Auch für den FC Bayern neigt sich ein ereignisreiches und einmal mehr überaus erfolgreiches Jahr mit großen Schritten dem Ende entgegen. Im zweiten Part des großen Jahresabschlussinterviews blickt Präsident Herbert Hainer unter anderem auf das soziale Engagement des Vereins, die Weiterentwicklung der Basketballabteilung sowie der Rückkehr der Zuschauer in die Allianz Arena zurück.
Das Interview mit Herbert Hainer - Teil 2
Flüchtlingshilfe, entschiedenes Einstehen gegen Rassismus und Ausgrenzung – der FC Bayern hat auch im vergangenen Jahr sein soziales Engagement unter Beweis gestellt. Wofür soll der Club unter Ihrer Führung stehen?
„Dafür, dass der Sport und unsere wirtschaftliche Stabilität sicher die Basis für alles hier sind – der FC Bayern aber noch viel mehr als nur Erfolg ist. Wir wollen die Menschen auf und neben den Spielfeldern erreichen und Maßstäbe setzen. 2022 ist uns das einmal mehr gelungen: Wenn ich zum Beispiel an die Erkenntnisse der unabhängigen Studie zum FC Bayern in der NS-Zeit denke, die wir in Auftrag gegeben hatten, oder an unser Aktionswochenende ‚Rot gegen Rassismus‘, die Präsentation unserer Wanderausstellung zur NS-Zeit im Capitol von Washington, die Zeitzeugengespräche mit dem Holocaust-Überlebenden Abba Naor am FC Bayern Campus oder die rund 100 FC Bayern-Fans, die in Erinnerung an die Opfer der Anschläge während Olympia vor 50 Jahren mitgeradelt sind.“
Die FC Bayern Frauen haben im UWCL-Heimspiel gegen Barcelona einen Zuschauerrekord aufgestellt und gegen den FC Barcelona begeisterten Fußball gezeigt. Zeigt dies, dass sich der FC Bayern auch im Frauenfußball in der internationalen Spitze etabliert hat?
„Wir nähern uns diesem Ziel seit vielen Jahren kontinuierlich, und das 3:1 gegen Barcelona vor der Rekordkulisse im deutschen Clubfußball in unserer Allianz Arena war auf jeden Fall der nächste Meilenstein. Der Zuschauerzuspruch, der sicher noch größer gewesen wäre, wäre der Anpfiff nicht erst um 21 Uhr gewesen, zeigt, dass der Frauenfußball eine neue Dimension erreicht hat. Jetzt stehen wir erneut im Viertelfinale der Champions League und wissen, dass wir jeden schlagen können.“
Welche Bedeutung hat es für den FC Bayern eigentlich generell, dass die Zuschauer nach langer Wartezeit endgültig wieder in die Stadien zurückgekehrt sind?
„Die Rückkehr der Fans war 2022 sicher das Wichtigste, was für das große Ganze im Sport passiert ist. Es war ein Wendepunkt, auch über den Sport hinaus: Wir leben und erleben Dinge jetzt wieder gemeinsam, im Alltag wie beim Spielbesuch. Ich habe oft das Gefühl, die Pandemie steckt den Menschen weiter in den Knochen, dazu kommen aktuelle Sorgen wie der Ukraine-Krieg, die Sorge ums Klima, die Energiekrise – gemeinschaftliche Erlebnisse können hier vielen einen gewissen Halt geben. Sport verbindet, nicht zuletzt durch die Emotionen, die man zusammen auf den Tribünen durchlebt.“
Wie verfolgt der FC Bayern die Debatte um Equal Pay im Frauen-Fußball?
„Ich spreche dazu oft mit Karin Danner und Bianca Rech von unserer sportlichen Leitung. Es ist ganz klar, dass man im Clubfußball zunächst einmal über Equal Play statt Equal Pay reden muss – das sagen unsere Frauen selber. Es geht darum, Strukturen im deutschen Frauenfußball zu schaffen, um einen professionellen Wettbewerb auf höchstem Niveau zu etablieren. Da geht es um Punkte wie Trainingsmöglichkeiten, ärztliche Betreuung in den Clubs oder gleiche Wettbewerbsbedingungen innerhalb der Liga. Hier sind der DFB und alle Vereine gefragt. Alles muss gesund und vernünftig wachsen, es kann immer nur Schritt für Schritt gehen.“
Wie sehen Sie die Entwicklung beim FC Bayern Basketball?
„Auch hier sind wir seit Jahren auf einem guten Weg, uns in Europas Spitze zu etablieren - wir haben jetzt beispielsweise zwei Mal in Serie die Playoffs der Euroleague erreicht, und das wollen wir natürlich auch diese Saison wieder schaffen, nur haben wir bisher leider mit vielen Ausfällen zu kämpfen. Das erklärte Ziel für 2023 lautet, die Deutsche Meisterschaft zurück nach München zu holen sowie den Pokal zu gewinnen. Die Qualität ist auf jeden Fall da.“
Die FC Bayern Basketballer bekommen mittelfristig ein neues Zuhause. Ist das der erste Schritt, um sich auch hier langfristig in der europäischen Spitze zu etablieren?
„Das ist die Zukunft. Unser Geschäftsführer Marko Pešić hat das übergeordnete Ziel ausgegeben, dass München die Basketball-Hauptstadt von Europa wird. Der SAP Garden soll eine der modernsten Sportarenen der Welt werden und wird uns völlig neue Möglichkeiten verschaffen. Es wird ein Anreiz für Top-Spieler, für unsere Fans und neue Partner. München kann sich hier auf ein neues Wahrzeichen freuen.“
Wie lautet Ihr Wunsch für 2023?
„Gesundheit für unsere Spieler, unsere Fans, für uns alle. Und dann bin ich wieder beim Schlagwort ‚Hoffnung‘. Frieden ist die Basis für alles. Ich wünsche mir sehr, dass die Welt zur Vernunft kommt.“
Im ersten Part des Interviews sprach Herbert Hainer mitunter über die Rückkehr der Zuschauer in die Stadien, die zehnte deutsche Meisterschaft in Serie sowie das überaus erfolgreiche Jahr des Frauenfußballs:
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