Erlösung, Dosenöffner, geplatzter Knoten – wie auch immer man diesen besonderen Moment nennen mag, für den Serge Gnabry nach einer guten Stunde im Duell gegen Hertha BSC gesorgt hatte, er könnte im Rückblick vielleicht vorentscheidend werden. Durch den Treffer des 27-Jährigen schoben sich die Bayern in der – zu diesem Zeitpunkt noch virtuellen – Tabelle wieder am direkten Konkurrenten Borussia Dortmund vorbei auf Platz eins und rückten diese damit wieder zurecht.
Bayern nutzen ihre Chance
Nach dem 1:3 in Mainz eine Woche zuvor waren die Münchner in die Rolle des Jägers gerutscht. Es blieb ihnen nichts anderes übrig, als auf ihre Chance zu lauern und dann zuzuschlagen. Der BVB ließ direkt am Spieltag darauf Punkte, und die Münchner waren zur Stelle – dank Gnabry!
„Es geht um das erste Tor. Es hat lange gedauert, weil wir die Chancen nicht gemacht haben. Dann haben wir das erste Tor gemacht und dann das zweite. Das hat gutgetan“, brachte es Trainer Thomas Tuchel auf den Punkt. Sein Team hatte die Nerven der Zuschauer in der Allianz Arena an diesen Sonntagnachmittag zuvor etwas auf die Probe gestellt. Es war ein Spiel auf ein Tor: 19:1 Torschüsse, zahllose Ecken (am Ende waren es 18:1) und Torchancen hatte der FCB nach einer guten Stunde angehäuft – doch der Ball wollte einfach nicht ins Berliner Tor. Erst im 20. Versuch war Gnabry zur Stelle und sorgte für Ekstase im weiten Runde.
Für den 27-Jährigen war es das zehnte Saisontor, womit er auch in seiner mittlerweile siebten Bundesliga-Spielzeit zweistellig getroffen hat. Der Letzte, dem das in den ersten sieben Spielzeiten der Bundesliga-Karriere gelang, war ein gewisser Claudio Pizarro – doch solche Zahlenspiele waren in dieser wichtigen Partie nicht von Bedeutung. Was zählte war, dass der deutsche Nationalspieler die Hausherren mit seinem Treffer endlich für den großen Aufwand belohnen konnte.
„Wir haben lange kein Tor gemacht, auch wenn wir Chancen hatten. Dann haben wir zwei Super-Tore gemacht und gewonnen. Wir sind jetzt Erster. Das ist sehr gut“, sagte Kingsley Coman, der zehn Minuten später für den 2:0-Endstand gesorgt hatte. Wie hart die Münchner bis dahin für die drei Punkte gearbeitet hatten, sah auch Hasan Salihamidžić: „Es war ein sehr schweres Spiel für uns. Hertha steckt voll im Abstiegskampf. Sie sind sehr tief gestanden und haben den Ball gut verteidigt“, erklärte der Sportvorstand: „Wir haben sehr geduldig gespielt und haben nichts zugelassen. Hinten raus haben wir dann zwei Tore gemacht und sind natürlich froh und glücklich über den Sieg.“
Hainer: „Haben es selbst in der Hand“
Nach einem kurzen Intermezzo sind die Bayern also wieder die Gejagten in der Bundesliga. Den knappen Ein-Punkte-Vorsprung gegenüber Dortmund gilt es nun in den verbleibenden vier Partien über die Ziellinie zu bringen – ohne Wenn und Aber. „Wir haben den Tag der Arbeit einen Tag vorgezogen. Es war ein schweres Spiel, aber wir haben am Ende des Tages verdient gewonnen“, fasste Vereinspräsident Herbert Hainer die Partie zusammmen und betonte: „Jetzt haben wir es selbst in der Hand – und das ist das Beste, was man sich wünschen kann.“
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