„Vor einem Jahr habe ich mich verabschiedet auf dieser Bühne. Ich habe mich bedankt für zehn außergewöhnliche Jahre. Das waren sehr emotionale Momente für mich, die mich sehr berührt haben. Diese haben auch dazu beigetragen, dass ich jetzt wieder vor Ihnen stehe. Zum ersten Mal als Vorstandsvorsitzender des FC Bayern“, sagte Jan-Christian Dreesen, der CEO der FC Bayern München AG, eingangs seiner Rede auf der Jahreshauptversammlung 2023.
„Die großen Titel konnten wir nur gewinnen, wenn sich alle füreinander aufgeopfert und den Club über ihr Selbst gestellt haben“, fuhr der 56-Jährige in der Rudi-Sedlmayer-Halle am Sonntagmittag fort und nannte das zehnjährige Jubiläum der „Generation Wembley“ als Beispiel. Dieser Mannschaft, die 2013 das Triple gewann und laut Dreesen „den Start der erfolgreichsten Dekade unserer Vereinsgeschichte“ markierte, widmete der Verein eine sechsteilige Dokumentations-Serie.
Starke Reaktion auf das Pokalaus
Diese Mannschaft von damals kann auch als Beispiel für das aktuelle FC Bayern-Team dienen. Dreesen, der seit Mai 2023 als CEO die Geschicke beim deutschen Rekordmeister leitet, lobte die jüngste Glanzleistung von Leroy Sané & Co. im Topspiel bei Borussia Dortmund (4:0) – nur wenige Tage nach dem DFB-Pokalaus. „Zurückzukehren nach einer solchen Niederlage wie in Saarbrücken, ist eine große Qualität und zeigt die Stärke dieses Clubs“, so der gebürtige Ostfriese. „Mia san Mia ist keine Floskel. Mia san Mia ist eine Haltung!“
Meistertrainer Tuchel und Straus
Diese Einstellung konnte man in der abgelaufenen Spielzeit auch im Meisterschaftsendspurt in der Bundesliga und bei den FC Bayern Frauen sehen, die sich beide den Titel sicherten – die Männer im Herzschlagfinale in Köln. Dreesen gratulierte: „Nochmal herzliche Glückwünsche an unsere beiden Meistertrainer Thomas Tuchel und Alexander Straus und ihre jeweiligen Teams.“
Dreesen begrüßt Diederich und Freund
Neu in der FC Bayern-Familie sind Finanzvorstand Michael Diederich („Schön, dass du da bist“) und Sportdirektor Christoph Freund. Dreesen hieß die beiden nochmals herzlich willkommen und unterstrich, dass sich der Österreicher Freund zusammen mit Jochen Sauer, Direktor Nachwuchsentwicklung, insbesondere um die Entwicklung von Nachwuchsspielern kümmern wird. „Gute Beispiele dafür sind Aleksandar Pavlović und Frans Krätzig, denen wir gerade Profiverträge gegeben haben.“
„Außerdem möchte ich mich bei meinem Vorgänger Oliver Kahn und bei Hasan Salihamidžić für ihre geleistete Arbeit bedanken. Sie werden immer Teil der Bayern-Familie bleiben“, so Dreesen weiter, der weiterhin den Sommer-Abgängen Lucas Hernández, Ryan Gravenberch, Benjamin Pavard, Sadio Mané, Marcel Sabitzer, Yann Sommer und Daley Blind alles Gute wünschte.
Kane passt „perfekt zur DNA von Bayern München“
Im Gegenzug zählte er unter Applaus der anwesenden Mitglieder die Neuzugänge Harry Kane, Minjae Kim, Daniel Peretz, Konrad Laimer und Raphaël Guerreiro auf. Zu Peretz sagte er: „Für Daniel und seine Familie sind das sehr schwere Monate. Wir stehen an seiner Seite, wie wir als Club an der Seite Israels stehen.“
Bei einem Transfer des vergangenen Sommers sei der Verein „ein Stück weit all-in gegangen“. Bei Kane, der nach elf Spieltagen bei fantastischen 17 Bundesliga-Treffern steht, „haben sich die Mühen gelohnt. Er ist ein echter Neuner, der perfekt zur DNA von Bayern München passt.“ Man wolle ihm außerdem helfen, seiner Karriere noch einige Titel hinzuzufügen. Dreesen betonte zudem, dass „100-Millionen-Transfers nicht die neue Tagesordnung sind.“
Am selben Tag, als Kane das spektakuläre 50-Meter-Tor gegen Darmstadt erzielte, kehrte zudem Manuel Neuer nach 350 Tagen Verletzungspause zurück ins Tor des FC Bayern. „Der Fisch gehört ins Wasser, der Manuel ins Tor, so einfach ist es“, konstatierte Dreesen freudestrahlend. „Während wir Sven Ulreich unseren großen Dank aussprechen, dass er Manuel so würdig vertreten hat, freuen wir uns von Herzen, dass unser fünffacher Welttorhüter wieder an seine alte Wirkungsstätte zurückgekehrt ist.“
Der Wunsch des Vorstandsvorsitzenden
Zurückgekehrt ist der deutsche Rekordmeister nach der Pandemie in den Jahren 2022 und 2023 auch wieder aufs internationale Parkett – mit der Audi Summer Tour in die USA und nach Asien. Auf die öffentlich diskutierte Frage, ob solche Reisen für Fußballclubs sinnvoll sind, antwortete Dreesen in seiner Ansprache: „Ja! Weil wir uns zeigen wollen! Und weil wir den Anschluss nicht verlieren dürfen! Unsere Wettbewerbe sind die Bundesliga, der DFB-Pokal und die Champions League. Damit wir aber international an der Spitze bleiben, müssen wir auch attraktiv für neue Märkte im Ausland sein.“
Er hob die 4.500 Fanclubs, 360.000 Fanclub-Mitglieder sowie 80 Prozent internationale Follower auf den FCB-Social-Media-Kanälen hervor und benannte eine Vision: „Mein Wunsch ist, das jedes Kind auf der Welt den FC Bayern kennt! Wir wollen nahbar und erlebbar sein, wir wollen echte Nähe schaffen und nicht nur über die Bildschirme flimmern.“
„Es müssen alle bereit sein, neue Wege zu gehen“
Gleichzeitig richtete der CEO einen Appell an die gesamte Bundesliga: „Der FC Bayern ist keine Insel! Wir stehen aktuell vor großen Herausforderungen, auch wirtschaftlicher Natur. Es müssen alle bereit sein, neue Wege zu gehen, nur so kann die Bundesliga international wettbewerbsfähig bleiben.“ Die Sommer-Touren seien da nur ein Baustein, alle Clubs müssten sich sichtbarer machen. Dreesen nannte als Beispiel die englische Premier League, die 2 Milliarden Euro - und damit das Zehnfache der Bundesliga – durch die Vermarktung außerhalb Englands einnehme. Trotz dieses Ungleichgewichts ist der FC Bayern stolz auf sein Alleinstellungsmerkmal: Der FCB gehört „als einziger unter den Top-Clubs in Europa weder einem Staat, einem Unternehmen oder einem Superreichen und wird nicht von einer Milliarden-Schuldenlast erdrückt.“
Gegen Ende seiner Rede dankte Dreesen dem Aufsichtsrat mit Herbert Hainer an der Spitze, Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge, ohne die es „diesen FC Bayern nicht geben würde“, dem Präsidium mit den Vizepräsidenten Professor Dr. Dieter Mayer und Walter Mennekes, seinen Vorstandskollegen Andreas Jung und Michael Diederich sowie allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die täglich ihr Bestes für den Verein geben.
Das Motto für die kommenden Jahre
Abschließend erinnerte er wie eingangs erwähnt nochmal an die Generation Wembley. Denn: Im Zentrum von Dreesens Wirken steht das Leitmotiv Füreinander und miteinander. „Wir brauchen Vertrauen, Mut und Ehrlichkeit. Wir dürfen uns nicht einlullen lassen von den Erfolgen der Vergangenheit, denn die sind kein Garant für die Erfolge der Zukunft.“ Das Motto für die kommenden Jahre lautet: „Hungrig bleiben, zusammenhalten und niemals aufgeben.“
Zur Rede von Präsident Herbert Hainer:
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