Ohne die Tore von Gerd Müller wäre der FC Bayern nicht der Verein, der er heute ist. Anlässlich seines 75. Geburtstags erzählen Weggefährten, was den Bomber der Nation als Fußballer und Menschen ausmacht.
Müllers Statur überrascht Maier
Wie hat diese ganze Erfolgsgeschichte begonnen? „Was hams denn da für einen geholt“, schoss Sepp Maier durch den Kopf, als der junge Stürmer Gerd Müller aus Nördlingen im Sommer 1964 das erste Mal im Training vor ihm stand. „Er war gut genährt“, erinnert sich das Torwart-Idol, „Oberschenkel hatte er wie bei anderen der Taillenumfang – so, wie der ausschaut, dachte ich mir, wird der nicht lange bei uns bleiben.“ Doch schon nach der ersten Einheit revidierte Maier seine Meinung: „Der Gerd schlug Haken wie ein Wildhase auf der Flucht, er war absolut undurchschaubar als Stürmer.“
Hoeneß konnte Müller nicht stoppen
Der Bomber gab in den 70ern nicht einmal einen Übungskick verloren. Uli Hoeneß erinnert sich noch genau, wie es ihm und Paul Breitner beim Spielchen „Alt gegen Jung“ einmal zu bunt wurde: Komm, wir zwei gehen jetzt in die Verteidigung, beschlossen die beiden Heißsporne, heute macht der nicht wieder seine sieben, acht Tore. „Ja, von wegen“, sagt Hoeneß mit einem Schmunzeln, „der Paul lag links auf dem Hosenboden, ich rechts, und Gerd schoss Tor um Tor.“
Rummenigges Lehrer
Karl-Heinz Rummenigge kam 1974 zum FC Bayern – und erlebte, wie Müller sauer unter der Dusche stand, wenn er mal keines oder aus seiner Sicht zu wenige Tore erzielt hatte. Der heutige Vorstandsvorsitzende genoss in dieser Zeit, aus nächster Nähe zu lernen. „Der Strafraum war Gerds Welt: Einen Schritt vor, einen zurück, vor, zurück, vor, zurück – und irgendwann hatte er die paar Zentimeter Raum, die ihm gereicht haben“, so Rummenigge, „er hatte ein Reaktionsvermögen wie kein anderer Mittelstürmer dieser Welt.“ Und auch technisch sei Müller stark gewesen: „Seine Doppelpässe mit Franz Beckenbauer waren millimetergenau – dieses Duo, ich würde sagen, das war für die Gegner wie Max und Moritz: Da war kein Kraut gewachsen.“
Der Kaiser adelt Müller
Wer ist der beste Bayern-Spieler gewesen – Franz Beckenbauer oder Müller? Der Kaiser selbst hat dazu eine klare Meinung: „Ohne Gerd hätten wir nie diese Erfolge gehabt. Er hat die Tore geschossen und hatte eine Mentalität, die uns weitergebracht hat. Ich würde sagen, Gerd war vielleicht nicht der beste Spieler – aber der wichtigste. Manchmal gibt es Klassifizierungen: ,Most valuable Player‘. Und das war er: Gerd war der wertvollste Spieler. Insofern war er auch der wichtigste.“
Inspiration, nicht nur für Hainer
Herbert Hainer meint, man könne „in Worten nur schwer beschreiben, was Gerd Müller für den deutschen Fußball und den FC Bayern geleistet hat. Gerd Müller hat vielen Menschen eine Inspiration gegeben, was man aus seinem Leben machen kann. Er steht für Fußball, für Tore - und für gelebte Bescheidenheit“, so der Präsident, „Gerd Müller wurde von den Fans in ganz Deutschland geliebt, selbst von denjenigen, die es sonst nicht mit dem FC Bayern hielten. Er war einer der größten Fußballer, und trotz seiner Popularität ist er immer bodenständig geblieben. Gerd Müller verkörpert, für was der FC Bayern bis heute steht.“
Verneigung vor dem Fußballer und Menschen Gerd Müller
Uli Hoeneß meint anlässlich des Geburtstags seines langjährigen Sturmpartners: „Lieber Gerd, ich wünsche mir, dass du all die Glückwünsche und Huldigungen genießen kannst, die dir an deinem 75. Geburtstag zuteilwerden. Du warst ein großartiger Fußballer, aber vor allem bist du ein großartiger Mensch. Ich weiß, so empfinden viele, viele Menschen – und ohne Ausnahme alle von uns beim FC Bayern von ganzem Herzen. Wir werden dir ewig dankbar sein.“
Den ausführlichen Text lesen Sie in unserem Mitgliedermagazin „51“.
Aufgrund der aktuellen Coronavirus-Lage und den Vorgaben des Freistaates Bayern kann die geplante Ehrung von Gerd Müller an seinem 75. Geburtstag im FC Bayern Museum leider vorerst nicht stattfinden. Mehr Infos gibt es hier:
Themen dieses Artikels