Von den eigenen Fans gefeiert, von den Gegnern gefürchtet: In den 123 Jahren seines Bestehens stürmte so manch großer Torjäger für den FC Bayern. Ob Gerd Müller, Robert Lewandowski, Karl-Heinz Rummenigge oder auch Giovane Élber, die Liste außergewöhnlicher Mittelstürmer in der Historie des deutschen Rekordmeisters ist lang und reicht von den Anfangsjahren bis hin in die Gegenwart. Allein seit dem Bundesliga-Aufstieg 1965 stellte der FCB 21 Mal den besten Angreifer in der höchsten deutschen Spielklasse – verteilt auf sieben starke Schultern. fcbayern.com blickt auf diese einzigartigen Torjäger zurück.
Gerd Müller - 1966/67, 68/69, 69/70, 71/72, 72/73, 73/74, 77/78
Er war der Bomber der Nation und der größte Torjäger in der Clubgeschichte des FC Bayern. Ganze sieben Mal sicherte sich Gerd Müller die Torjägerkanone in der Bundesliga, was bis heute kein anderer Stürmer überbieten konnte. Bereits im zarten Alter von 21 wurde Müller erstmals Torschützenkönig (28 Treffer in der Saison 1966/67), was in so jungen Jahren seither niemand mehr zustande brachte. In vier Spielzeiten schoss der Mittelstürmer die Bayern als bester Torjäger der Liga zur Meisterschaft – unvergessen bleibt dabei insbesondere die 101-Tore-Saison (Bundesliga-Rekord) der Bayern 1971/72, zu der der Angreifer lange unerreichte 40 Treffer beisteuern konnte. Insgesamt ließ es der am 3. November 1945 geborene Mittelstürmer unfassbare 365 Mal im deutschen Oberhaus „müllern“. Dabei brillierte der 62-malige Nationalspieler vor allem durch seine Reflexe und dem ihm in die Wiege gelegten Torinstinkt. Getreu seinem Credo „Wenn's denkst, is' eh zu spät“ war er seinen Gegenspielern meist einen Schritt voraus.
„Gerd Müller ist der Ursprung. In meinen Augen ist er der wichtigste Spieler in der Geschichte des FC Bayern.”
Franz Beckenbauer über die Bedeutung Müllers für den FC Bayern
Müllers Weg zum deutschen Rekordmeister war jedoch alles andere als absehbar, war doch auch der Münchner Stadtrivale TSV 1860 am damals 18-Jährigen interessiert. Trotz des Angebots der zu jener Zeit noch in der Bundesliga auflaufenden Löwen entschied sich Müller 1964 für die Roten, die in der zweitklassigen Regionalliga spielten. Dort angekommen, hatte es der Mann mit den mächtigen Oberschenkeln jedoch alles andere als leicht. Als „kleines dickes Müller“ betitelte ihn Trainer „Tschik“ Čajkovski und gewährte dem jungen Stürmer anfangs kaum Einsatzminuten. Doch der Mittelstürmer wusste seinen Trainer in der Folgezeit dank starker Leistungen zu überzeugen und startete eine Weltkarriere, an deren Ende nicht nur unter anderem drei Triumphe mit den Bayern im Landesmeisterpokal (1974-76) standen, sondern auch der Titel als Welt- (1974) und Europameister (1972).
Karl-Heinz Rummenigge - 1979/80, 80/81, 83/84
Karl-Heinz Rummenigge galt als Visionär und Denker, der die gegnerischen Abwehrreihen mitunter durch seine gefürchteten Tempodribblings und eiskalten Abschlüsse über mehr als ein Jahrzehnt hinweg alt aussehen ließ. Im Trikot des FC Bayern gewann der Mittelstürmer gleich dreimal die Torjägerkanone in der Fußball-Bundesliga. Sowohl in den beiden aufeinanderfolgenden Spielzeiten 1979/80 (26 Tore) und 1980/81 (29 Tore) als auch in der Saison 1983/84 (26 Tore) stand Rummenigge am Ende der Saison ganz oben auf der Torjägerliste. Mit 162 Treffern in 310 Bundesligapartien reiht sich der gebürtige Westfale bis heute hinter Gerd Müller und Robert Lewandowski auf Rang drei der erfolgreichsten Torschützen des deutschen Rekordmeisters in der Bundesliga ein.
Rummenigge, der 1974 von seinem Heimatverein Borussia Lippstadt den Sprung zum FC Bayern wagte, brillierte ähnlich wie in seiner späteren Position als Vorstandsvorsitzender des deutschen Rekordmeisters auch auf dem grünen Rasen durch Konstanz, aber auch Übersicht. Der 95-malige Nationalspieler galt als verlässlicher Torjäger, der gerne das Kommando auf dem Platz gab und zu einer der prägenden Figuren in der Vereinsgeschichte der Bayern heranwuchs. Mit den Roten gewann er neben dem Weltpokal (1976) und dem Europapokal der Landesmeister (1975, 1976) auch zwei Meisterschaften (1980, 1981) und zwei Mal den DFB-Pokal (1982, 1984).
Roland Wohlfarth - 1988/89, 90/91
Gleich zweimal sicherte sich Roland Wohlfarth die Torjägerkanone im deutschen Oberhaus. Sowohl in der Saison 1988/89 als auch zwei Spielzeiten später erzielte der einstige Bayern-Stürmer mit 17 bzw. 21 Treffern die meisten Bundesliga-Tore der Saison. Der in Bocholt geborene Mittelstürmer galt als beständiger und zuverlässiger Torjäger, der stets zur Stelle war, wann immer er gebraucht wurde. Auch dank seiner Tore gewann Wohlfarth mit den Münchnern in seinen neun Jahren fünf Meistertitel (1985, 1986, 1987, 1989, 1990) und einen DFB-Pokal (1986).
Der Mittelstürmer wechselte im Sommer 1984 als amtierender Torschützenkönig der zweiten Bundesliga vom MSV Duisburg zum deutschen Rekordmeister. Obgleich der Mittelstürmer zunächst als Reservist eingeplant war, konnte er direkt in seiner Debütsaison überzeugen und setzte sich auch in Zukunft immer wieder gegen die namhafte Konkurrenz in der Bayern-Offensive durch.
Giovane Élber - 2002/03
Ganze zwölf Jahre mussten die Bayern-Fans warten, ehe in dem brasilianischen Samba-Stürmer Giovane Élber endlich wieder ein Münchner die begehrte Torjägerkanone in die bayerische Landeshauptstadt holen sollte. Der Mittelstürmer, der 1997 vom VfB Stuttgart nach München gewechselt war, sicherte sich in seiner letzten Saison für den deutschen Rekordmeister dank 21 Saisontreffern seine erste Torjägerkanone (gemeinsam mit Thomas Christiansen vom VfL Bochum). Nach Müller, Rummenigge und Wohlfarth war der Brasilianer damit nicht nur der vierte Bundesliga-Torschützenkönig in der Geschichte des FC Bayern, sondern auch der erste nicht-deutsche Sieger im Bayern-Dress. Élber selbst war ob seiner Leistung und Torgefahr in der Spielzeit 2002/03 glücklich: „Das ist Wahnsinn, dass ich das nach fast zehn Jahren Bundesliga geschafft habe“, so der Brasilianer am Ende der Saison.
🎥 Hier seht ihr nochmals die besten Momente von Giovane Élber beim FC Bayern:
Mit diesem ganz besonderen Geschenk an die Fans verabschiedete sich der Publikumsliebling nach sieben Jahren, 169 Bundesligapartien und 92 Treffern im Trikot des deutschen Rekordmeisters aus München. In jener Zeit gewann der heutige Bayern-Botschafter vier Meisterschaften (1999, 2000, 2001, 2003), drei DFB-Pokalsiege (1998, 2000, 2003) sowie die Champions League und den Weltpokal im Jahr 2001 und trug so maßgeblich zur Erfolgsgeschichte des FC Bayern zu Beginn des neuen Jahrhunderts bei.
Luca Toni - 2007/08
Wann immer der italienische Hit „Bello e impossible“ in der Münchner Allianz Arena erklang, war den Bayern-Fans im Münchner Rund klar, wer mal wieder getroffen hatte. Der Italiener Luca Toni prägte wie kaum ein anderer das Bayern-Spiel in den Jahren 2007 bis Anfang 2010 und sicherte sich gleich in seiner Premierensaison die Torjägerkanone. Stolze 24 Mal setzte der 1,93 Meter große Strafraumstürmer zu seinem berühmten „Ohrschrauber-Torjubel“ an und reihte sich so nahtlos in die Tradition der treffsicheren Bayern-Stürmer ein.
Der Italiener, der 2007 gemeinsam mit seinem späteren kongenialen Partner Franck Ribéry beim FC Bayern anheuerte, galt als eiskalter Strafraumstürmer. Neben seinem ausgezeichneten Kopfballspiel überzeugte Toni durch sein gedankenschnelles Stellungsspiel im gegnerischen Sechzehner. Nicht zuletzt dank jener Stärken erzielte der in der italienischen Gemeinde Pavullo nel Frignano aufgewachsene Mittelstürmer in seinen zweieinhalb Jahre im Dress des FCB satte 58 Treffer in Pflichtspielen.
Mario Gómez - 2010/11
Ist vom „Torero“ die Rede, so weiß doch nahezu jeder Bayern-Fan, wer gemeint ist. In Mario Gómez lief in den Jahren 2009 bis 2013 einer der besten Torjäger des frühen 21. Jahrhunderts im Trikot des FC Bayern auf, der sich in der Spielzeit 2010/11 zum Torschützenkönig der Bundesliga schoss. Nach zehn Treffern in der ersten Bundesliga-Saison im Trikot der Bayern lief Gómez in seiner zweiten Spielzeit zur Höchstform auf und schwang das imaginäre rote Tuch des spanischen Stierkämpfers in 32 Partien ganze 28 Mal, was ihm die begehrte Torjägerkanone bescherte. Satte 75 Treffer in 115 Spielen erzielte der Mann mit der Nummer 33 für den FCB im deutschen Oberhaus und steuerte so maßgeblich zu den Meistertiteln in den Jahren 2010 und 2013 bei.
„Es machte Riesenspaß, mit ihm zu arbeiten. Mario war ein typischer Mittelstürmer mit großen Torjäger-Qualitäten.”
Jupp Heynckes über seinen ehemaligen Schützling
Der 78-malige deutsche Nationalspieler zeichnete sich vor allem durch seine Unberechenbarkeit aus. Ob mit dem Kopf, mit rechts, links oder auch vom Elfmeterpunkt, der 1,89 Meter große Schwabe zählte zwar weder zu den schnellsten noch technisch filigransten Stürmern, doch brillierte mitunter durch seine Kaltschnäuzigkeit sowie das richtige Näschen vor dem gegnerischen Kasten.
Robert Lewandowski - 2015/16, 17/18, 18/19, 19/20, 20/21, 21/22
Robert Lewandowski ist nicht nur der bislang letzte Torschützenkönig des FC Bayern, sondern mit Sicherheit auch einer der besten aller Zeiten. Wie Gerd Müller sicherte sich auch der Pole ganze sieben Torjägerkanonen, eine davon im Trikot seines ehemaligen Arbeitgebers Borussia Dortmund. Für acht Jahre schnürte der Mittelstürmer, der 2014 vom BVB an die Isar wechselte, die Fußballschuhe für den FC Bayern.
🎥 Die besten Treffer von Robert Lewandowski im Trikot der Bayern:
In 375 Pflichtspielen für den deutschen Rekordmeister erzielte Lewandowski 344 Tore. Unvergessen bleiben dabei mitunter der Fünferpack gegen den VfL Wolfsburg binnen neun Minuten im September 2015 oder aber auch die magischen 41 Treffer in der Bundesligasaison 2020/21, mit der er den 49 Jahre alten Rekord von Gerd Müller knackte. Mit insgesamt 312 Bundesliga-Toren muss sich der FIFA-Weltfußballer der Jahre 2020 und 2021 in der ewigen Torjägerliste des Wettbewerbs einzig und allein dem Bomber der Nation geschlagen geben.
Anlässlich des 123-jährigen Geburtstages blickt fcbayern.com auf ganz besondere Trikots aus der Vergangenheit zurück:
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