahre als uneinholbar, ehe Robert Lewandowski 2020/21 sogar 41 Mal traf. Oben drauf gab es für Müller 1972 die zweite Meisterschaft seiner Karriere.
7. Europameister 1972: Erster Titel mit der Nationalmannschaft
Mit dementsprechend großem Selbstvertrauen reiste Müller 1972 mit der deutschen Nationalmannschaft zur EM nach Belgien. Sowohl im Halbfinale gegen den Gastgeber als auch im Finale gegen die UdSSR schnürte der Bomber einen Doppelpack und schoss so die DFB-Auswahl zum ersten Titel bei einer Europameisterschaft.
8. Titelhattrick im Europapokal der Landesmeister
Nachdem die Bayern 1974 zum dritten Mal in Folge deutscher Meister wurden und Müller jeweils als Torschützenkönig herausstach, folgte nun die Kür in Europa. Im Wiederholungsspiel gegen Atlético Madrid siegte der FCB am 15. Mai 1974 auch dank zweier Müller-Tore mit 4:0 und sicherte sich erstmals den Henkelpott. Damit nicht genug, in den beiden folgenden Jahren bestätigten die Münchner ihre Vormachtstellung im höchsten europäischen Wettbewerb und verteidigten jeweils den Titel. Es war die bis dahin erfolgreichste Ära in der Vereinsgeschichte des FC Bayern.
9. Weltmeister 1974
Wenige Monate später erklomm Gerd Müller bei der WM 1974 in Deutschland endgültig den Olymp. Zwar traf der Bomber in diesem Turnier „lediglich“ vier Mal, dafür aber unter anderem zum entscheidenden 2:1 im Finale gegen die Niederlande. Aufgrund seiner schnellen Reaktion nach der Ballannahme gilt dieses Tor als Paradebeispiel für einen Müller-Treffer.
10. Abschied vom FC Bayern
In der Folge herrschte ein großer Umbruch beim FC Bayern. Gerd Müller brachte die Kugel jedoch weiterhin mit hoher Regelmäßigkeit im Netz unter und wurde 1978 (24 Tore) zum siebten Mal Torschützenkönig. Kein anderer Spieler bekam die begehrte Kanone häufiger, Robert Lewandowski folgt mit sechs Titeln auf dem zweiten Rang. Am 10. Februar 1979 lief Müller letztmals für den FC Bayern auf und verließ die Bundesliga nach 427 Partien und bis heute unerreichten 365 Toren.
11. Wechsel in die USA
Im April 1979 begann Müllers zweite Station als Spieler und er ging den USA für die Fort Lauderdale Strikers auf Torejagd. Auch hier gehörte er zu den gefährlichsten Angreifern der Liga. Müller schoss das Team aus Florida in die Playoffs, wo im Viertelfinale Schluss war. Im folgenden Jahr erreichten die Strikers das Finale. Dort traf Müller auf seinen ehemaligen Zimmerkollegen beim FC Bayern, Franz Beckenbauer, der für New York Cosmos spielte (Foto), und unterlag mit 0:3. Ein Titel in den USA blieb ihm demnach verwehrt.
12. Karriereende 1981
Nach etwas mehr als zwei Jahren in der NASL beendete der Bomber der Nation am 11. August 1981 im Alter von 36 Jahren seine aktive Karriere – und die Liste seiner Erfolge ist lang! Müller wurde unter anderem je vier Mal Meister und Pokalsieger, Weltpokalsieger 1976, drei Mal Europapokalsieger der Landesmeister (1974-1976) und Europacupsieger der Pokalsieger (1967). Mit der Nationalmannschaft wurde er Welt- (1974) und Europameister (1972). Zwei Mal wurde er Deutschlands Fußballer des Jahres (1967, 1969) und einmal zu Europas Fußballer des Jahres (1970) gekürt. Insgesamt wurde Müller in seiner Karriere in 18 unterschiedlichen Wettbewerben Torschützenkönig und stellte zahlreiche Rekorde auf.
13. Rückkehr zum FCB als Co-Trainer
Ab Januar 1992 arbeitete Müller im Trainerstab der zweiten Mannschaft. Diese Position bekleidete er bis ins Jahr 2014, als er sich aus gesundheitlichen Gründen zurückzog. Die Erinnerung der Fußball- und insbesondere der Bayern-Fans an seine Leistungen bleibt jedoch ungebrochen. 2008 wurde das rund 10.000 Zuschauer fassenden „Stadion im Rieser Sportpark“ in seiner Heimat Nördlingen in „Gerd-Müller-Stadion“ umbenannt. 2018 wurde der wohl beste deutsche Stürmer aller Zeiten in die erste Elf der „Hall of Fame des deutschen Fußballs“ aufgenommen.
Hier findet ihr weitere Bilder aus der beeindruckenden Karriere von Gerd Müller.
Der deutsche Rekordmeister und seine gesamte Fangemeinde trauern um Gerd Müller.
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