In den 1960er Jahren war Rainer Ohlhauser Sturmpartner von Bomber Gerd Müller und hatte großen Anteil an den Erfolgen, die den Weg des FC Bayern ebneten. fcbayern.com blickt auf das Leben der Vereinslegende.
Mehr als 4.100 Tore gelangen dem FC Bayern bereits in der Bundesliga. Natürlich erzielte Gerd Müller die meisten davon und auch Robert Lewandowski schickt sich derzeit an, die Zahl immer weiter nach oben zu treiben. Das erste jedoch schoss Rainer Ohlhauser. Am 21. August 1965, 2. Spieltag der Premieren-Saison der Münchner, traf der Angreifer im Grünwalder Stadion in der 24. Minute zum 1:0 gegen Eintracht Frankfurt. Die Bayern gewannen mit 2:0 und bejubelten ihren ersten Bundesliga-Sieg. fcbayern.com blickt auf den Mann zurück, der nicht nur wegen seines Premieren-Tores großen Anteil an der großartigen Entwicklung der Roten hatte.
Münchner seit 1961
1961 wechselte der 20-jährige Ohlhauser von seinem Heimatverein SV Sandhausen zum FCB und sein Leben veränderte sich. Tagsüber arbeitete er als Stahlbauschlosser, abends ging es dann drei Mal die Woche zum Training. „Ich hatte vorher nur ein Jahr einen Trainer gehabt – bis 19 hatte ich mir alles selbst angeeignet“, erzählt Ohlhauser im Januar 2021 anlässlich seines 80. Geburtstages im Interview mit dem FCB-Magazin 51. Von den Voraussetzungen heutiger Tage war man damals aber noch weit entfernt. „Vor den Spielen haben wir uns auf der Straße vor dem Grünwalder Stadion auf Beton warm gemacht.“
Stürmer mit Torinstinkt und überragendem Tempo
Mit seiner bemerkenswerten Schnelligkeit und seinem Torinstinkt avancierte der gelernte Stahlbauschlosser schnell zu einem Stürmer, der in der gesamten Liga gefürchtet wurde. Als 1964 auch noch Gerd Müller an die Isar kam, hatten die Bayern ein Sturm-Duo, das seinesgleichen suchte. „Gerd war mein idealer Partner. Ich war sehr laufstark und habe ihn immer gesucht, er konnte den Ball gut abschirmen und abschließen. Aber er hat mir auch was gegönnt, manchmal kam ein Rückpass von ihm oder er spielte Doppelpass“, blickt Ohlhauser im Gespräch mit spox.com zurück.
Ohlhauser/Müller schießen FCB in die Bundesliga
In der Saison 1964/65 schoss das Duo die Bayern dann in die Bundesliga. 42 Liga- und 7 Aufstiegsrundentore erzielte Ohlhauser, Müller deren 33 und 6 - 88 erzielten die beiden im Aufstiegsjahr, kein Bayern-Duo war jemals erfolgreicher. Allein im entscheidenden Spiel gegen TeBe Berlin (8:0-Sieg) netzte Ohlhauser vier Mal ein. Nachdem sie bei der Gründung der Bundesliga dem Lokalrivalen 1860 den Vortritt lassen mussten und im Vorjahr scheiterten, waren Ohlhauser & Co. nun endlich im Oberhaus angekommen.
Titel national wie international
So begann die Erfolgsstory des FCB, der heute mit 30 Titeln Rekordmeister ist. Und auch für Ohlhauser sollte schnell Silberware dazu kommen. 1966 gewann er erstmals den DFB-Pokal. 1967 verteidigten die Bayern diesen Titel und triumphierten dazu sensationell im Europapokal der Pokalsieger. 1:0 nach Verlängerung hieß es damals im Finale gegen die Glasgow Rangers und natürlich war Ohlhauser entscheidend beteiligt. Seinen langen Pass verwandelte Franz Bulle Roth zum viel umjubelten Siegtreffer. Dieser Titel gilt als Beginn der großen Bayern-Ära.
1969 folgte dann der nächste große Coup und der FCB wurde erstmals Deutscher Meister in der Bundesliga. Dazu gewannen die Münchner außerdem erneut den DFB-Pokal – das erste Double der Vereinsgeschichte war geschafft. Einmal mehr war Ohlhauser kongenialer Partner von Bomber Gerd Müller. 40 der 61 Saisontreffer erzielte das Duo. Ohne diese Erfolge würde der FC Bayern heute nicht dort stehen, wo er steht. „So begann damals die Erfolgsgeschichte, man setzte auf die Jungen aus den eigenen Reihen – und seitdem hat dieser Verein einfach sensationell gewirtschaftet. Es ist unglaublich, diese Entwicklung zu sehen. Ich bin stolz, Teil dieser Geschichte zu sein“, schwärmt Ohlhauser in der aktuellen Ausgabe des 51.
Erinnerung an historische Erfolge mit dem FC Bayern
1970 verließ der Torjäger dann die Münchner nach über 300 Spielen mit unglaublichen 220 Pflichtspieltreffern in Richtung Zürich. Dort wurde er 1971 mit den Grasshoppern noch einmal Schweizer Meister und beendete 1976 seine Karriere beim FC Winterthur. „Der Aufstieg war die Basis von allem, der Europapokalsieg in Nürnberg war grandios – aber für mich war das Double das Schönste. Die Meisterschaft ist einfach etwas Besonderes, und dann haben wir noch den Pokal geholt – das erste Double des FC Bayern: historisch“, lässt Ohlhauser seine Karriere Revue passieren.
„Ich habe mit den Besten zusammengespielt, mit Franz Beckenbauer, Gerd Müller, Sepp Maier – das war eine absolute Ehre“, so der Mann weiter, der aufgrund seiner Schnelligkeit nicht nur in der Offensive überzeugte. „Wenn Franz Beckenbauer mal gefehlt hat, habe ich ihn ganz manierlich vertreten“, erzählt Ohlhauser, dass er hin und wieder Libero spielte.
Ohlhauser schwärmt von Lewandowski
Mit nun 80 Jahren verfolgt er weiterhin das Geschehen beim Rekordmeister mit großer Begeisterung. „Ich bewundere einen Robert Lewandowski, er kann alles, großartig. Mit ihm hätte ich auch mal gerne zusammengespielt“, meint er. Man kann sich gar nicht vorstellen, wie das Tore-Konto des FCB explodieren würde, würde der Ohlhauser von damals nun auch mit dem FIFA-Weltfußballer von 2020 ein Duo bilden.
Rainer Ohlhauser bestritt zahlreiche Finals. Als Spiel seines Lebens bezeichnet er jedoch ein Derby. Hier lest ihr warum:
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