
Demond Greene hat dieser Tage noch einmal sehr angestrengt darüber nachgedacht und irgendwann kam ihm im Oberstübchen tatsächlich die Erleuchtung: „Wir waren hinterher im Bob Beaman!“, erzählt der frühere Bayern-Profi erleichtert und mit einem recht breiten Grinsen. Und damit auch keine Zweifel über den feuchtfröhlichen Verlauf einer historischen Nacht aufkommen, schiebt er hinter: „Ich habe keine Ahnung, was da genau passiert ist und wie lange wir da waren.“
Den lässigen Electro-Club Bob Beaman gibt es leider nicht mehr, nach neun Jahren feierte Betreiber Niels Jäger dort im Sommer 2019 eine Abschiedsparty. Der FC Bayern München Basketball indes besteht weiterhin und man darf wohl behaupten, dass er exakt zehn Jahre nach dem Aufstieg in die BBL in ziemlich guter Verfassung dasteht.
Ja, zehn Jahre ist das jetzt her, denn an diesem Freitag jährt sich die vorzeitig komplettierte „Mission Aufstieg“: Am 12. März 2011 machte die Mannschaft um den damaligen Trainer Dirk Bauermann bereits sechs Spieltage vor Saisonende die Bundesliga-Rückkehr rechnerisch perfekt.
Nicht mal Weißbier hatten die Bayern dabei
Es geschah an einem Samstagabend in Crailsheim, 1.800 Zuschauer quetschten sich damals in einer „in die Jahre gekommenen Schulturnhalle“, wie die Süddeutsche Zeitung dann in ihrer Montagsausgabe schonungslos schrieb. Es herrschte ein Höllenlärm beim Gastspiel von Greene, von Steffen Hamann & Co. Die Anwesenheit der beiden einstigen deutschen Nationalspieler und Bauermanns, damals auch Nationalcoach, der gestandenen Erstligaspieler im FCB-Dress wie Darius Hall, Artur Kolodziejski, Chad Prewitt oder Aleksandar Nadjfeji ermutigten das Heimpublikum ungeachtet eines 9:21-Rückstands nach dem ersten Viertel zu trotzigen Begeisterungsstürmen.
Zur Wahrheit gehört auch, dass die Bayern schon vor dem mit 69:58 Punkten beendeten Spiel als neuer Erstligist feststanden: Die damals drittplatzierten Chemnitzer hatten ihr Parallelspiel bereits eine halbe Stunde zuvor verloren. Die Freude über eine dominante Saison schmälerte das natürlich nicht, auch nicht den gewissen Stolz, ungeachtet einer vor der Saison möglichen Wildcard für die BBL den rechtmäßigen Weg durch die Turnhallenliga gegangen zu sein: Ein seriöser Aufstieg des Favoriten mit denkwürdigen Momenten wie dem Highlight-Spiel in der großen Münchner Olympiahalle – vor 12.000 Zuschauern gegen den fränkischen Konkurrenten Würzburg, der dann später als Zweiter mit hochging.
„So souverän aufzusteigen, das ist schon eine tolle Leistung“, ließ sich denn auch Bauermann kurz vor Mitternacht im Crailsheimer Gewusel vernehmen, nachdem seine Männer auf Wunsch der mitgereisten Fans eine sogenannte „Humba“ aufgeführt hatten. Die Rituale eines siegreichen Basketballteams musste man sich damals eben erst noch aneignen, wie auch dieses faszinierende Detail belegt: Meistersekt, ja nicht mal Weißbier und riesige Paulanergläser hatten die Münchner damals dabei, um den schönen Erfolg zu zelebrieren (das wurde dann später in der Münchner Eishalle nachgeholt).
Zehn Jahre Aufstieg, aktuell die zehnte BBL-Saison, die zehnte im Audi Dome, viel ist seitdem passiert. Am 1. Mai 2010, hatte jedoch alles erst seinen Anfang nehmen müssen: Denn an diesem Tag startete der FC Bayern die Mitgliederbefragung zur Option, neben dem Fußball eine zweite Sportart zu professionalisieren. Die Zustimmung lag bei 75 Prozent.
Dabei war bis dahin Zweitliga-Mittelmaß die triste Realität einer traditionsreichen Abteilung, die soeben ihr 75-jähriges Bestehen feierte und in den 50ern zweimal die Deutsche Meisterschaft feierte: Die ProA-Saison 2009/2010 hatten die Bayern mit 14 Siegen und 16 Niederlagen als Achter beendet. Heimat war da noch die städtische Sporthalle an der Säbener Straße, „Säbener Hölle“ genannt und für rund 500 Fans zulässig. Ein semi-romantischer Ort für Puristen, vergleichbar mit dem Crailsheimer Ambiente.
Endstand vor 1.800 Fans: 69:58 für den ProA-Meister
In der zweite Liga, der ProA, trugen die nun namhaft verstärkten Bayern ihre Heimspiele in der Olympia-Eissporthalle mit 3.500 Plätzen aus. Über zwei riesige Schläuche, das hat die damalige Triebfeder, der heutige Ehrenvizepräsident Bernd Rauch neulich im FCBB-Podcast erzählt, wurde in den Stunden vor dem Tip-Off eifrig Wärme in die Halle gebracht. „Beim Eishockey kamen alle mit dicken Jacken und Schals – im Basketball nicht. Da brauchten wir 16 Grad plus auf dem Parkett.“
In diesem Ambiente fing alles an mit dem ProA-FCB, der sich mit der Zweitliga-Meisterschaft ein weiteres B zulegte: FCBB.
Demond „Desmond“ Greene ist neuerdings Co-Trainer bei Andrea Trinchieri und Hamann Nachwuchscoach im Verein. Die Trikots der beiden Pioniere hängen heute mit Recht unter dem Dach der sanierten, einstigen Rudi-Sedlmayer-Halle, im Audi Dome. Denn sie haben nicht nur die ProA und das Bob Beaman mitgemacht, da kam schon noch Einiges mehr. Der erste BBL-Titel des FC Bayern Basketball zum Beispiel, 2014, auch da wurde richtig gebechert bis zum nächsten Morgen. Aber das ist wiederum eine ganz andere Geschichte.
Der Aufstiegskader des FCBB 2010/2011: Alexander Blessing, Bastian Doreth, Robert Garrett, Demond Greene, Darius Hall, Steffen Hamann (Kapitän), Markus Hübner, Artur Kolodziejski, Robert Maras, Aleksandar Nadjfeji, Chad Prewitt, Bogdan Radosavljevic, Jonathan Wallace, Beckham Wyrick. – Cheftrainer: Dirk Bauermann.

Der FCBB bei seinem Meistergewinn 2014. Kapitän Hamann stemmt den Pokal in die Höhe.