





Die Chance zum Sieg und zur zweiten Overtime war wieder da, doch in dieser Woche fehlten nicht das erste Mal nur ein paar Millimeter: Die ersatzgeschwächten Bayern-Basketballer haben nur 48 Stunden nach dem Mailand-Drama auch vor ausverkauftem Haus in Hamburg äußerst unglücklich verloren, nach einem beherzten Fight unterlag die kurze Rotation von Andrea Trinchieri den Towers 78:81 (69;69, 37:32). Für den FCBB, der erneut auf das Sextett Bonga, George, Harris, Rubit, Hunter und Sisko verzichten musste, war es nach drei Siegen die erste BBL-Niederlage.
Angesichts der zahlreichen Absenzen berief Chefcoach Trinchieri für das vierte Spiel der Woche die beiden Youngster Sillah (Kurzeinsatz) und Wulff aus der zweiten Mannschaft in den Kader. Im ersten Viertel (13:25) steckte die Müdigkeit noch im kleinen Line-Up. Nach sechs Turnovers in diesem Abschnitt organisierte aber Topscorer Winston (25 Punkte) den konstruktiveren Auftritt, nur sieben weitere Punkte sammelte Hamburg bis zur Pause. Der US-Guard hatte am Ende der regulären Spielzeit den contesteten Wurf zum Erfolg in der Hand, in der hektischen Nachspielzeit ging der letzte Dreier von Obst daneben für den mit letzter Energie kämpfenden FCBB.
Die Bayern haben sich nun ein paar Tage Ruhe verdient: Erst nächsten Freitag sind sie wieder in der EuroLeague gefordert, bei Roter Stern Belgrad; nächster Heimauftritt der Bayern ist übernächsten Sonntag (30.10., 15 Uhr) am Halloween-Familienspiel im Audi Dome gegen Crailsheim.
Veolia Towers Hamburg – FC Bayern Basketball 81:78 (69:69, 32:37)
FCBB:
Cassius Winston (25/4 Rebounds), Vladimir Lucic (14/7 Rebounds), Freddie Gillespie (11/10 Rebounds), Andreas Obst (10), Niklas Wimberg (7), Ognjen Jaramaz (10), Paul Zipser (3), Nick Weiler-Babb (2), Corey Walden (2), Mohamed Sillah, Julius Wulff.
Topscorer Hamburg
McCullum (31)
Zuschauer
3.400 (ausverkauft)
Die Punkteverteilung nach Vierteln (Sicht des FCBB): 13:25, 24:17, 13:24, 19:13/9:12
Zahlen & Fakten - Zweier-Quote: 45 % (FCBB) // 53 % (Hamburg); Dreier-Quote: 26 % // 23 %; Freiwurf-Quote: 74 % // 69 %; Rebounds: 44 // 46; Assists: 16 // 14; Ballverluste: 17 // 16
Die Stimmen:
Andrea Trinchieri: „Ich denke, wir haben eine solide Leistung gezeigt. Wir haben vor 48 Stunden ein sehr hartes Spiel gehabt. Wir sind hier langsam gestartet, hatten dann ein tolles zweites Viertel, wieder ein sehr schlechtes drittes, ein gutes viertes und haben nach Verlängerung verloren. Um ehrlich meine Meinung zu sagen: In Anbetracht aller Umstände hätte es einiger besserer Leistungen bei uns bedurft, um die Minuten besser aufteilen zu können. Aber womit ich wirklich meine Probleme habe es zu akzeptieren, ist die unterschiedliche Behandlung. Ich habe im ersten Viertel ein Technisches Foul erhalten, weil ich das Feld betrat. Und meine Bank erhielt ein Technisches Foul in der Verlängerung, weil wir standen – ich sehe exakt die gleichen Dinge auf der anderen Seite, exakt. Ich verstehe, dass es ein Spiel mit Fehlern ist – Foul, kein Foul –, doch das rote Auto konnte hier bei Rotlicht los, das grüne Auto aber nicht. Das ist ein Problem, weil du nicht mehr weißt, wie man sich verhalten darf.“
Vladimir Lucic: „Wir kämpfen dort hart und spielen dieses Format in der EuroLeague, deswegen ist hier kein Platz für Ausreden. Sie waren heute physischer, wir konnten keine Lösungen in der Pick-and-Roll-Defense finden und haben auch offensiv zu wenig Wege gefunden, zu scoren. Trotzdem hatten wir Chancen, in der regulären Spielzeit zu gewinnen aber auch in der Overtime. Doch Hamburg hat den Sieg verdient. Keiner mag es, zu verlieren, und in solch einem Terminplan stehst du nach einem Sieg morgens einfacher mit einem besseren Gefühl auf; du erholst dich dann auch besser. Jetzt haben wir eine kleine Niederlagenserie und sehen nicht so aus, wie wir das wollen. Wir müssen da als Team rauskommen.“
Das Spiel:
Reihenweise verloren die Münchner Guards zu Beginn an der Mittellinie den Ball und gestatteten den Hamburger einfache Korbleger. Zum Vergleich: In den 40 intensiven Minuten gegen Mailand (81:83) hatten die Bayern insgesamt nur neun Ballverluste. Über 16:6 (7.) setzten sich die Gastgeber ab, doch mit Beginn des zweiten Viertels wandelte sich das Bild: Spielmacher Cash Winston scorte und führte einen schnellen 9:0-Lauf herbei; der selbstbewusste Niklas Wimberg verkürzte auf 29:30 (17.). Ein Dreier von Andi Obst brachte kurz darauf die Führung zurück, Wimberg aus der Distanz erhöhte auf 35:30 (19.).
Topscorer Winston spät im Pech
Die zweite Hälfte sah wieder einige Münchner Flüchtigkeitsfehler, auf der Gegenseite traf McCullum zu einfach in der Zone (42:49/27.) – diesmal nur 13 Punkte des Gasts bis zum Viertelende. Denn die Offensive bewegte den Ball schlecht., Hamburg führte plötzlich wieder 56:46 (29.). Die Münchner litten erkennbar unter der Überanstrengung der langen Woche, aber sie kämpften sich mit kleinen Schritten und einem weiteren 9:0-Lauf auf 55:56 heran (34.). Winston, der lange mit vier Fouls spielte, traf per Dreier zur 58:57-Führung, die Lucic und Weiler-Babb an der Linie auf 61:57 ausbauten.
In die vermeintlich letzten 60 Sekunden ging aber Hamburg mit einem 65:63. Das Herzschlagfinale: Dreier Winston, Münchner wieder vorn, die Towers am Brett, 66:67, noch 30 Sekunden, Dreier Lucic, Ausgleich, ein letzter Wurf von Winston – an den Ring, Verlängerung.
In der Overtime kassierte Gillespie sein fünftes Foul, der einzige Center draußen (71:75). Als Lucic 53 Sekunden vor Ende beherzt zog, auf 76:77 verkürzte und dabei eine Hand in sein Gesicht schlug, blieb der Bonus-Piff auf – dafür kassierten die Münchner im Nachgang der Szene ein T. Hamburg traf noch drei Freiwürfe, der dritte Heimsieg für sie gegen den FCBB im dritten Spiel.