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Der FCBB in der Corona-Krise

MARKO PESIC, 43, arbeitet seit der Saison 2011/2012 für den FCBB, seit 2013 als Geschäftsführer des EuroLeague-Starters. In dieser Q&A äußert sich der frühere Nationalspieler über . . .

. . . den Alltag ohne Basketball:

„Ich denke, mir geht es so wie allen: Wenn auf einmal etwas nicht mehr möglich ist, wenn du etwas vermeintlich Normales plötzlich nicht mehr haben kannst – dann merkst du erst richtig, wie riesig die Bedeutung dieses Etwas ist.

Mein Leben ist Basketball und uns allen fällt momentan natürlich auf, was wir nicht haben und wie seltsam sich das anfühlt: Kein nächstes Spiel, das alle im Kopf haben, die Spieler, die Coaches, der Staff, unser Office, die Fans. Kein Geschmack des Sieges. Keine Aufgewühltheit nach einer Niederlage. Und vor allem nicht diese intensive Atmosphäre im Audi Dome. Auf einmal ist da nur noch Stille. Diese Atmosphäre fehlt besonders, konkret unsere Fans, die immer alles geben, die so viel mitgemacht haben in den vergangenen Jahren; die uns dahin gebracht haben, wo wir jetzt sind. Ganz ehrlich: Ich habe zwar genug zu tun, aber ich bin auf Entzug. Doch das können wir halt nicht ändern. Wir akzeptieren, dass es viel wichtigere Dinge gibt als Basketball. Die Menschen müssen zusammenhalten und das gemeinsam überstehen. Gesundheit steht über allem.“  

. . . die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise für den FC Bayern Basketball:

„Alle Vereine der Basketball-Bundesliga und der EuroLeague stehen vor enormen Herausforderungen. Die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie treffen auch uns massiv. Allein im Ticketing droht uns für die laufende Saison ein deutlich siebenstelliger Verlust, die BBL-Playoffs nicht mal eingerechnet. Mögliche Belastungen aus weiteren Feldern lassen sich jetzt noch nicht abschätzen, wir hoffen hier auf die starken Beziehungen zu unserem Umfeld. Denn es geht jetzt wirklich darum, unsere wirtschaftliche Basis und damit die Zukunft zu sichern.“ 

. . . die Gründe, dass sich der FCBB für Kurzarbeit entschieden hat:

„Wir fühlen uns gut unterstützt vom Präsidium des Vereins um Herbert Hainer. In der Öffentlichkeit wird allerdings eine Tatsache häufig nicht realisiert: Wir tragen uns seit bald einem Jahrzehnt weitgehend selbst - und demnach auch die Hauptverantwortung für unsere Finanzen. Der Geschäftsbetrieb des FC Bayern Basketball wurde bekanntermaßen 2014 aus dem gemeinnützigen FC Bayern München eV in eine Basketball-GmbH ausgegliedert. Wir sind zwar Teil des FC Bayern, aber eben auch eine eigenständige Firma, die für ihre sportliche und wirtschaftliche Bilanz selbst verantwortlich ist. Nach einer eingehenden Analyse haben wir uns deshalb entschieden, die Option der Kurzarbeit in Anspruch zu nehmen. Unser Job ist es, neben der wirtschaftlichen und sportlichen Basis auch die Arbeitsplätze zu sichern. In unserem Office arbeiten rund 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Wir sind verpflichtet, verantwortungsbewusst zu handeln.“

. . . über den Gehaltsverzicht der Spieler und die MitarbeiterInnen:

„Unser Dank gilt zum einen der Mannschaft, die in einer schwierigen Situation mit dem Verzicht auf 30 Prozent des Gehalts einen sehr wertvollen Beitrag leistet, damit wir uns den erheblichen wirtschaftlichen Herausforderungen stellen und auch Gehaltseinbußen unseres Personals ausgleichen können. Außerdem möchten wir uns bei diesen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern inklusive des Managing Boards bedanken, das früh eine solidarische Bereitschaft signalisierte und die kollektiv viel Verständnis für die Situation aufbrachten. Die Mannschaft hat dieses Signal aufgenommen. Jeder sieht: Wir müssen alle Kräfte bündeln. Wir hoffen, dass unsere Fans und Partner diesen Weg unterstützen.“

. . . mögliche Ticketing-Rückerstattungen:

„Zunächst einmal möchten wir uns für die große Geduld bedanken, die unsere Fans seit Wochen an den Tag legen. Dieses grundsätzliche Verständnis dafür, dass eben noch viele Fragen offen waren und sind, ist nicht selbstverständlich. Momentan sind ja die Spielbetriebe der BBL und der EuroLeague ausgesetzt und nicht annulliert. Deswegen haben die Karten noch ihre Gültigkeit.“

. . . die Möglichkeit für die Fans, vorab einen Verzicht zugunsten des FCBB zu erklären und damit soziale Projekte zu unterstützen:  

„Viele Fans sind in den letzten Wochen auf uns zugekommen mit der Tendenz, dass sie auf eine mögliche Rückerstattung verzichten würden. Auch deshalb möchten wir unseren Dauerkarten- und Tageskarten-Kunden jetzt zeitnah ein besonderes Angebot machen: Im leider nicht ganz unwahrscheinlichen Fall, dass es in dieser Saison keine Heimspiele mehr mit Zuschauern geben sollte, weil dies aus gesundheitlichen Gründen nicht möglich ist – für diesen Fall können sich unsere Fans schon jetzt committen: Sie können freiwillig auf mögliche Rückerstattungen verzichten und damit zugleich für soziale Projekte spenden. Denn wir versprechen, vom Nettobetrag, auf den jeder einzelne verzichtet, 25 Prozent dieses Ticketwerts an gute Zwecke weiterzugeben. Wir werden uns zudem auf ganz besondere Art bei den Fans bedanken, die sich solidarisch beteiligen. Mehr dazu werden wir zum Beginn der nächsten Woche veröffentlichen.

Wenn 2019/2020 doch noch Heimspiele mit Zuschauern stattfänden, ändert das übrigens nichts: Dann spenden wir 25 Prozent der jeweiligen Tageseinnahme aus dem Ticketing.“

. . . die Einrichtungen, an die verbindlich 25 Prozent des Ticketbetrages gespendet werden:

„Wir werden den Gesamtbetrag aufteilen. Eine Hälfte geht an das Ambulante Kinderhospiz München. Diese Stiftung betreut todkranke Kinder und Jugendliche und deren Familien. Dort wird eine unglaubliche ehrenamtliche Arbeit geleistet, wir unterstützen das AKM bereits seit 2015, etwa über die Dunk-Dein-Pfand-Aktion bei unseren Heimspielen. Nicht nur diese Unterstützung bricht dort jetzt gerade weg.

Der andere Teil geht an den Verbund der ,München Klinik‘. Er umfasst fünf Münchner Krankenhäuser, Bogenhausen, Harlaching, Neuperlach, Schwabing und die Klinik Thalkirchener Straße. Wir werden dort konkret das Pflegepersonal unterstützen, das sind also viele Hundert ,Helden dieser Tage‘, wenn man so will. Ihre Kaffee-Ecken oder Ruheräume stehen da zum Beispiel im Fokus, außerdem psychosoziale Unterstützung, Fortbildungen, aber auch Fahrdienste oder Frühstückskörbe. Wir sind über die Stadt München auch mit Kinderheimen in Kontakt, doch der große Teil des Geldes soll wie erwähnt an das AKM und die Pflegekräfte der ,München Klinik‘ gehen.“

. . . den Grund, weshalb trotz der angespannten Finanzlage gespendet werden soll:

„Ich hatte ja bereits bei unserem Besuch bei der Münchner Tafel gesagt, dass das auch in der Corona-Krise nicht unsere einzige Charity-Aktion bleiben wird. Denn die soziale Komponente gehört fest zu unserer Marke. Und es ist doch jetzt wirklich jedem klar geworden, dass es nicht mehr um Einzelinteressen gehen kann.  

Ja, wie für viele Tausend andere Unternehmen, Organisationen, Einrichtungen, Vereine und generell für alle Menschen bedeuten die Auswirkungen der Corona-Krise auch für uns als Basketballklub eine wirtschaftliche Belastung. Eine sehr große sogar. Doch noch wichtiger sind momentan die Gesundheit der Menschen und Solidarität. Und Solidarität ist genau das Gegenteil einer Einbahnstraße. Wir können nicht selbst auf Solidarität hoffen, ohne selbst zu geben. Deswegen wollen wir trotz der sehr angespannten Situation auch jetzt unsere gesellschaftliche Verantwortung mit diesem Ticketing-Szenario dokumentieren.

Wir werden uns außerdem zeitnah an unser engstes Umfeld wenden und im Rahmen der Möglichkeiten Hilfe anbieten, zum Beispiel über die vielfältige Expertise aus unserem Office, über unsere Reichweite und Netzwerke.“

. . . die Chancen, dass die Liga im Mai oder Juni doch noch fortgesetzt wird:

„Wir sind von Beginn an im engen Austausch mit der BBL und der EuroLeague. Gerade die BBL, die einen sehr guten Job macht, und ihre Vereine haben hier sehr besonnenen und nachvollziehbar reagiert. Es wurde entschieden, und das mit sehr großer Mehrheit, wie ja inzwischen bekannt ist, zunächst nur den Wettbewerb auszusetzen, statt abzubrechen.

Es ist völlig klar, dass die Gesundheit weiterhin vorgeht. Und nichts anderes. Der große Teil der Klubs unterstützt aber auch die von der Liga vorbereitete Entscheidung, nicht ohne Not frühzeitig die Saison zu beenden. Die zusätzlichen finanziellen Folgen durch mögliche Forderungen aus dem TV- und Sponsoren-Bereich waren einleuchtende Argumente.

Spiele ohne Fans werden uns leider die intensive Atmosphäre, die uns momentan so fehlt, nicht in die Halle bringen. Aber sie würden Wettbewerb ermöglichen, sportliche Entscheidungen und garantiert auch große Emotionen. Ganz bestimmt auch beim Publikum, das in diesen Wochen in so vielen Lebensbereichen Abwechslung und Orientierung vermisst. Und: Sogenannte Geisterspiele würden die Überlebenschancen der Vereine erhöhen. Denn die TV-Quoten wären sicherlich stark, die Sponsoren können sich präsentieren.

Also: Wir haben nun Mitte April und die Möglichkeit von Spielen im Mai oder Juni ist noch existent. Ob es so kommt, werden wohl Politik und Experten entscheiden. Ihnen müssen wir vertrauen und ich finde, angesichts ihrer Krisenbewältigung der vergangenen Wochen ist dieses Vertrauen mehr als gerechtfertigt.“

. . . die Aufgabe, derzeit die sportliche Zukunft zu planen:

„Unser Hauptaugenmerk liegt ja zurzeit darauf, dass es unsere zehnte BBL-Saison, unsere zehnte Saison im Audi Dome auch wirklich geben kann. Ab wann auch immer. Wir haben schon mehrfach komplizierte Phasen überstanden; wirtschaftliche und vor allem natürlich sportliche: Wir haben, und das liegt noch keine Ewigkeiten zurück, häufig sehr wichtige Spiele und Serien verloren. Oder vor zwei Jahren, da lagen wir im Viertelfinale gegen Frankfurt 1:2 hinten und mussten dann auswärts den K.o. abwenden. Doch Rückschläge haben uns immer stärker gemacht. Für jeden von uns ist so eine neue Situation auch eine Chance. Aber klar, so schwer wie in der jetzigen Corona-Krise war die Aufgabe für uns ohne Zweifel noch nie, nicht ansatzweise.

Damit ist auch klar, dass die Planungen momentan zwar nicht auf Eis liegen, keinesfalls – aber dass sie eben doch sehr vage und unbefriedigend sind. Wirkliche Vertragsgespräche kann es derzeit nicht geben. Wir müssen erst abwarten, wie schwer uns das alles trifft. Klar ist: Unsere Ausgangslage wird nicht dieselbe sein, wenn es irgendwann endlich wieder losgehen wird."

. . . die Situation bei Spielern und Trainern:

„Ich klopfe mal auf Holz, aber bisher geht es allen gut, sie sind gesund. Trainiert wird ja seit langem nur noch individuell. Aber wie ich so mitbekomme, müssen die Jungs verhältnismäßig gut in Form sein, obwohl der harte Trainingsalltag nicht mehr besteht. Es wäre zu schön, wenn wir diese überlieferten Eindrücke bald mal wieder seriös überprüfen könnten. Im Ernstfall, fünf gegen fünf.“            

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