Am Dienstag ist der 75. Geburtstag von Gerd Müller, einer der größten Spieler in der Geschichte des FC Bayern und des deutschen Fußballs. Für den FC Bayern traf er von 1964 bis 1979 in insgesamt 998 Spielen 1251 Mal ins Tor, bis heute ist er mit 365 Bundesligatreffern der erfolgreichste Stürmer der Geschichte. Franz Beckenbauer war sein Teamkollege, sein Doppelpasspartner und viele Jahre auch sein Zimmerkollege. Beim Kaiser werden zum Geburtstag des Bombers der Nation besondere Erinnerungen wach.
Beckenbauer adelt Gerd Müller
„Ich bin schon oft gefragt worden, welche Bedeutung Gerd Müller für den FC Bayern und den deutschen Fußball hat“, sagt Beckenbauer, „und meine Antwort ist: Fußball hat sehr viel mit Toren zu tun. Ohne Tore kannst du noch so gut spielen - du gewinnst aber nicht. Gerd Müller war in der Geschichte des Fußballs der Torgarant schlechthin.“ Durch die Tore des Nationalhelden sei „der FC Bayern in diese internationalen Sphären aufgestiegen, in denen er heute schwebt“, erklärt der frühere Weltklasse-Libero. „Gerd Müller ist der Ursprung. In meinen Augen ist er der wichtigste Spieler in der Geschichte des FC Bayern. Manchmal gibt es Klassifizierungen: ,Most valuable Player‘. Und das war er: Gerd war der wertvollste Spieler. Insofern war er auch der wichtigste.“
Unglaubliche Gier nach Toren
Die Art und Weise, wie er die Tore geschossen hat, sei unglaublich gewesen, erinnert sich der Kaiser. Müller habe „diesen unbedingten Willen gehabt, das Tor machen zu wollen. Das ging so weit, dass er im Feuereifer sogar seinen eigenen Kameraden umgehauen hat. Ich weiß noch: Eröffnungsspiel des Olympiastadions in München gegen die UdSSR. Da stand Uli Hoeneß schon allein vor der Torlinie - und plötzlich rauscht Gerd von hinten heran und befördert den Ball und den Uli über die Linie. Es war sein Tor, das war ihm wichtig.“
Mentalitätsspieler Müller
So wichtig wie seine Tore war seine Mentalität, seine Unbekümmertheit. „Wenn wir alle mal vor einem Spiel Bedenken hatten, hat Gerd davon nichts wissen wollen“, erzählt Beckenbauer. „Da sagte er dann immer in seinem Dialekt: ,Ach hört’s auf, die schlagen wir, ganz einfach!‘ Gerd war der, der mir die Leichtigkeit gegeben hat, die ich brauchte. Ich war zwar nie einer, der groß gezweifelt hat – aber wenn ich mal Bedenken hatte, es könnte etwas schiefgehen, hat Gerd diese Gedanken bei mir weggewischt: ,Was soll passieren, Franz? Wir packen das!‘“
Auch im Training nicht zu stoppen
Im Training sind sie trotz allem „manchmal richtig sauer auf ihn gewesen“, meint Beckenbauer mit einem Lächeln: Weil er auch da ständig seine Tore gemacht hat. „Was er mit uns veranstaltet hat, war im Grunde eine Frechheit – fanden wir. Da haben manchmal Katsche Schwarzenbeck und ich uns gesagt, heute ist es uns wurscht, heute hauen wir ihm zur Not auch mal auf die Socken. Und trotzdem haben wir ihn nie erwischt: Er lief immer wieder allein aufs Tor zu. Wenn ich Gerd nicht hautnah jeden Tag erlebt hätte, würde ich es selbst nicht glauben.“
Gute Freunde für immer
Franz Beckenbauer war selbst einer der Größten des Weltfußballs, und er sagt: „Ich hatte das große Glück, mit Gerd Müller spielen zu dürfen - und auch viele Jahre das Zimmer zu teilen. Wir waren nicht nur Teamkameraden, sondern verschworene Freunde. Gerd war wie ein Bruder für mich. Ich bin sicher, die Leute werden in 100 Jahren noch über Gerd Müller sprechen. Und sie werden sich dann immer noch wundern, wie er seine ganzen Tore gemacht hat. Er war ein Phänomen.“
Auf den Spuren des Kaisers - hier findet ihr unsere große Dokumentation über Franz Beckenbauer:
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