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Justus "Juice" Hollatz berichtet von der EuroBasket
© DBB

JUICE N BUCKETS (III): Einfach bitter

Moinsen,

und hallo zusammen aus Tampere!

Heute fällt es schwer, rumzualbern. Natürlich sind wir hier im Turniermodus und für uns läuft es richtig gut. Aber wenn jemand so stark spielt wie Rokas bisher, und dann ist er noch aus deinem Klub – dann geht das einem schon sehr nahe. Einfach bitter.

Ich habe das litauische Spiel gestern Abend mit Daniel, Izzy und JT in der Lobby geschaut, später kam noch Alan dazu. Auch beim Frühstück war das direkt Thema.

Rokas hat ja gefühlt ein ganzes Land getragen. Auch bei Jo (Voigtmann) hatten wir ja erst gedacht, er wird auf jeden Fall wiederkommen. Jetzt sind beide draußen, Rokas vielleicht die ganze Saison, wenn es ganz doof läuft.

Wir kämpfen hier um die EM, ja. Aber sie ist natürlich auch eine Momentaufnahme – doch wir haben auch alle die Saison im Verein im Hinterkopf. Wir haben quasi an einem Tag zwei Spieler verloren. Da ist jetzt ein bitterer Beigeschmack.

Und das Thema ist nicht neu, doch irgendwann ist dann doch mal der Punkt, an dem es so nicht weitergehen kann: Es sind zu viele Spiele, wir werden verheizt.

Auch die EM fühlt sich aufgebläht an. Bei einer WM gibt es eine kleine Vorrunde, dann die Zwischenrunde. Da zählt dann jedes Spiel. Ich will niemandem zu nahetreten, aber hier sind halt auch Teams, die nicht so gut sind. Doch es zählt offenbar nur noch: mehr ist mehr.

Die EuroLeague ist erweitert worden, ohne dass der Modus sich ändert. Oder die letzten Playoffs in der BBL: Es kann jedoch einfach nicht sein, dass wir mit der Bundesliga in Europa die ersten waren, die angefangen haben – und die letzten, die aufhören. An einem 26. Juni! Einen Monat später treffen sich gefühlt schon die Nationalteams. Und zwölf Tage nach der EM ist das erste BBL-Spiel für uns.

Mehr ist mehr? Okay, aber dann passieren eben solche Verletzungen und die guten Spieler fehlen dann in den Hallen.

Es müssen sich mal alle an einen Tisch setzen und Lösungen finden. In der Türkei spielen zum Beispiel Efes und Fenerbahce einfach nicht in der Liga, wenn sie in den EuroLeague-Playoffs stehen. Diese Teams werden geschützt, weil sie eben ein Land repräsentieren und der Erfolg auf alle abstrahlt. In Slowenien, das weiß ich, ist Cedevita für die Playoffs einfach immer gesetzt.

Ich weiß, das hört sich alles schwer umsetzbar an. Doch die Verbände und Ligen müssen endlich mal die alten Pfade und Denkweisen verlassen, sie müssen sich etwas überlegen.

Spieler spielen gern, absolut. Doch wir brauchen auch Ruhephasen und cleverere Spielpläne. Zehn, elf Monate Vollgas, das schadet am Ende unserem Sport. Die letzten BBL-Playoffs zogen sich ewig wie Kaugummi, anstatt dass man flexibel die Spiele festlegt und eben dann alle zwei, drei Tage spielt. Wie es sich für Playoffs gehört.

Ganz ehrlich: Unser Team war physisch maustot in den Finals, nach mehr als 80 Spielen. Irgendwie haben wir es am Ende trotzdem geschafft, obwohl wir Verletzte hatten wie Carsen und Elias.

Gut, das musste mal gesagt werden, und die besten Grüße gehen heute raus an Rokas und Jo: Wir in Tampere denken an Euch.

Bis die Tage,

Justus „Juice“ Hollatz, 24, ist Playmaker des FC Bayern Basketball. Während die Kollegen in München für die neue Saison schuften, macht er mit Freunden Sightseeing und Quatsch in Finnland und Lettland.

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