
Das Security-Personal am Münchner Flughafen wurde selbstredend umgehend per Warnsignal aufmerksam auf das exquisite Accessoire. Denn Nico Kodjoe ging auf Nummer sicher: Er trug die edle Errungenschaft um den Hals, direkt am Körper. Also musste der FCBB-Youngster sie vorzeigen, worauf ihm aber selbstverständlich die freie Passage gewährt wurde und dieses Unikat des deutschen Basketballs geduldet: eine Silbermedaille, errungen mit dem deutschen Nationalteam bei der U19-Weltmeisterschaft in der Schweiz.
Der deutsche Basketball ist seit ein paar Jahren verwöhnt, mit dem Gipfel von WM-Gold 2023 für die DBB-Männer, ehe vor einem Jahr die U18 – mit Ivan Kharchenkov und auch Kodjoe – erstmals die EM gewann und das 3x3-Frauenteam zudem Olympia-Gold. Eine Medaille bei einer U19-Weltmeisterschaft gewann bisher nie ein deutsches Team, bis vergangenes Wochenende: Ohne Niederlage stürmten die Deutschen ins WM-Finale, wo die favorisierten USA dann leider etwas zu hoch gewannen nach einer ausgeglichenen ersten Hälfte, 109:79.

„Bin allen Coaches sehr dankbar“
Nico Kodjoe, 18, aus dem Nachwuchs der Bayern-Basketballer sieht das ganz ähnlich. „Es war schon enttäuschend, am Ende den Score auf der Anzeigetafel zu sehen“, erzählt er. „Aber wir alle waren am Ende einfach müde und die Amerikaner superschnell und auch im Eins-gegen-eins sehr skilled“.
Das war es dann aber auch schon an Negativem in seiner persönlichen Rückschau auf eine aufregende Saison. Vor einem Jahr war der Deutsch-Amerikaner mit der beneidenswerten Frisur, nach drei Spielzeiten an der Southern California Academy, ins Nachwuchsprogramm des FCBB gewechselt. Im Mai gewann der Forward mit der Münchner U19 die Deutsche Meisterschaft (vom Endspiel blieb als Andenken ein gebrochener Finger, weshalb er die ersten zwei Wochen der DBB-Vorbereitung nicht aktiv mitmachen konnte). Und in der jungen zweiten Mannschaft der Bayern sammelte er auf ProB-Niveau erste Erfahrungen im Seniorenbereich.
Jetzt also WM-Silber mit der vielversprechenden U19-Generation. Rund elf Minuten stand der defensivstarke Allrounder im Schnitt auf dem Parkett, gleich 19 (sowie 2 Punkte) waren es beim wegweisenden Auftakt gegen den späteren Halbfinalgegner Slowenien (75:68). Den bezahlte er allerdings mit einem geschwollenen Knie, „ich hatte zwei harte Kollisionen“. Auch deswegen kam Kodjoe danach gegen China, Australien und im ersten U19-WM-Halbfinale eines deutschen Teams seit 38 Jahren nicht zum Einsatz.

Nach Knieproblemen im großen Finale dabei
Im großen Endspiel gegen die Amerikaner dann aber sehr wohl, zehn Minuten Spielzeit vor den Augen von 7.200 Zuschauern in der Lausanne Arena. „Vor so vielen Leuten habe ich noch nie gespielt und ich habe versucht, ruhig zu bleiben“, erinnert sich Nico an den Auftritt mit den Jungs um das große Würzburger Center-Talent Hannes Steinbach. Über den sagt Nico: „Er ist ein Monster!“
Nur einer fehlte natürlich, der übliche Zimmerkollege Kharchenkov, der war mit den FCBB-Profis in den BBL-Finals beschäftigt. „Das war schade, aber er hat sich immer im Team-Chat gemeldet – auch wenn er nicht mit dabei war, war Ivan doch super involviert.“
Kharchenkov spielt nächste Saison in Arizona am College. Kodjoe wiederum kommt bald zurück nach München, nach Schwabing, wo er bei seiner Tante wohnt. Denn das Jahr bei den Bayern habe sich richtig gelohnt, findet er: Das europäische Spiel habe er in diesem Jahr verinnerlicht, „meine Entscheidungsfindung, das wichtige Lesen von Screens, das Spiel mit dem Ball und eben nicht nur off-ball, wie an der Highschool, mein Passspiel“, sehr viel habe er dazugelernt. „Für das viele Training bin ich allen Bayern-Coaches sehr dankbar.“
Jetzt erst mal Ferien, ein Monat in New York, wo seine Eltern, beides erfolgreiche Schauspieler, inzwischen leben. Und was folgt danach, nächste Saison? „Mein Ziel sind die Playoffs in der ProB“, entgegnet Kodjoe ohne Zögern. Ende September startet der FCBB II in die neue Saison. Bestimmt wieder als jüngstes Team der Liga, aber diesmal mit einem Vizeweltmeister an Bord. Gratulation.