
Extra für den Besuch des FC Bayern ist die Speisekarte noch einmal neu aufgesetzt worden. „Gerd Müllers Lieblingsessen“ steht auf dem Zettel, der Schweinsbraten mit Kartoffelsalat, Wiener Schnitzel oder Leberkäse auflistet. Als die Stürmer-Legende des FC Bayern 1979 in die USA gewechselt war, hatte er mit der Familie von Hans Huber das Restaurant „Ambry“ eröffnet. Vor dem Achtelfinale der Klub-WM gegen Flamengo hat der Deutsche Meister Fans und Mitglieder exklusiv eingeladen – Herbert Hainer ist direkt vom Flughafen zu der Veranstaltung angereist. „Über 9.000 Kilometer von München entfernt hat der FC Bayern hier eine Heimat“, sagt der Präsident, der mit seinem 1. Vizepräsidenten Professor Dr. Dieter Mayer den Gastgebern ein unterschriebenes Home-Trikot überreicht: „Identität kennt keine Entfernung, und die Leidenschaft für den FC Bayern keine Zeitzonen. Das ,Ambry‘ ist ein weiterer Beweis dafür, wie sehr unser Verein verbindet – Generationen, über Kontinente, über Grenzen hinweg.“
Hainer: „Ob München oder Miami – Gerd Müller ist ein Held“

Das „Ambry“ ist bis heute wie ein Museum – zahllose Wimpel und Bilder hängen an den Wänden, die Müller unter anderem zusammen mit Franz Beckenbauer zeigen, während ihrer gemeinsamen Zeit in den USA: Das Stürmer-Idol in Fort Lauderdale in Florida, der „Kaiser“ bei Cosmos New York. „Ob München oder Miami – Gerd Müller ist ein Held“, meint Hainer. Wenn man hier die Fotos an den Wänden anschaue, würden „sofort Erinnerungen wach: Einen wie Gerd Müller wird es nie mehr geben.“ Dann erzählt der Präsident eine Anekdote von Arie Haan, Gegenspieler von Müller beim Sieg im WM-Finale 1974 über die Niederlande. Haan habe einmal erzählt, dass jeder große Spieler eine Gabe habe: Sein linker Fuß, ein bestimmter Trick, eine spezielle Drehung – auf all das könne man sich als Verteidiger einstellen. „Aber“, so Haan, „Gerd Müller hatte eine Nase für Tore – und niemand kann auf die Nase seines Gegenspielers aufpassen.“ Die Geschichte zaubert vielen Anwesenden ein Lächeln ins Gesicht.
Familie Huber führt „The Ambry“ noch heute
Hans Huber Senior war in München mit Müller befreundet. Nach einem Besuch in Fort Lauderdale packte die Familie ihre Sachen, um nach Florida umzuziehen. Heute führt sein Sohn Hans jr. das Lokal, und alle sind stolz, dass der Papa schon seit über 60 Jahren Mitglied des FC Bayern ist – aktuell wird er mit der Nummer 68 geführt. „Der FC Bayern ist einzigartig“, sagt sein Sohn Hans: „Dieser Verein verliert seine Fans auch in so weiter Entfernung nicht aus den Augen.“ Die Urkunde zu 60 Jahren Mitgliedschaft hängt deutlich sichtbar mitten im Lokal, zum Ehrungstag in der Allianz Arena flog die Familie extra nach München. Und natürlich gehören regelmäßige Besuche des Oktoberfests nach Möglichkeit zum festen Programm.

Bei Bayern-Spielen findet sich hier regelmäßig eine Fangemeinde zusammen, um die Matche zu verfolgen. Es gibt sogar einen eigenen Stammtisch. Deutsche, die ausgewandert sind, sitzen dann zusammen mit Amerikanern, die Gefallen am „Soccer“ und am FC Bayern gefunden haben. „Das ist hier wie eine große Familie“, erzählt Gabi Huber, die mit ihrem Bruder Hans dafür sorgt, dass der Laden läuft. „Es ist schön, wie der FC Bayern alles verbindet.“ Die Fans machen unermüdlich Fotos mit den zahlreichen Erinnerungsstücken, besonders begehrt ist der „Goldene Schuh“, der extra aus einer Vitrine hervorgeholt wird. Früher kamen Busladungen mit Fans vorbei, Gerd Müller spielte fleißig Schafkopf und ging von Tisch zu Tisch – und hin und wieder schmuggelte sich Beckenbauer über einen Hintereingang rein und wieder raus.

Der Verein habe heute alle an diesen besonderen Ort eingeladen, um Vergangenheit und Gegenwart des Clubs zusammenzuführen, denn Geschichte verbindet, wie auch das Plakat „Creating Originals since 1900“ mit Blick auf die 125-jährige Erfolgsgeschichte des Clubs an einer Wand symbolisiert – und um Danke zu sagen, erklärt Hainer: „Danke, Gerd, für Deine Tore – ohne sie wäre der FC Bayern nicht der Verein, der er heute ist. Danke an die Familie Huber, weil sie die Erinnerung an Gerd mit diesem historischen Lokal in den USA am Leben hält! Und Danke an alle Fans, die diesen Verein und seine Persönlichkeiten leben - ich wünsche allen einen schönen Abend – und einen amerikanisch-bayerischen Austausch im Zeichen unseres FC Bayern: Immer vorwärts FC Bayern – auch hier, in den USA!“ Vito, vor 30 Jahren aus Hongkong nach Miami emigriert und seit 1986 Fan des FC Bayern, als er Karl-Heinz Rummenigge bewunderte, meint stellvertretend für alle Anwesenden: „Wir sind so stolz, wie der FC Bayern mit seinen Fans umgeht – so nahbar ist kein anderer Verein auf dieser Welt. Einmal hier mit dem Präsidenten an einem Tisch sitzen und ihm Fragen stellen - diesen Tag werde ich nie vergessen.“
92 Fanclubs mit über 6.500 Mitgliedern in den USA
Der FC Bayern verzeichnet in den USA aktuell 92 Fanclubs mit über 6.500 Mitgliedern. Während der Klub-WM fanden schon vor dem Abend im „Ambry“ zahlreiche Aktivierungen statt, unter anderem zwei „Pub Takeover“ in Cincinnati beziehungsweise Charlotte, ein vom Fanclub Cincinnati organisiertes Fanclub-Dinner, ein Panel-Talk mit Borussia Dortmund über Fankultur organisiert vom deutschen Generalkonsulat von Miami, die Präsentation der Wanderausstellung „Der FC Bayern im Nationalsozialismus: Opfer, Mitläufer, Täter“ in Miami, ein Fan-Event mit Paulaner im Bierhaus „Fritz & Franz“ in Miami sowie ein regionales Fanclub-Treffen in Charlotte.
Der FC Bayern bei der der Klub-WM – alle Infos im Ticker:
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