





Die Bayern-Basketballer haben ihren Heimvorteil zum Ausklang der Double Week nutzen können und sind bei jetzt fünf Siegen wieder richtig gut im EuroLeague-Geschäft: Vor 2.500 Zuschauern im Audi Dome gewann das Team von Andrea Trinchieri nur 48 Stunden nach dem Sieg über Fenerbahce Istanbul auch gegen den griechischen Rekordmeister Panathinaikos Athen durch eine grandiose Charakterleistung 81:78 (37:44). Die erwartet schwere Auseinandersetzung entschieden am Ende der unglaubliche Vladimir Lucic und Augustine Rubit.
Für die Münchner (5:6 Siege) trafen Hilliard (20), Thomas (15), Rubit (12) und Walden (8) am besten. Für sie geht es Sonntag (15 Uhr/MagentaSport) in Göttingen weiter mit dem BBL-Auswärtsspiel.
Wie schon gegen Fener (71:63) begannen die Gastgeber fokussiert bei einer 19:14-Führung, doch Athen stemmte sich mit starken Quoten und penetrant in Zonenverteidigung gegen seinen Negativtrend (32:40/18.); Lucic spielte da längst mit drei Fouls. Beim 39:49 (22.) war der Rückstand groß, aber Obst initiierte mit zwei Dreiern das Comeback zum 61:60 (31.). Die Gäste konterten prompt mit einem 10:0-Lauf auf 70:61. Doch 29 Sekunden vor der Sirene ebnete Lucic die Krönung des Schlussspurts per Dreier zum 77:76 - und Rubit fing DEN Rebound und blieb an der Linie eiskalt.
FCBB:
Darrun Hilliard (20 Punkt), Deshaun Thomas (15), Augustine Rubit (12/6 Rebounds), Corey Walden (8), Othello Hunter (7), Weiler-Babb (7/7), Vladimir Lucic (6), Andreas Obst (6), Ognjen Jaramaz, Nihad Djedovic, Jason George, Gavin Schilling
Topscorer Panathinaikos:
Ioannis Papapetrou (17 Punkte)
Schiedsrichter
Benjamin Jimenez, Fernando Rocha, Michele Rossi
Zuschauer
2.511
Die Punkteverteilung nach Vierteln (aus Sicht des FCBB): 22:22, 22:15, 22:16, 22:18
Zahlen & Fakten - Zweier-Quote: 61 % (FCBB) // 61 % (Athen); Dreier-Quote: 35 % // 39 %; Freiwurf-Quote: 92 % // 71 %; Rebounds: 26 // 27; Assists: 16 // 16; Ballverluste: 8 // 8
Die Stimmen:
Andrea Trinchieri: „Das war ein extrem kompliziertes Spiel. Wir haben nicht geglänzt, aber ehrlich: Wen stört’s? Wenn du back-to-back spielst, ist es wie bei Forrest Gumps Schokoladen-Schachtel: Du weißt nicht, was für ein Spiel du bekommst. Wir hatten eine sehr schlechte erste Halbzeit, offensiv wie defensiv; waren durcheinander, nicht fokussiert, haben die Zuteilungen verpasst. Einfach schlecht. Manchmal, wenn du schlecht spielst, aber an dich glaubst, kämpfst und widerstandsfähig bleibst, dann kannst du gewinnen. Panathinaikos hat lange Zeit besser gespielt. Sie hatten mehr Energie und wir hatten keinen Rhythmus, Aber in der zweiten Hälfte haben wir besser gespielt, eine bessere Ausführung in der Offense, bessere Defense. Aber dann hat das Spiel einen Weg genommen, der hart für uns was war: Sie bekamen Selbstvertrauen, Papapetrou traf schwere Würfe, und sie sind einfach ein gutes Team. Wir haben sie auch nicht unterschätzt, wir haben das Spiel einfach nicht in unsere Richtung bekommen, um es zu kontrollieren. Sie sind in einer schlechten Phase und hatten großes Verlangen, zurückzuschlagen. Doch wir haben am Ende ein paar offensive und defensive Plays geschafft und jetzt sprechen wir über einen äußerst wichtigen Sieg. Eine Niederlage hätte uns zurück in den Schlamm geschoben; dort sind wir noch immer, aber angesichts unseres Spielplans mit vielen Auswärtsspielen und schweren Gegnern daheim können wir immerhin wieder atmen. (…) Diese Fake-Zonenverteidigung, aus der dann ein Mann-Mann wurde, hat uns komplett aus dem Rhythmus gebracht. Ich hätte in der ersten Halbzeit einen besseren Job machen müssen; ich brauchte zu lange, um mich anzupassen. (…) Ich habe Lucic (nach zwei schnellen Fouls) nicht herausgenommen, weil er ich seiner Erfahrung vertraute. (…) Nach der Pause war er in der Lage, 19 Minuten und 57 Sekunden zu spielen. Er war am Ende gut.“
Vladimir Lucic: „Wir haben einen harten Spielplan mit diesen schweren Spielen am Sonntag gegen Chemnitz und vor zwei Tagen gegen Fenerbahce. Wir haben nicht mit einer Zonenverteidigung über fast 40 Minuten gerechnet. Viele von uns hatten keinen Rhythmus. Wir haben gerade offensiv gelitten. Das Gute ist, dass wir irgendwie gewonnen haben. Panathinaikos ist ein gutes Team, auch wenn Sie bisher nur zwei Spiel gewonnen haben. Sie haben viele große und talentierte Spieler, weshalb der Sieg für uns so wichtig war. (…) Ich war einer derjenigen, der heute keinen Rhythmus hatte. Ich hatte 25 Minuten lang den Ball nicht in der Hand und habe lange versucht, mich zu finden. Aber gegen die Zonenverteidigung war es schwer. Ich bin daher glücklich, dass ich die letzten Würfe getroffen habe. (…) Wir hatten in den ersten Spielen die Möglichkeit zu gewinnen und haben es am Ende knapp nicht geschafft. Das war nicht gut für das Selbstbewusstsein. Aber umso besser ist es für die Teamchemie, solche Spiele wie heute oder gegen Fenerbahce zu gewinnen. Das ist sehr wichtig.“
Darrun Hilliard: „Es ist nie einfach, zwei solche Spiele zu spielen. Die EuroLeague ist eine harte Liga. Pana ist ein großartiges Team mit guten Spielern und einem tollen Coach, auch wenn es ihre Statistik noch nicht zeigt. Wir haben heute gekämpft und es war ein schwer erarbeiteter Sieg. Lucic war am Ende mit seinen Würfen sehr wichtig für uns. Wir wachsen immer mehr zusammen und bilden eine Konstanz, Charakter, Kameradschaft und Chemie - all das haben wir heute bewiesen. Es war eine großartige Teamleistung, bei der jeder, der reinkam wichtige Würfe getroffen hat.“
Deshaun Thomas: „Wir haben nie aufgegeben, wir haben wie ein Team gespielt, gekämpft und Alles gegeben. Wir hatten Höhen und Tiefen und haben uns als Mannschaft den Sieg hart erkämpft. Das macht uns aus. Wir wissen, dass wir uns auf dem Spielfeld helfen müssen. Denn wenn wir das machen und alle zusammenstehen, sind wir stark.“
Das Spiel:
Wie schon beim Heimerfolg gegen Fenerbahce (71:63) standen Corey Walden, Darrun Hilliard, Vladimir Lucic, Deshaun Thomas und Augustine Rubit in der Starting Five. Hilliard war direkt anzumerken, dass er noch etwas gut zu machen hatte, denn er zeigte vom Dreier bis zum Zug zum Korb sein komplettes Repertoire (11:8 aus Sicht des FCBB/5. Minute). Panathinaikos konzentrierte sich vorläufig darauf, Ioannis Papapetrou unter dem Korb einzusetzen, was aus Sicht von Andrea Trinchieri ein wenig zu oft gelang – Auszeit. Doch niemand war auf dem Feld so heiß wie Hilliard, der in einem insgesamt ausgeglichenen Viertel mit zwölf Punkten herausstach (22:22).
Das Team von Dimitris Priftis erwischte den besseren Start in das zweite Viertel. Leonidas Kaselikas und Okaro White schraubten an der ungewöhnlich hohen Dreierquote. Zusätzlich stellte Athen die Münchner mit ihrer Zonenverteidigung vor schwere Aufgaben. Rubit und Hilliard wussten diese im Eins-gegen-Eins zu lösen (32:36/16.). Eine weitere Baustelle war allerdings die Rebound-Statistik, die mit 16:9 an die Griechen gingen. Der Rückstand zur Halbzeit war folgerichtig (37:44).
Rebound-Schwäche zu Beginn, Freiwurf-Stärke am Ende
Es dauerte keine zwei Minuten, bis Trinchieri seine Spieler eindringlich auf die fehlende Intensität hinweisen musste. Doch nach wie vor fanden die Gäste ihren Weg in die Zone und antworteten damit auf die schön herausgespielten Würfe von Weiler-Babb und Rubit (57:47/25.). Doch der Audi Dome spürte nun, dass der Kampfgeist der Bayern erwachte. Hunter blockte Athens Topscorer Papapetrou und fand Andi Obst im Fastbreak – sein Dreier war der ersehnte Lohn einer mühsamen Aufholjagd im dritten Viertel (59:60).
Der unglaubliche Lucic liefert, als er gebraucht wird
Im vierten Viertel begann Daryl Macon seine Rolle als Dreh- und Angelpunkt der Griechen zu unterstreichen. Er versenkte zwei extrem eng verteidigte Würfe. Auf der anderen Seite fehlte das notwendige Fortune, wodurch sich die Gäste wieder absetzten konnten (63:70/34.). Vladimir Lucic erlöste sich und die Fans mit seinen ersten Punkten im Spiel.
Wenig später egalisierte Hilliard ein zuvor unglückliches Foul von Thomas (69:74/37.). Mit viel Einsatz kämpften die Hausherren jetzt um jeden Ball und kamen eine Minute vor dem Ende wieder auf zwei Zähler heran (74:76). Und als hätte er keine Nerven drückte Vladimir Lucic einen Dreier gegen Daryl Macon durch die Reuse (77:76/ noch 28 Sekunden). Macon versuchte es dem abgezockten Serben nachzumachen - und scheiterte. Mit all seiner Routine holte sich Rubit den anschließenden Rebound, wurde gefoult und versenkte die beiden Freiwürfe. Mit Finesse tauschten die Bayern nun Punkte an der Linie und erzwangen einen schweren letzten Dreier von Nemanja Nedovic, der sein Ziel weit verfehlte (81:78).
Fotos: FCBB, Eirich, Stickel, sampics