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Danke, Karl-Heinz Rummenigge!

Für Franz Beckenbauer war Karl-Heinz Rummenigge „von Anfang an ein Prachtbursche“ – und gibt es ein größeres Lob als so etwas aus dem Munde des „Kaisers“? Die Ikone des FC Bayern hat den heutigen Vorstandsvorsitzenden seine komplette Karriere über begleitet, Mitte der 70er lernten sie sich als Spieler kennen. „Kalle war ein Muskelpaket, schneller als jeder andere und dribbelstark“, schwärmt Beckenbauer, „es gab damals kein zweites Talent, das so viel mitgebracht hat.“ Rummenigge machte seinen Weg. Er wurde als Spieler zum Weltstar und schrieb als Vorstandsvorsitzender des FC Bayern Geschichte. Zum 1. Juli 2021 endet diese Ära. „Ich darf mich wirklich glücklich schätzen, wenn ich zurückschaue“, sagt der 65-Jährige.

Hoeneß: „Einer der überragenden Stürmer“

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Wenn er den damals 18-jährigen Rummenigge mit dem von heute vergleicht, sagt Uli Hoeneß, „muss man den Hut ziehen: Karl-Heinz war einer der überragenden Stürmer der Welt und hat unglaublich viel aus seinem Leben gemacht. Er ist zu einer großen Persönlichkeit geworden, nicht nur auf dem Platz, sondern insgesamt zu jemandem, der überall im Leben seinen Mann stehen würde.“ Dabei erinnert sich Beckenbauer auch noch sehr genau, wie den jungen Stürmer bei allem Talent anfangs seine Schüchternheit bremste: „Er war manchmal abgelenkt, hat sich einen Kirchturm oder was weiß ich angeschaut – aber dann rief Cramer Dettmar: ,Kalle!‘ Und dann ist er marschiert, unglaublich.“

Hainer: „Einer der Allergrößten“ 

Herbert Hainer hat die Bilder aus den 70er und 80er Jahren sofort parat: „Dieser blonde Wuschelkopf, der mit seinen strammen Wadeln den Ball unter die Latte geknallt hat.“ Rummenigge war „einer der Allergrößten“, sagt der heutige Präsident, und die Schüchternheit seiner Startphase als Profi habe er längst abgelegt: „Karl-Heinz ist unheimlich fokussiert auf jede Aufgabe, er bereitet sich immer erstklassig vor und weiß genau, was er will. Er hat für den FC Bayern Unheimliches geleistet. Zusammen mit Uli Hoeneß ist er der Hauptprotagonist der Erfolgsgeschichte des FC Bayern der letzten Jahrzehnte.“  

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Den Posten als Vorstandsvorsitzender wird Rummenigge nun an Oliver Kahn abgeben, sein Nachfolger ist sich bewusst, dass die Messlatten hochliegen. „Karl-Heinz hat eine unglaubliche Erfahrung – da hört man immer ganz genau zu“, sagt er, während sein Sportvorstand Hasan Salihamidžić das „enorme Netzwerk“ hervorhebt: „Wir werden alles geben, um den FC Bayern so weiterzuführen, dass er an die Erfolge der Vergangenheit nahtlos anschließt. Uli Hoeneß und er haben den FC Bayern zu einer Weltgröße gemacht.“

Ein Mann, zwei Karrieren

Es sind zwei Karrieren, die Rummenigge in sich vereint: die des Stürmers und die des Funktionärs, wobei ihm dieses Wort nie so richtig gefällt. „Für mich ist er das Musterbeispiel für eine erfolgreiche Karriere nach der Karriere“, findet Hainer. Er habe es immer als seine Aufgabe gesehen, „dass der FC Bayern Erfolg hat“, beschreibt Rummenigge seinen Antrieb: „Der FC Bayern ist Lebensinhalt für mich.“

Geburtsstunde des Duos „Breitnigge“

Als er als Spieler endgültig in die Weltspitze durchgestartet ist, hatte ihn Paul Breitner zuerst zu einem Spaziergang eingeladen. Breitner war 1978 zum FC Bayern zurückgekehrt und sagte: „Ich beobachte dich seit Jahren.“ Rummenigge spiele seiner Ansicht nach auf der falschen Position, im Mittelfeld. Besser sei es doch, er werde von Defensivaufgaben entbunden. Für Rummenigge war die neue Arbeitsaufteilung eine Befreiung: „Er konzentrierte sich auf seine Stärken, seine Schnelligkeit, seine Dribblings, seinen Torriecher – und wir starteten zur Meisterschaft durch.“ Es war die Geburt eines der berühmtesten Duos der Vereinsgeschichte, das unter dem Namen „Breitnigge“ in die Annalen einging.

In Italien reifte Rummenigge als Persönlichkeit

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Hoeneß fungierte damals als Manager – und spielte mit den beiden auf dem Platz perfekte Doppelpässe. „Karl-Heinz war ehrgeizig und hat sein Talent immer weiter ausgebaut“, erinnert er sich – bis ihn Inter Mailand für eine Rekordsumme abwarb. „Elf Millionen Mark kostete er“, erinnert sich Hoeneß, „heute könnte man bei ihm locker eine 0 dranhängen – und alles in Euro übernehmen.“ In Italien reifte Rummenigge als Persönlichkeit, Lothar Matthäus nahm später den gleichen Weg und erzählt, „bis heute reden die Leute in Mailand nicht nur von Matthäus, Andreas Brehme und Jürgen Klinsmann – sondern vor allem von Karl-Heinz Rummenigge. Er hat die Tifosi begeistert.“

Vom Kontrahenten zum Zimmernachbarn

Matthäus erlebte bei der WM 1986, wie ehrgeizig Rummenigge sein kann, wenn er Ziele hat. Die beiden teilten sich insgesamt acht Wochen ein Zimmer, und da Rummenigge eine Muskelverletzung plagte, drückten sich die Mediziner bis spät in die Nacht die Klinke in die Hand: „Um zwei Uhr früh machte er Sprints auf dem Hotelflur, er wollte unbedingt fit werden. Es war ungemein imposant, denn er hatte große Schmerzen.“ Matthäus‘ Respekt wuchs damals Tag für Tag – dabei war der ohnehin schon groß gewesen; seitdem er zu Beginn seiner Karriere mal als Mönchengladbacher Rummenigge decken musste. Endresultat 4:1 für Bayern, drei Tore Rummenigge. „Ich sollte ihn neutralisieren, es ist mir nicht gelungen – er war zu stark“, erinnert sich Matthäus.

Breitner: „Da sind allen die Kinnladen runtergefallen“

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Zu Rummenigges Hochphase, erzählt Breitner mit einem Schmunzeln, „habe ich mal ganz Südamerika mit einer einzigen Aussage in Schockstarre versetzt“. Als er 1981 auf einer Länderspielreise mit der Nationalmannschaft in Argentinien auf einer Pressekonferenz gefragt wurde, wer der beste Fußballer sei, Diego Maradona oder Zico, hatte er geantwortet: Rummenigge. „Da sind allen die Kinnladen runtergefallen. Aber ich sagte nur, die Frage sei ganz einfach zu beantworten gewesen.“

Beckenbauer: „Eine Ausnahmeerscheinung“

Für Rummenigge ist das Gemeinschaftsgefühl, das beim FC Bayern über die Jahrzehnte entstand, entscheidend: „Dieses ,Mia san mia‘ ist wie eine große Familie, bei der jeder für jeden einsteht.“ 

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Bei all den Glückwünschen und Lobeshymnen, die Rummenigge zum Abschied erreichen, darf man ja auch getrost glücklich anstoßen. Und das Schlusswort gehört dem „Kaiser“, Beckenbauer sagt: „In jede Rangliste der besten Fußballer der Weltgeschichte gehört Karl-Heinz Rummenigge ganz klar rein. Auf dem Platz war er eine Ausnahmeerscheinung, und auch als Mensch ist er perfekt.“         

In der Galerie könnt ihr die beeindruckende Karriere Rummenigges Revue passieren lassen: