Der FC Bayern benötigte nur noch einen Sieg, um den bis dahin größten Erfolg der Vereinsgeschichte zur erreichen. Im Halbfinal-Rückspiel empfingen die Münchner am 24. April 1974 Újpesti Dózsa im Olympiastadion und die erste Finalteilnahme im Europapokal der Landesmeister war nach dem 1:1 im Hinspiel zum Greifen nah.
„Mr. Europapokal“ sticht zu
In der 35. Minute gelang Conny Torstensson das erlösende 1:0 – am Ende gewannen die Bayern durch ein Eigentor von József Horváth (70.) und einen Treffer von Gerd Müller (80.) mit 3:0 und standen im Finale. Der Schwede Torstensson wurde aber quasi zum Mann des Halbfinals, nachdem er bereits im Hinspiel die 1:0-Führung für den FCB besorgt hatte. Die weitere Geschichte ist bekannt: Die Bayern holten wenige Wochen später den Pokal und Torstensson bekam den Spitznamen „Mr. Europapokal“. Im Interview mit fcbayern.com erinnert er sich an diese Zeit zurück.
Das Interview mit Conny Torstensson
Im Halbfinale des Europapokals gegen Újpesti Dózsa hast du zwei Mal getroffen und somit großen Anteil am Finaleinzug der Bayern. Wie blickst du auf diese Partien zurück?
„Wir haben erst später verstanden, dass dadurch erstmals eine deutsche Mannschaft ins Finale des Landesmeister-Pokals eingezogen ist. Damals war uns das noch gar nicht so bewusst. Daher war es fast ein Spiel wie jedes andere – vielleicht war genau das unser Vorteil. Aber natürlich war es super, dass mir sowohl im Hin- als auch im Rückspiel jeweils ein Tor gelungen ist. Auch in der Runde zuvor gegen Sofia konnte ich treffen. Ich merkte zu diesem Zeitpunkt im Frühling 1974 einfach, dass ich mich schon besser beim FC Bayern eingewöhnt habe.“
Im internationalen Wettbewerb warst du für die Bayern besonders treffsicher. Nach zehn Toren in 21 Spielen bekamst du den Spitznamen „Mr. Europapokal“.
„Ja, irgendwie hatte ich im Europapokal mehr Glück als in der Bundesliga. Das war aber nicht nur Zufall. Es lag vor allem an der Spielweise der Gegner. In der Liga agierten die meisten Teams sehr zurückgezogen, das lag mir nicht. International war das anders, wir hatten mehr Platz. Außerdem lag es vielleicht auch daran, dass meine Mitspieler in diesen Partien noch einmal um ein paar Prozent besser gespielt haben. Das hat sich natürlich auch auf mich ausgewirkt.“
1974 hast du erstmals mit FC Bayern den Europapokal gewonnen, obwohl du in der 1. Runde mit Åtvidaberg noch gegen den FCB gespielt hast. Im Rückspiel hast du sogar doppelt getroffen. Präsident Wilhelm Neudecker meinte daraufhin „Der mit den roten Schuhen muss kommen“ und hat dich verpflichtet.
„Das Witzige ist, dass ich gar keine roten Schuhe trug. Das war Reine Almqvist, mein Mitspieler. Wir haben uns aber wirklich sehr ähnlich gesehen. Sie haben also quasi den falschen Spieler geholt (lacht). Wir waren damals Außenseiter und hatten 3:1 in München verloren. Aber als Mannschaft fühlten wir uns vor dem Rückspiel zuhause noch nicht geschlagen. Wir wussten, dass wir ein gutes Spiel machen können. Der Platz in Åtvidaberg ist etwas kleiner und wir haben nicht nur verteidigt. Wir sind vorne drauf gegangen, damit die Bayern ihr Spiel nicht aufziehen konnten. Wir waren stark im Zweikampf und haben den Bayern keine Zeit gegeben. Wir lagen dann schon nach 20 Minuten vorne, aber Uli Hoeneß traf und es gab Verlängerung. Im Elfmeterschießen haben wir dann leider verloren. Es war eine schöne Stimmung auf dem Platz in Åtvidaberg. Franz Beckenbauer hat mir sogar einmal gesagt, dass er davon beeindruckt war. Ich glaube ich spreche über kein Spiel so oft, wie über dieses. Wenig später bin ich nach München gewechselt. Ich bin wohl einer der wenigen Spieler, die in einer Saison zuerst gegen und dann eben für diese Mannschaft gespielt haben.“
Einmal deutscher Meister, drei Titel im Europapokal der Landesmeister und einmal Weltpokalsieger – deine Zeit in München war eine sehr erfolgreiche. Hast du noch Kontakt zum FC Bayern und zu deinen ehemaligen Mitspielern?
„Ich war in den letzten Jahren sehr oft in München, das geht aktuell aufgrund der Corona-Pandemie leider nicht mehr. Der Kontakt mit Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge war dadurch sehr regelmäßig und wir haben uns immer wieder gesehen. Im Stadion habe ich auch immer wieder den einen oder anderen getroffen, zum Beispiel Bulle Roth. Außerdem habe ich vorletzten Herbst Sepp Maier eingeladen. Er war ein paar Tage bei uns und wir haben hier vor Ort ein Spiel zusammen besucht. Der Kontakt ist also immer noch sehr gut.“
Mittlerweile bist du in Rente. Wie verbringst du die Zeit?
„Ich lebe auf dem Land und habe noch ein kleines Stück Wald. Meine Töchter wohnen ganz nah und meine Enkelkinder haben Pferde. Um die kümmere ich mich auch etwas. Mit 70 Jahren muss man ja nicht mehr so viel machen.“
Der Landesmeister-Titel 1974 war in diesem Jahr nicht die einzige Premiere beim FC Bayern. Auch bei den Trikots gab es ein großes Novum. Alles dazu könnt ihr hier nachlesen:
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