Das Mienenspiel der Beteiligten nach dem nächsten Playoff-Fight – hier die enttäuscht-grimmigen Münchner, dort die erleichterten, aber keineswegs übermütigen Barça-Stars – belegte im Grunde das, was FCBB-Chefcoach Andrea Trinchieri spät abends vor der Presse trocken konstatieren sollte: „Wir sind immer noch in der Serie.“ Das dritte Kapitel der Viertelfinal-Auseinandersetzung hatte zwar nicht ganz überraschend einen ziemlich entschlossenen Titelfavoriten gesehen, der durch den 75:66 (49:41)-Auswärtssieg wieder 2:1 in Führung liegt und am Freitagabend (20.45 Uhr) im zweiten Münchner Heimspiel den allseits erwarteten Einzug ins Final Four perfekt machen kann.
Doch die Bayern wollen und werden dem spanischen Allstar-Team das Leben noch einmal so schwer wie möglich machen im wieder vollbesetzten Audi Dome. Trinchieri sagt: „Es gibt keinen Grund, frustriert zu sein nach einer Niederlage gegen das beste Team der EuroLeague. Wir werden wie nach dem ersten Spiel versuchen, Lösungen zu finden und so vorbildlich zu fighten wie am Mittwoch nach der Halbzeit.“
Die Dreier-Quote ein Faktor
Sein Coaching Staff wird sicherlich Ansatzpunkte für Spiel vier finden, so viel steht fest. Dass die Bayern noch einmal auf nur 16 Prozent Dreierquote (4 von 24) kommen werden, ist zum Beispiel schwer anzunehmen. In Spiel eins (67:77, 41 %) und vor allem beim 90:75-Triumph vor einer Woche in Barcelona (48 %) waren die Münchner Hände deutlich besser justiert; teils hatten sie allerdings da noch ihren Topscorer und Distanzspezialisten Darrun Hilliard (13,7 PpS, 39 %), dabei, der Mittwochabend, wie die 6.499 anderen Menschen in der Halle, wegen seines geflickten Schlüsselbeins nur vom Schalensitz den betont physisch verteidigenden Gegner beobachten konnte. Dies gilt leider weiterhin auch für den hochwertigsten Dreier-Schützen der Münchner, den am Rücken lädierten US-Guard Corey Walden (9,8 PpS), der über 25 Spiele gesehen 42,2 Prozent von fern versenkte.
Trotz nur sechs Ballverlusten und mehr Rebounds (35:30) lief das Münchner Angriffsspiel also selten rhythmisch. Barça hatte etwas dagegen und nutzte seine Fouls konsequent. Die katalanischen Individualisten spulten dank ihrer großen Erfahrung routiniert wie konzentriert ein Highlight-Game ab. Spielmacher Nick Calathes (277 EuroLeague-Einsätze, 2629 Punkte, 1681 Assists/6,1 ApS: All-Time Nr. 1) und vor allem der wie ein MVP auftretende MVP Nikola Mirotic (195 Spiele, 2664 Punkte) gingen dabei jeweils über gut 30 Minuten.
Der langjährige NBA-Profi Mirotic traf von insgesamt 18 Versuchen nur drei nicht. „Mirotic hat wie der beste Vierer der EuroLeague gespielt“, sagte Trinchieri anerkennend, „er hat gezeigt, warum er solch einen Vertrag hat und so eine Rolle.“ Einen verlässlichen Scorer fand dagegen der bis zum Ende mit Moral kämpfende FCBB diesmal nicht. Doch auch das kann sich ja wieder ändern: Barça ist mit 40,7 Prozent aus der Distanz zwar das beste Dreier-Team der EuroLeague, Bayern (37 %) immerhin das viertbeste.
„Die Chance auf einen neuen Tag“
Vor einem Jahr, bei der ersten deutschen Playoff-Teilnahme, konnten die Münchner ein 1:2 durch ein 85:82 gegen Mailand ausgleichen. Der Audi Dome barst damals beinahe. „Unmöglich ist nichts“, hatte Andrea Trinchieri am Mittwochabend in einem anderen Zusammenhang versichert. Und Forward Deshaun Thomas sagte am Donnerstag: „Das Spiel morgen ist die nächste Chance, um für einen weiteren Termin zu kämpfen. Sie werden wieder genauso rauskommen und das wiederholen wollen, was sie am Mittwoch gezeigt haben, eine sehr große Physis. Wir müssen das diesmal matchen und die Würfe treffen, die wir brauchen. Dann kämpfen wir mit um den Sieg. Nochmal, wir sind froh, die Chance auf einen neuen Tag zu haben.“
Terminiert wäre dieser neue Tag bereits: Ein mögliches Entscheidungsspiel fände, dann wieder in Barcelona, am kommenden Dienstagabend ab 21 Uhr statt.